Opel-Zulieferer Rhenus SCR schließt Standort in Rüsselsheim

Anfang September demonstrierten Rhenus-Mitarbeiter in Rüsselsheim und forderten faire Abfindungen. Die Geschäftsführung erteilte wenig später eine Absage. Archivfoto: Vollformat/Dziemballa

Der Kontraktlogistiker Rhenus SCR mit seinen noch 95 Beschäftigten hat in Rüsselsheim keine Zukunft mehr.

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RÜSSELSHEIM. Was Veränderungen angeht, ist Opel mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. Davon sind nicht nur die eigenen Mitarbeiter betroffen, sondern auch die bei Zulieferern aus der Region. Einigen gehen Aufträge verloren, da in Rüsselsheim viel weniger Autos gebaut werden und gleichzeitig weniger Teile gebraucht werden. Neue Modelle wie der Astra, der ab 2021 in Rüsselsheim vom Band laufen soll, stehen auf einer Plattform des französischen Mutterkonzerns PSA. Einer der ersten Zulieferer bleibt nun auf der Strecke: Der Kontraktlogistiker Rhenus SCR mit seinen noch 95 Beschäftigten, hat in Rüsselsheim keine Zukunft mehr. Opel habe den Dienstleistungsvertrag mit Rhenus SCR gekündigt und werde die Arbeitsplätze ab April mit eigenen Mitarbeitern besetzen, teilte die IG Metall mit.

Vor zwei Jahren packten bei Rhenus in Rüsselsheim noch 700 Beschäftigte angelieferte Teile vor und brachten sie an die Bänder. Doch die Umstrukturierung bei Opel brachte Rhenus den Kahlschlag. Von 700 Jobs wurden zunächst 400 abgebaut. Etwa ein Fünftel der Stellen war mit Leiharbeitern besetzt, die gleich gekündigt wurden. Von den verbliebenen 200 sollte Ende des Jahres die Hälfte gehen, jetzt kommt das Aus. „Wir sind schockiert über diese Entwicklung, aber sie ist für uns nicht überraschend“, sagt Daniel Bremm von der IG Metall Darmstadt mit Blick auf den Stellenabbau aus der Vergangenheit. Aktuell führe die Rechtsstelle noch Kündigungsschutzklagen von der letzten Entlassungswelle vor dem Arbeitsgericht Darmstadt. „Da ist es schon bitter, dass es genauso weitergeht. Langjährige Beschäftigte werden ihren Arbeitsplatz verlieren und es ist zu erwarten, dass sie nur eine geringe Abfindung erhalten, obwohl es sich bei Rhenus um einen solventen Konzern handelt,“ sagt Jochen Homburg, Chef der IG Metall in Darmstadt. Der Konzern solle seiner Verantwortung nach Jahren des Gewinns bei Opel „endlich nachkommen“. Betriebsratsvorsitzender Ali Abalgouch kündigte an, alles für die Beschäftigen herauszuholen.

Auch andere kämpfen ums Überleben

Opel wollte sich zum Thema nicht äußern. Rhenus SCR hat für Montag eine Stellungnahme angekündigt, man wolle zuerst die Beschäftigten informieren, so ein Unternehmenssprecher. Die Rhenus-Gruppe ist ein weltweit tätiger Logistikdienstleister, 31 000 Beschäftigte erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro.

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Auch andere Opel-Zulieferer kämpfen ums Überleben. So steht der Standort der Lear Corporation in Ginsheim-Gustavsburg vor dem Aus, der für Opel Sitze produziert. Der Auftrag für den neuen Astra ging an die irische Adient, die im polnischen Gliwice schon Sitze für das dortige Opel-Werk liefert. Die Belegschaft in Ginsheim-Gustavsburg wurde bereits von 400 auf zuletzt 250 reduziert.

Von Anja Ingelmann