Hoffnungen anderer Städte haben sich zwar nicht erfüllt. Das Projekt der Digitalstadt soll es besser machen und noch vor Weihnachten an den Start gehen.
DARMSTADT - (ain/dpa). Das Projekt Digitalstadt sollte in Darmstadt auch ein Gewinn für den Einzelhandel sein. Ein Jahr sollten lokale Anbieter kostenlos über eine Darmstadt-Plattform in Zusammenarbeit mit dem Internet-Auktionshaus Ebay verkaufen können. An einem Workshop nahmen damals rund 40 interessierte Betriebe teil. Außerdem sollen sich die Geschäfte mit einem virtuellen Rundgang präsentieren können, der auch auf der eigenen Internetseite eingebunden werden kann. Dieses Projekt wurde schnell realisiert, doch die lokale Handelsplattform ließ bisher auf sich warten. Aber nicht mehr lange, wie Anke Jansen vom Darmstädter Citymarketing auf Nachfrage versichert. Noch in diesem Jahr, wahrscheinlich noch vor Weihnachten, wolle man die Plattform präsentieren, die für die Händler als „Schaufenster“ dienen soll.
Den Erfolg nicht nur am Umsatz messen
Dass der Handel darüber kräftige Umsätze macht, ist unwahrscheinlich. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Städte ähnliche Projekte an den Start gebracht. Viele erhofften sich, dem Siegeszug des E-Commerce mit Amazon, Zalando & Co etwas entgegensetzen zu können. Doch die Bilanz ist ernüchternd. „Der Versuch, durch lokale Online-Marktplätze die Innenstädte zu beleben, ist gescheitert“, urteilt etwa der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Es fehle an allem, was das Einkaufen im Internet attraktiv mache, von der großen Auswahl bis zu den günstigen Preisen. Stattdessen werde auf das Prinzip Hoffnung oder vielleicht eher noch auf das Mitleid der Verbraucher gesetzt. „Aber das war im Handel noch nie ein Rezept, das funktioniert.“ Horst Hesse von der Hochschule Koblenz sieht einen der größten Schwachpunkte in der geringen Zahl der teilnehmenden Händler. Mit 30 bis 60 Anbietern könne man das Shopping-Angebot einer Stadt im Internet nicht abbilden.
Das düstere Bild teilen nicht alle. Roman Heimbold, der mit seinem Unternehmen Atalanda in Deutschland 19 Online-Marktplätze betreut, wehrt sich dagegen, den Erfolg auf die Umsätze zu reduzieren. Für viele Händler und Dienstleistungsunternehmen sei es wichtiger, im Internet sichtbar zu werden. „Wir arbeiten vor allem mit kleineren und mittleren Unternehmen zusammen und viele sind beim Thema Digitalisierung noch sehr entwicklungsbedürftig“, betont er. Der Auftritt auf dem lokalen Marktplatz könne ein erster Schritt sein, um später Waren auf Amazon oder Ebay anzubieten. Ähnlich sieht man das in Wuppertal, das mit dem Portal Online-City 2014 einer der Vorreiter bei den lokalen Marktplätzen im Netz war.
Eine Marktanalyse des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zeigt, dass die lokalen Marktplätze im Onlinehandel bislang keine nennenswerte Rolle spielen. „Kein einziger von ihnen hat es in unser Ranking der 1000 größten Onlinehändler geschafft. Sie tun sich sehr schwer“, so EHI-Experte Lars Hofacker.