Das bellende Klassenzimmer: Jennyfer Schmidtlein aus Griesheim hat eine Hundeschule für die ganze Familie
Von Anja Ingelmann
Reporterin Wirtschaft Südhessen
Wo ist das Bällchen? Jennyfer Schmidtlein und ihr Border Collie Quiero beim Training an einer Agility-Wand. Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm)
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GRIESHEIM - In der kleinen Sitzgruppe neben dem Hundeplatz ist schon der Frühling eingekehrt. Auf der Tischdecke sind bunte Schmetterlinge zu sehen und auf dem Tisch steht ein kleines Töpfchen mit echten Blumen. „Ich richte es mir gern wohnlich ein“, sagt Jennyfer Schmidtlein. Seit zwei Jahren betreibt sie ihre Hundeschule „Das bellende Klassenzimmer“ auf dem Gelände des Kompetenzzentrums des Bundesverbands der Hundeerzieher und Verhaltenstherapeuten (BHV) in Griesheim. Zuvor hatte sie ihr Domizil in Riedstadt-Goddelau.
„Ich wollte schon immer etwas mit Tieren machen, nur habe ich auf Anhieb nicht das Richtige für mich gefunden“, sagt Schmidtlein. Der erste Hund kam in die Familie, als sie fünf Jahre alt war, und seitdem gehören die Vierbeiner zum Alltag dazu. Im Jahr 2008 kündigte die gelernte Einzelhandelskauffrau ihren damaligen Job als Office Managerin in einer Marketingfirma und begann ihre Ausbildung beim BHV. „Mir war eine gewaltfreie Art der Hundeerziehung wichtig, dass man ohne Druck mit dem Tier arbeitet und gut mit ihm umgeht. Deshalb hat mich das Konzept des BHV angesprochen, auch, weil im Lehrgang viele praktische Übungen enthalten waren.“ Im selben Jahr zog Schmidtlein privat von Darmstadt nach Griesheim und Border Collie Quiero mit ein. „Seitdem widme ich mich voll und ganz der Hundewelt“, sagt sie. Quiero ist mittlerweile zehn Jahre alt und immer mit dabei.
Schwerpunktmäßig beschäftigt sich Schmidtlein damit, die Vierbeiner für den Alltag fit zu machen – die Tiere sollen mit den Menschen zurechtkommen und umgekehrt. An vier Tagen in der Woche bietet Schmidtlein Kurse an, von Welpenschule über Jungehundekurs, Basis- und Mittelstufe bis zur Oberstufe. Auch ein eigener Kurs für kleine Hunde bis sechs Kilogramm ist im Programm. Außerdem Clicker-Training, Agility und Bewegungsangebote für besonders kreative und sportliche Mensch-Hund-Teams.
DIE SERIE
Sie bestehen häufig seit Jahrzehnten und das nicht selten in Familientradition: Kleinunternehmen unserer Region. Abseits der mittelständischen Firmen und großen Konzerne werden sie oft nur unterschwellig wahrgenommen. Das soll sich durch die Serie „Die kleine Wirtschaft“ ändern. (red)
Die meisten Vierbeiner sind „typische Familienhunde“, aber auch einige Tierschutzhunde mit bewegter Vorgeschichte kommen in die Hundeschule. Manche stammen aus dem Ausland, haben auf der Straße oder in schlechter Haltung gelebt.
Mit neuem Herrchen ins zweite Leben starten
Mit einem neuen Herrchen oder Frauchen soll der Start in ein neues Leben beginnen und Jennyfer Schmidtlein hilft dabei. „Manche Hunde fahren nicht gerne Auto, andere haben schlechte Erfahrungen gemacht und haben deshalb Angst in bestimmten Situationen“, erklärt die Trainerin.
Nicht für alle ist ein Gruppenkurs das Richtige – dann schon eher eine Einzelberatung. „Das mache ich an den übrigen Tagen, wenn gerade kein Kurs läuft“, so die 31-Jährige. Dann schwingt sie sich in ihr blaues Auto mit den aufgeklebten gelben Pfoten und macht auch mal einen Hausbesuch. Häufig könne ein Hund nicht alleine bleiben oder es gebe Probleme beim Gassigehen, wenn Artgenossen entgegenkommen. Manchmal muss eine Zusammenführung mit einem Zweithund organisiert werden oder es müssen Schwierigkeiten im Umgang mit einem zweibeinigen Familienmitglied geklärt werden. „Jetzt am Wochenende waren es Katzen, mit denen sich der Hund nicht anfreunden konnte“, sagt die Trainerin. Der Preis für eine Kursstunde beträgt je nach Kurs etwa 15 Euro, eine Stunde Problemberatung kostet um die 50 Euro.
Schmidtlein ist zudem Mutter von zwei kleinen Kindern, zu ihren Kunden zählen viele Familien mit ihren Hunden. „Und das finde ich sehr schön.“ Kinder dürfen gerne mit und es sich in der Sitzecke gemütlich machen. An einigen Tagen im Jahr bietet Schmidtlein Events für die Kleinen an, demnächst zum Beispiel Ostereiersuchen mit Fotoshooting. Für die Sommerferien ist ein Kinderkurs geplant, in dem es um die Grundlagen im Umgang mit dem Hund geht.
Kinder, die keinen Hund besitzen, können an Informations- und Mitmachveranstaltungen teilnehmen. Hier ist immer ein Hund dabei, der Kinder mag und sich gerne streicheln lässt. Am Schluss liest Schmidtlein oft eine Geschichte vor, und es gibt ein Quiz, in dem die Kinder rote Karten zeigen können, wenn etwas nicht in Ordnung ist – zum Beispiel einen Hund hinterm Zaun zu ärgern oder in den Schlitz einer heruntergelassenen Scheibe am Auto zu greifen.