Opel: Kurzarbeit für 4000 Mitarbeiter in Rüsselsheim

Am Opel-Stammsitz Rüsselsheim werden in den kommenden sechs Monaten rund 4000 Beschäftigte kurzarbeiten.

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RÜSSELSHEIM. Am Opel-Stammsitz Rüsselsheim werden in den kommenden sechs Monaten rund 4000 Beschäftigte kurzarbeiten. Das teilte der Autobauer auf Anfrage dieser Zeitung mit. Opel hatte bei der Bundesagentur für Arbeit für das Technische Entwicklungszentrum (7700 Beschäftigte) sowie für die Verwaltung Kurzarbeit beantragt. Die Arbeitsagentur genehmigte die auf ein halbes Jahr anberaumte Maßnahme am Montag. In den Bereichen ist der größte Teil der 14 000 Rüsselsheimer Opelaner beschäftigt. Offen war bislang, wie viele Beschäftigte am Stammsitz tatsächlich kurzarbeiten werden. Den Angaben zufolge wird in den sechs Monaten an 24 Tagen kurzgearbeitet, also an vier Tagen im Monat.

Opel muss die Arbeitskosten drücken. Und zwar massiv, will der Autobauer sein große Ziel – 2020 schwarze Zahlen – erreichen. Betriebsbedingte Kündigungen will man vermeiden, das hat Opel-Chef Michael Lohscheller immer wieder betont. Stattdessen setzen Management und Arbeitnehmervertreter auf die Ausweitung der Altersteilzeit bis zum Jahrgang 1960, auf eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 35 Stunden bei einem Großteil der Rüsselsheimer Belegschaft - und auf Kurzarbeit.

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Autobauer verschafft sich Luft

Letztere verschafft dem Unternehmen Luft. Denn mit dieser Maßnahme können die Kosten schnell gedrückt werden, ohne Personal abzubauen. Das Kurzarbeitergeld zahlt die Agentur für Arbeit, also die Allgemeinheit. Es beläuft sich, je nach Familienstand, auf 60 bis 67 Prozent des Nettoeinkommens. Doch die Maßnahme ist bislang auf sechs Monate begrenzt. Was kommt danach? „Darüber hinaus können wir keine Aussagen treffen, dies ist reine Spekulation“, erklärte Opel. In Unternehmenskreisen hält man es für gut möglich, dass im Anschluss an die sechs Monate für ein weiteres halbes Jahr Kurzarbeit beantragt wird. Möglicherweise mit einer kurzen Unterbrechung. Das Gesetz erlaubt maximal zwölf Monate Kurzarbeit.

Opel könne sich auf diesem Weg wichtige Zeit verschaffen, heißt es in Unternehmenskreisen. Um zum Beispiel zu beobachten, wie die vereinbarten Altersteilzeitprogramme von der Belegschaft angenommen werde und wie die Aufgaben zwischen der französischen Mutter PSA und Opel verteilt werden. Vor betriebsbedingten Kündigungen sind die rund 19.000 Mitarbeiter in Deutschland noch 2018 geschützt. Doch einer erneuten Kurzarbeit muss die Arbeitsagentur zustimmen. Sie tut das in der Regel, wenn bei vorübergehendem Arbeitsausfall auf diesem Weg Kündigungen vermieden werden können – und wenn absehbar ist, dass sich die Lage substanziell bessert. All dies müsse klar und nachvollziehbar begründet werden, heißt es.

Mitarbeiterzahl sinkt in Ellesmere Port um 35 Prozent

Im Werk der britischen Schwestermarke Vauxhall in Ellesmere Port wird der Personalbestand bereits massiv reduziert. Von den zuletzt rund 1870 Stellen sind 400 schon abgebaut worden, von April bis September sollen nach Angaben von von Opel weitere 250 über Abfindungen folgen. Damit sinkt die Mitarbeiterzahl in Ellesmere Port insgesamt um 35 Prozent auf rund 1200. Der Automarkt in Großbritannien ist 2017 so stark geschrumpft wie seit Jahren nicht mehr. Nach Angaben des Herstellerverbandes SMMT um 5,7 Prozent auf 2,54 Millionen Einheiten. Nach einem Bericht der Automobilwoche begründet SMMT die Entwicklung mit der Verunsicherung der Kunden durch den Brexit und die Diskussion um den Dieselmotor.

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Besonders schlimm traf es Vauxhall: Bezogen auf das Gesamtjahr verkaufte die Opel-Schwestermarke laut Automobilwoche 22,2 Prozent weniger Autos. In Ellesmere Port laufen zwei Astra-Varianten vom Band. In dem Werk wird nach Opel-Angaben die Produktion von zwei auf nur noch eine Schicht reduziert. Ein ähnliches Schicksal trifft die Produktion im polnischen Gliwice, wo weitere Astra-Versionen gefertigt werden. Nach Angaben von Opel wird dort ab Februar von drei auf zwei Schichten zurückgefahren.