Lahn-Dill-Kreis plant Glasfaser bis in jedes Haus

Für schnellere Internetverbindungen hat der Lahn-Dill-Kreis bereits Glasfaserkabel in jedes Dorf verlegen lassen. Nun soll der nächste Schritt geplant werden: Glasfaser bis in...

Anzeige

WETZLAR/DILLENBURG. Für schnellere Internetverbindungen hat der Lahn-Dill-Kreis bereits Glasfaserkabel in jedes Dorf verlegen lassen. Nun soll der nächste Schritt geplant werden: Glasfaser bis in jedes Haus.

Seit anderthalb Jahren ist der erste Schritt vollzogen: Die Telekom hat Glasfaserkabel bis zu den grauen Verteilerkästen in jedem Dorf verlegt. Damit sollen Datenübertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 30 MBit pro Sekunde möglich sein. Geschätzte 44 Millionen Euro hat dieser Breitbandausbau gekostet, insgesamt rund acht Millionen Euro haben Kreis sowie Städte und Gemeinden beigesteuert, weil die Telekom ursprünglich nur die rentablen Gebiete und nicht auch kleinere Dörfer anschließ;en wollte.

Geschätzte Kosten: 300 Millionen Euro

Auf der so genannten "letzten Meile" von den grauen Kästen bis zu den Häusern liegt nach wie vor Kupferkabel. Würde man auch hier Glasfaserkabel verlegen, wäre eine Datenübertragungsrate von bis zu mehreren GBit pro Sekunde möglich. Aber: Dieser Ausbau wäre teuer. Das dann mehr als zehnfache Internettempo würde das Achtfache des bisherigen Breitbandausbaus kosten, geschätzte 300 Millionen Euro. Damit rechnet Hermann Steubing von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft Lahn-Dill-Breitband, sie soll die schnellen Internetverbindungen im Kreis vorantreiben.

Anzeige

Dennoch wolle man das Projekt "Glasfaser bis in jedes Haus" (FTTH: Fiber to the home) angehen. Die Bundesregierung stelle derzeit Fördergeld für schnelles Internet zur Verfügung. Mit rund 300 000 Euro wolle der Kreis eine komplette Ausbauplanung in Auftrag geben, berichtet Steubing. Das Ergebnis soll die Grundlage für den Ausbau sein. Städte und Gemeinden könnten dann, wenn sie zum Beispiel Wasserleitungen verlegten, bereits gleichzeitig Leerrohre verlegen lassen, durch die später Glasfaserkabel durchgezogen werden könnten. Den Zeitpunkt für den tatsächlichen Glasfaserausbau bis zu jedem Haus im Lahn-Dill-Kreis sieht Steubing allerdings noch nicht.

Bliebe noch der letzte Schritt: das Glasfaser innerhalb des Hauses – vom Hausanschluss bis zum Computer. "Dafür müssen die Bürger selbst sorgen", sagt Steubing. Wer ein neues Haus baue oder umfänglich saniere, sollte Rohre verlegen, durch die er später Glasfaserkabel durchziehen könne.

Internet-Entwicklungsland Deutschland

Wie viele Haushalte sind in Deutschland bislang direkt ans Glasfasernetz angeschlossen? 2,3 Prozent. Das geht aus Daten (Stand: Februar 2017) hervor, die das "FTTH Council Europe" veröffentlicht und die "Wirtschaftswoche" ausgewertet hat. Zum Vergleich die Werte aus anderen Ländern: Österreich (1,2 %), Angola (2,3 %), Ecuador (2,9 %), Schweiz (8 %), Türkei (10,8 %), EU-Durchschnitt (13,9 %), Frankreich (14,9 %), Ungarn (16 %), Niederlande (17,9 %), Estland (25,9 %), Bulgarien (28 %), Norwegen (33,7 %), Neuseeland (37,5 %), Schweden (43,4 %), Japan (69,1 %), Südkorea (81,6 %) und Vereinigte Arabische Emirate (94,3 %). (jli)