WETTENBERG-WISSMAR "Erzählt unsere Geschichten weiter. Vergesst uns nicht!" Diesen eindringlichen Appell von Christen im Irak hat die Wißmarerin Andrea Wegener nicht vergessen...

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. WETTENBERG-WISSMAR "Erzählt unsere Geschichten weiter. Vergesst uns nicht!" Diesen eindringlichen Appell von Christen im Irak hat die Wiß;marerin Andrea Wegener nicht vergessen können.

2014 war sie erstmals mit dem Gieß;ener Hilfswerk "Global Aid Network" (GAiN), dem humanitären Partner von "Campus für Christus" in dem von Terroristen gequälten Land. Wenn in deutschen Fernsehprogrammen vom Irak die Rede ist, dann geht es meist um Terroranschläge und Gräueltaten der Truppen des "Islamischen Staates" (IS).

Die 41-Jährige befindet sich im Norden des Landes, als der IS den Christen in Mossul ein Ultimatum stellt und sie Hals über Kopf die Stadt verlassen müssen. Viele flüchten sich nach Erbil, einige sogar in die Wohnung, in der auch Andrea Wegener und ihre Kollegen untergebracht sind. "Man hat uns alles genommen", klagen die Iraker. Die Katastrophenhelferin erlebt hautnah mit, wie sich die Lage der Flüchtlinge mit der Ausbreitung des IS und der Vertreibung Zehntausender Christen und anderer Minderheiten von Tag zu Tag verschärft. Sie ist vielen Verfolgten begegnet, zuletzt im Herbst, und hat ihre Geschichten aufgeschrieben.

Viele Verfolgte sind froh darüber, dass ihnen jemand zuhört: "Endlich dürfen wir darüber reden."

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Wegener hat in Leipzig Germanistik, Amerikanistik und Geschichte studiert. Heute leitet sie die Öffentlichkeitsarbeit von Campus für Christus in Gieß;en. Ihre Notizen von den Reisen, auf denen sie Terror, Vertreibung und Flucht, aber auch Gottvertrauen erlebt hat, schildert sie in ihrem Buch "Entkommen aus dem Netz des Jägers", das für 12,95 Euro im Verlag der Francke-Buchhandlungen (Marburg) erschienen ist. "Ich hatte eigentlich nicht den Wunsch, ein weiteres Buch zu schreiben", erzählt Wegener, die bereits ihre Eindrücke von Hilfseinsätzen in Haiti niedergeschrieben hat. Aber im Irak hörte sie jeden Abend die Geschichten der Verfolgten. Es seien alles frische Eindrücke gewesen. Der Tenor sei eher gewesen: Endlich dürfen wir darüber reden. In Andrea Wegener und anderen Mitarbeitern der Hilfsorganisation fanden die Iraker aufmerksame Zuhörer. Das Buch "Entkommen aus dem Netz des Jägers" gibt diesen Christen nun eine Stimme - wobei auch verfolgte Muslime und Jesiden zu Wort kommen.

Wegener betrachtet das Buch als Dienst an den dort lebenden Verfolgten. Auch wenn die vielen traurigen Schicksale das Herz und den Verstand müde machten, habe es jede einzelne Geschichte verdient, gehört zu werden. Beobachtungen der Autorin in Tagebuchform wechseln sich mit Lebensgeschichten ab. Es ist schmerzvoll zu lesen, wie eine Frau davon erzählt, wie der IS in ihr Haus einbricht. Die Männer drohen, die Kinder zu rauben, wenn kein Lösegeld bezahlt wird. In einem Nebensatz erwähnt die Frau, dass einige Familien nicht das nötige Geld besaß;en. Kinder seien entführt, zu IS-Kriegern gemacht oder zum "Vergnügen" der Söldnertruppe eingesetzt worden.