Rund um Frankfurt haben sich etliche Cloudspeicher-Firmen angesiedelt. Im südlichen Kreis Darmstadt-Dieburg ist jetzt die Firma Trusted-Colo am Start.
Von Anja Ingelmann
Reporterin Wirtschaft Südhessen
Von außen erinnert das Rechenzentrum noch an eine Baustelle. Drinnen arbeiten die Server schon.
(Foto: Trusted-Colo)
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ALSBACH-HÄHNLEIN - Die Datenwolke rund um den Erdball wird täglich größer. Videos im Internet, Online-Spiele und immer mehr Daten werden in die Cloud ausgelagert, das erfordert eine Menge Speicherplatz. Rund um Frankfurt, wo der weltgrößte Internetknoten De-Cix zusammenläuft, haben sich deshalb viele Rechenzentren angesiedelt. In Südhessen gibt es wenige Anbieter, darunter E-Shelter mit einem Rechenzentrum in Rüsselsheim und das Darz in Darmstadt. Vor wenigen Monaten hat die neu gegründete Trusted-Colo GmbH & Co. KG ein Projekt in Alsbach-Hähnlein an den Start gebracht – es dürfte eines der ersten in der Region südlich von Darmstadt sein.
Rund 1,6 Millionen Euro wurden investiert
Seit November läuft der Probebetrieb im neuen Gewerbegebiet im Ortsteil Sandwiese. Hinter Trusted-Colo stehen der Unternehmer Heinz-Dieter Elbracht (66) und sein Sohn Fabian (29). „Der Standort ist ideal, denn er liegt in der Nähe mehrerer europäischer Glasfasertrassen, sodass wir nur die letzte Meile überbrücken mussten“, sagt Elbracht. Zudem sei die Lage über die Anbindung an die Autobahnen A 5, A 67 und an die B 3 verkehrsgünstig – auch von Frankfurt. Alle wichtigen Anbieter seien über die Datenleitungen zu erreichen, inklusive De-Cix, Amazon Cloud und Microsoft.
Der Seniorchef befasst sich seit rund 40 Jahren beruflich mit IT und Netzwerktechnik. Mit seinem anderen Unternehmen, der Elbracht-Computer GmbH, versorgt er unter anderem Kommunen und Firmen mit schnellem Internet per Richtfunk, wenn sie zum Beispiel nicht über Kabel angeschlossen sind (ein Mast steht beispielsweise auf dem Melibokus).
Seit 20 Jahren ist Elbracht Internetanbieter und mietet Speicherplatz in Rechenzentren. „Irgendwann dachte ich: Warum machen wir das eigentlich nicht selbst?“ Gemeinsam mit seinem Sohn, der Gebäude- und Systemtechnik studiert hat, nahm das Projekt Formen an. Im Gewerbegebiet Sandwiese fand man das passende Grundstück und Ende des Jahres nahm das Rechenzentrum den Betrieb auf, zunächst mit bis zu 240 Server-Racks und einer Datenkapazität bis zu 80 mal 100 Gigabit.
Rund 1,6 Millionen Euro wurden investiert, etwa in eine effiziente Klimaanlage und mehrfache Absicherung für Stromausfälle. Elbracht sieht gute Chancen, denn der Rechenzentrums- und Cloudmarkt wächst in Deutschland jährlich zwischen zehn und 20 Prozent und hat die Umsatzmilliarde längst überschritten.
Die offizielle Eröffnung ist frühestens für März geplant, doch die ersten Kunden sind schon am Netz, zum Beispiel die Gemeinde Alsbach-Hähnlein, zudem ist man Dienstleister für die eigene Elbracht-Computer GmbH. Weitere potenzielle Kunden sind Internetanbieter, Unternehmen, die ihre Server auslagern wollen, und Spiele-Fans, die eigene Server bevorzugen.
Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom ist das Wachstum in Deutschland trotz aller Dynamik langsamer als in Europa, Asien und USA – vor allem wegen langer Genehmigungsverfahren und teurer Strompreise, die bis zu sechsmal höher sind als in Nachbarländern.