Streik: Die allermeisten Linien von RMV und Vlexx fallen aus

Bereits am vergangenen Freitag legte die EVG den Nah- und Regionalverkehr für mehrere Stunden lahm. Nun folgen neue Streiks.
© Jens Büttner/dpa

Der am späten Sonntagabend startende große Bahn-Streik wird die Pendler der Region hart treffen. Welche RMV-Linien fallen komplett aus und warum stehen auch Vlexx-Züge?

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Hofheim/Wiesbaden/Berlin. Man spricht zwar immer wieder miteinander, aber gebracht hat es aus Sicht der Fahrgäste bislang nichts. Die Gewerkschaft EVG sieht in den Offerten der Bahn bislang nichts außer „Scheinangeboten“ und hatte dem Unternehmen ein Ultimatum gesetzt. Mittlerweile ist klar, die Gespräche sind gescheitert, der große Bahn-Streik - von Sonntag 22 Uhr bis Dienstag 24 Uhr - kommt. Und er wird die Pendler hart treffen. Sehr hart.

Welche Linien des RMV fallen komplett aus, welche verkehren noch?

Wie der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) am Freitagmorgen auf seiner Homepage mitteilte, werden „im RMV-Gebiet die meisten Regional- und S-Bahn-Linien ausfallen. Auch Fern- und Güterverkehr werden vom Streik massiv betroffen sein.“ Wie es weiter hieß, „entfallen aller Voraussicht nach die Linien RB11 (Bad Soden - Frankfurt Höchst) und RB16 (Friedberg - Friedrichsdorf) komplett, für die Linie RB16 werden ersatzweise Busse fahren.“ Die Linie RB12 wiederum werde nur zwischen Königstein und Liederbach verkehren. Allerdings werden einige Züge der Schulverkehrslinie RB15 zwischen Grävenwiesbach und Wehrheim fahren.

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U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse werden den Angaben zufolge nicht bestreikt und verkehren planmäßig. Das ist bislang alles, weitergehende Informationen gibt es noch nicht. Der RMV will informieren, „sobald nähere Informationen vorliegen“, teilt der Verkehrsverbund mit und verweist auf die kostenlose Streikhotline der Bahn, die unter 08000-996633 eingerichtet worden ist.

Warum trifft es auch den Bahn-Konkurrenten Vlexx?

Der Streik bring auch beim Bahn-Konkurrenten Vlexx den Verkehr mehr oder weniger zum Erliegen. Am Freitagvormittag ging das Unternehmen davon aus, „dass es bei Vlexx zu einem nahezu vollständigen Stillstand des Verkehrsbetriebes im genannten Zeitraum kommen wird“. Man bereite sich aktuell darauf vor. „Da auch Mitarbeitende beim Infrastrukturbetreiber DB Netz AG zum Streik aufgerufen worden sind, wird Vlexx die Schieneninfrastruktur voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen“, teilte das Unternehmen zur Begründung mit. Vlexx hat zwar eigene Züge und Lokführer, nutzt aber das Schienennetz der Bahn.

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Welche Vlexx-Strecken komplett zum Erliegen kommen und auf welchen Linien noch vereinzelt Züge verkehren, war am Freitagvormittag noch nicht bekannt. „Daher ist derzeit weder eine Prognose über mögliche Verbindungen auf der Schiene möglich, noch kann ein Ersatzfahrplan angeboten werden“, so das Unternehmen. Da in weiten Teilen Deutschlands auch Busunternehmen von der Arbeitsniederlegung betroffen sein werden, könne ein Schienenersatzverkehr ebenfalls nicht gewährleistet werden. „Wir arbeiten allerdings mit Hochdruck daran, am Sonntag vereinzelt Busse anbieten zu können.“ Nach dem Ende des Streiks am Dienstag um 24 Uhr wolle man den Verkehr „nach und nach wieder aufnehmen, sofern es die Streikauswirkungen zulassen“. Es könne deshalb auch nach Streikende noch zu Einschränkungen kommen.

Wenn Züge wieder fahren: Gilt 10-Minuten-Garantie der RMV auch für 49-Euro-Ticket?

Sofern die RMV-Linien wieder normal verkehren, gibt es für die Fahrgäste eine weitere Neuerung: Für das 49-Euro-Ticket gilt die 10-Minuten-Garantie des Verbunds nicht. Inhaber und Inhaberinnen hätten Anrecht auf die bundesweit gültigen Fahrgastrechte im Schienenverkehr. Erstattung oder Entschädigung gibt es demnach bei mehr als 60 Minuten Verspätung. Die Zehn-Minuten-Garantie wurde zum Juni 2017 eingeführt. Fahrgäste mit Einzelfahrkarten bekommen je nach Ticket beispielsweise maximal sechs oder acht Euro erstattet. In besonderen Fällen werden die Kosten für eine Fahrt mit dem Taxi bezahlt.

Der RMV hat laut dpa vergangenes Jahr rund eine Million Euro an Kunden ausgezahlt, die Erstattungen im Rahmen der Zehn-Minuten-Garantie beantragt haben. Rund 470.000 Anträge seien gestellt worden, teilte der Verbund auf Anfrage mit. Im Vorjahr waren es rund 900.000 Euro und rund 430.000 Anträge. Kommen Busse oder Bahnen mehr als zehn Minuten zu spät an, können Fahrgäste vom RMV Geld zurückerhalten. Die Zahlen seien jedoch unter anderem deshalb nur sehr bedingt vergleichbar, da es vergangenes Jahr drei Monate lang das 9-Euro-Ticket gab, für dessen Inhaber die 10-Minuten-Garantie nicht galt. In diesem Zeitraum habe es nahezu keine Anträge gegeben, erklärte der RMV.