Pascal Reinheimer und sein Team bringen Computer in Unternehmen ans Laufen und bieten einen Service, den nicht jeder hat.
DARMSTADT. Manche IT-ler mögen im Keller sitzen, sich mit komplexen Problemen auseinandersetzen und wenn sie nicht weiterkommen, holen sie sich Infos im Internet ohne dafür mit einem Menschen zu reden. So einer ist Pascal Reinheimer (37) nicht. Offener Blick, ein Lächeln, fester Händedruck – der Mann geht auf sein Gegenüber zu. Der Kontakt von Mensch zu Mensch gehört bei ihm zur Firmenphilosophie. Vier Mitarbeiter beschäftigt er in der Reinheimer Systemloesungen GmbH mit Sitz in Darmstadt. „Aber mir ist es lieber, wenn wir von Kollegen sprechen. Wir sind ein Team“, sagt der Chef.
Der Betrieb betreut 120 Firmenkunden zwischen Taunus, Frankfurt, Aschaffenburg und Bergstraße. Alle Branchen sind vertreten, Ärzte, Steuerberater, Maschinenbaubetriebe genauso wie Handwerker, „vom Ein-Mann-Arbeitsplatz bis zu 200 Mitarbeitern“. Reinheimer liefert alles, was für ein funktionierendes IT-System nötig ist, an erster Stelle Computer und Netzwerkinfrastruktur. Server werden in Rechenzentren gemietet oder in den Betrieben vor Ort betreut, zudem berät man bei Softwareauswahl und IT-Sicherheit. Gerade das Thema rund um Virenscanner und Firewalls ist ein großes. Wie der Branchenverband Bitkom schätzt, gaben Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr 4,6 Milliarden Euro für IT-Sicherheit aus – so viel wie nie zuvor. Viel Zeit und Mühe kosten das Thema Datenschutz, wofür man einen Fachanwalt an der Hand hat. Um Drucker, Kopierer und Telefon kümmert sich Reinheimer weniger, „dafür arbeiten wir mit Partnern zusammen“.
Der persönliche Kontakt gehört bei dem kleinen Systemhaus zur DNA, „die Kunden erwarten, dass wir zu ihnen kommen“. Jeder hat einen festen Ansprechpartner und falls dieser ausfällt, steht ein weiterer Kollege parat. Reinheimer hebt sich damit von anderen Anbietern ab, die Anfragen über automatische Systeme abwickeln. „Ich habe festgestellt, dass die Kunden diese Ticketsysteme gar nicht mögen“, sagt der Unternehmer. Viel zu oft würden die Tickets geschlossen, das Problem sei aber nicht gelöst. Einmal im Jahr besucht der Chef seine Kunden selbst, fragt nach Zufriedenheit und Verbesserungsmöglichkeiten. „Es ist ein Geben und Nehmen – man nimmt Rücksicht aufeinander“, sagt er. Man selbst helfe schnell bei Problemen und sei flexibel, der Kunde verlange im Gegenzug nicht unbedingt noch um 22 Uhr eine Leistung, die noch am nächsten Morgen zu erbringen sei. So könne man auch mit einem kleinen Team guten Support bieten.
Reinheimer unterhält kein Büro, er und seine vier Kollegen sind entweder beim Kunden oder arbeiten im Homeoffice. Der Zugewinn an Freizeit komme im Team „sehr gut an“. IT-Serviceleistungen sind gefragt, der Betrieb muss nicht um Aufträge kämpfen und wird häufig weiterempfohlen. Einige Kontakte zu späteren Kunden kamen über die Homepage zustande, denn hier betreibt Reinheimer einen ausführlichen Blog. „Alles ist suchmaschinenoptimiert, sodass wir bei vielen Themen auf Platz eins sind, wenn man über Google sucht.“
Manche kleine IT-Firmen seien mit den Rahmenbedingungen überfordert und machten nach wenigen Jahren wieder zu. Reinheimer Systemloesungen gibt es jetzt seit 22 Jahren. Die Schreibweise ließ sich übrigens ein Grafiker einfallen – auch das vermutlich, um sich von der Masse abzusetzen. Pascal Reinheimer war schon als Jugendlicher von Computern begeistert, mit 15 Jahren betreute er zum Beispiel den Computerraum in seiner Schule und übte das, was er heute ist. Über private Kontakte kam er an den ersten Firmenkunden, mit 18 gründete er sein eigenes Unternehmen und die Kunden wurden mehr. Trotzdem zog er noch ein Informatikstudium an der Fachhochschule Darmstadt durch, „mit Abschluss, das gelingt nicht allen in der Branche“, sagt er und lacht. Oft genug winkt den Studenten vorher schon ein gut bezahlter Job. Das gilt heute umso mehr angesichts von 124 000 offenen IT-Stellen bundesweit.
Trotz Fachkräftemangel soll der Markt mit IT- und Kommunikationstechnologie dieses Jahr in Deutschland um 1,5 Prozent auf 172 Milliarden Euro wachsen. Um als kleines Unternehmen ein Stück vom Kuchen abzubekommen, muss das Team auf dem neusten Stand bleiben. Betriebssysteme, Cloud-Angebote und Firewalls kämen immer schneller auf den Markt. „Wer drei Monate zuhause bleibt, hat den Anschluss verpasst.“
Von Anja Ingelmann