Da die Baukosten kräftig zulegen, steigt der Aufwand für Versicherungen im Schadenfall. Die Sparkassenversicherung plant darüber hinaus aber keine Tariferhöhung.
Wiesbaden/Stuttgart. Nach einem kräftigen Anstieg der Tarife für Wohngebäudeversicherungen wird mit einer weiteren Teuerung gerechnet, die aber nicht mehr so hoch ausfallen wird, wie in diesem Jahr. Davon geht der Finanzvorstand der Sparkassenversicherung (SV), Roland Oppermann, aus. Im Zuge der Inflation seien Bau- und Reparaturkosten deutlich gestiegen. „Besonders spürbar wirkt sich das in der Gebäudeversicherung aus.“ Experten rechneten aber nicht damit, dass die Preise im gleichen Tempo weiter zulegten.
Neuwertfaktor für Wohngebäude steigt um 14,7 Prozent
Nach Angaben des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) nimmt der Anpassungsfaktor, der für die Wohngebäudeversicherung mit gleitendem Neuwert gilt, in diesem Jahr gegenüber 2022 um 14,7 Prozent zu. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren betrug das Plus im Schnitt drei Prozent. Der gleitende Neuwert eines Wohngebäudes gibt an, wie viel der vollständige Neubau dieses Gebäudes kosten würde. „Darüber hinaus wurden in der Sparkassenversicherung im Gegensatz zu manchen Konkurrenten aber keine Beitragserhöhungen vorgenommen“, versichert Oppermann.
Sparkassenversicherung kauft Handwerksfirmen
Die Sparkassenversicherung will mit dem Ausbau eines eigenen Dienstleistungsnetzes die Schadensanierung beschleunigen und die Kosten niedrig halten. Mittlerweile hat der ehemalige Monopolversicherer fünf Schadensanierer übernommen. In der Regel seien das größere Handwerksfirmen, deren Eigentümer aus Altersgründen einen Nachfolger suchten. „Perspektivisch wollen wir in allen Regionen mit eigenen Sanierungsunternehmen vertreten sein“, betont Oppermann.
Gleichzeitig soll der Kundenservice weiterentwickelt werden. „Wir wollen schneller werden und die Erstlösungsquote verbessern“, erläutert Oppermann. Der neue SV-Vorstand mit Sitz in Wiesbaden, Michael Meiers, der konzernweit für den Kundenservice zuständig ist, habe bereits erste Ideen entwickelt. Im Innendienst in Wiesbaden arbeiten 706 Mitarbeitende, am Standort Mannheim sind es 579.
Die gebuchten Bruttobeiträge in der Sachversicherung der SV legten im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro zu. „Damit sind wir erneut stärker gewachsen als der Markt, der um 4,0 Prozent zulegte“, bilanziert Finanzchef Oppermann. Das Neugeschäft sank von 112,5 auf 105,0 Millionen Euro. Aufgrund geringerer Unwetterschäden ist der Schadenaufwand um 18,6 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro zurückgegangen. Die Schaden-Kostenquote verbesserte sich deutlich von 102,1 auf 86,3 Prozent und lag damit unter dem Marktschnitt von 95 Prozent. Das versicherungstechnische Ergebnis kletterte von minus 60,4 Millionen Euro auf 211,4 Millionen Euro.
In der Lebensversicherungssparte spürt die Sparkassenversicherung den Zinsanstieg, der andere Geldanlagen attraktiver machte. Aufgrund der Inflation legen die Haushalte zudem weniger für die Altersvorsorge zurück. Die Stornoquote nahm leicht von 3,9 auf 4,7 Prozent zu. Einige Kunden hätten ihre Lebensversicherungen vorübergehend beitragsfrei gestellt. Da die Einmalbeiträge deutlich sanken, gingen die Bruttobeiträge um 400 Millionen Euro auf 1,55 Milliarden Euro zurück.
In Summer erwartet die Sparkassenversicherung nach Steuern ein Konzernergebnis von mehr als 80 Millionen. Das Ergebnis liegt deutlich über dem, um einen einmaligen Sondereffekt in Höhe von 47,7 Millionen Euro bereinigten Vorjahreswert von 65,3 Millionen Euro. Im Jahr 2020 betrug das Ergebnis 60,1 Millionen Euro.