Darmstadt/Südhessen (red). Der digitale Umbruch in der Arbeitswelt könnte in Darmstadt Tausende Jobs kosten. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG )...
. Darmstadt/Südhessen (red). Der digitale Umbruch in der Arbeitswelt könnte in Darmstadt Tausende Jobs kosten. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG ) und verweist auf eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach sind in Darmstadt 21 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in hohem Maße durch die Digitalisierung bedroht. Bei diesen Stellen könnten bereits heute mindestens 70 Prozent aller Tätigkeiten von computergesteuerten Maschinen erledigt werden. Grundsätzlich könne die Digitalisierung sowohl zur Aufwertung von Berufen führen als auch zu deren Abbau, so die Forscher.
Die NGG spricht von "alarmierenden Zahlen", warnt jedoch vor "Schwarzmalerei": "Corona hat dem digitalen Wandel der Arbeitswelt einen zusätzlichen Schub gegeben. Ob Computer tatsächlich so viele Jobs ersetzen, das liegt auch an den Unternehmen und den Beschäftigten", sagt Guido Noll, Geschäftsführer der NGG Darmstadt und Mainz. Denn dort, wo Mitarbeiter für die digitale Zukunft fit gemacht werden, könne die Industrie 4.0 eine große Chance sein. Notwendig sei eine Qualifikationsoffensive, so Noll. "Dabei sollten auch die Betriebsräte ein Wort mitreden. Sie wissen, wo der Bedarf in der Firma am größten ist."
Das zeige sich etwa an der Ernährungsindustrie mit rund 2100 Beschäftigten in der Region Darmstadt: "In der Branche kümmern sich Arbeitnehmervertreter seit Jahren darum, dass Automatisierung und Digitalisierung nicht zulasten der Mitarbeiter gehen", so Noll. Viele Beschäftigte, die früher am Fließband standen, arbeiteten heute in der Qualitätskontrolle. Und Lagerlogistiker bauten auf die Unterstützung von vernetzten Computern, die Zutaten automatisch bestellen, wenn sie zur Neige gehen.
Nach Angaben des IAB hat die Digitalisierung in den letzten Jahren deutlich an Fahrt gewonnen: Zwischen 2013 und 2016 stieg der Anteil der Arbeitsplätze, die potenziell zu einem Großteil durch Maschinen ersetzbar sind, bundesweit von 15 auf 25 Prozent. Berufe in der Fertigung sind besonders betroffen.
Wie dramatisch die Folgen tatsächlich sind, das hängt laut IAB nicht nur von Unternehmen und Beschäftigten ab. "So wird es weiterhin Handwerksbäckereien geben, wenn Verbraucher ein handgebackenes Brot mehr wertschätzen als ein maschinell gefertigtes."