Volle Züge ins Rhein-Main-Gebiet, geklaute Fahrräder an den Bahnhöfen, mangelhaftes ÖPNV-Angebot im Lahn-Dill-Kreis – der Fahrgastbeirat für den Kreis sowie die...
WETZLAR/DILLENBURG. Volle Züge ins Rhein-Main-Gebiet, geklaute Fahrräder an den Bahnhöfen, mangelhaftes ÖPNV-Angebot im Lahn-Dill-Kreis – der Fahrgastbeirat für den Kreis sowie die Stadt Wetzlar hat etliche Probleme beim Bus- und Bahnverkehr ausgemacht.
Die Sprecherin des Beirats, Barbara Böcher, hat vergangen Woche in einer Ausschusssitzung den Kreispolitikern berichtet. Sie stellte die Themen vor, die das vor sechs Jahren gegründete Gremium in den vergangenen Monaten beschäftigt hat.
ÖPNV-Angebot im Lahn-Dill-Kreis: Der ländliche Raum muss nach Einschätzung des Fahrgastbeirates deutlich besser an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV; Busse und Bahn) angeschlossen werden. Insbesondere abends und am Wochenende sei das Angebot eher schlecht. "Das öffentliche Verkehrsangebot im Lahn-Dill-Kreis ist noch zu sehr am Schülerverkehr orientiert", sagte Böcher. "Menschen ohne Auto sind auf dem Land von der Mobilität abgeschnitten." Man müsse auch über Alternativen zum klassischen Busbetrieb nachdenken. Das Projekt "Mobilität im ländlichen Raum" habe bisher zu keinen Änderungen geführt.
Bahnsteighöhen: An den Bahnhöfen gebe es uneinheitliche Bahnsteighöhen. Ein Problem bei der Barrierefreiheit, also für Menschen mit Behinderungen. Es gebe die alten, 38 Zentimeter hohen Bahnsteige, den in Wetzlar erst umgebauten Bahnhof mit 55 Zentimetern hohen Bahnsteigen, die Zielhöhe der Deutschen Bahn von 76 Zentimetern und die für S-Bahnen geschaffene Bahnsteighöhe von 96 Zentimetern. Zudem variierten die Einstieghöhen der Züge.
Neue IC-Linie/Pendler: "Dauerbrenner" im Fahrgastbeirat sei das Thema IC-Linie 34. Im Dezember 2020 soll die neue Intercity-Linie starten. Sie soll Münster mit Frankfurt verbinden. Halte sind in Siegen, Dillenburg, Wetzlar und Bad Nauheim geplant. Sie würde also den durch den Lahn-Dill-Kreis an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn anbinden. Pendler befürchten aber, dass für die teureren ICs im Gegenzug bis zu sieben Regionalexpresszüge zwischen Frankfurt und Wetzlar wegfallen könnten. Der Anschluss an den Fernverkehr sei positiv, sagte Barbara Böcher. "Wir befürchten aber, dass der Pendlerverkehr massiv beeinflusst wird." Fahrgäste nach Frankfurt berichteten schon jetzt von überfüllten und verspäteten Zügen. Die Bahn wolle nun auch mit dem Fahrgastbeirat über die Probleme sprechen, möglicherweise im November.
"Ich habe den Eindruck, dass sich der Bahnverkehr nach Frankfurt verschlechtert hat"
Auch FWG-Kreistagsabgeordnete Christiane Koch-Rein sagte: "Ich habe den Eindruck, dass sich der Bahnverkehr nach Frankfurt verschlechtert hat." Manche Pendler würden lieber schon morgens um 5 Uhr mit dem Auto fahren, statt später die Bahn nutzen.
Fahrgastinformation: An den Bahnhöfen im Kreis sei die Information der Fahrgäste über Zugverspätungen und -ausfälle nur ungenügend.
Fahrräder abstellen: Trotz Überwachung mit Videokamera komme es am Wetzlarer Bahnhof immer wieder zu Fahrrad-Diebstählen. Abhilfe könnten die Fahrradboxen, zum Einschließ;en der Räder, schaffen. Sie würden jedoch kaum genutzt, da sie nur für einen längeren Zeitraum gemietet werden könnten. Die Empfehlung des Fahrgastbeirats: flexiblere Mietdauer für die Boxen.
Barrierefreie Bushaltestellen: Die Verkehrsgesellschaft Lahn-Dill-Weil (VLDW) arbeite derzeit am Projekt "Barrierefreie Bushaltestellen": 16 der 23 Städte und Gemeinden im Lahn-Dill-Kreis wollten insgesamt 29 Haltestellen umbauen. Die Umsetzung sei Ende 2018, Anfang 2019 geplant.
Bushaltestellen: In den Beiratssitzungen habe es Beschwerden über den Zustand der Haltestellenbeschilderung und -möblierung gegeben. Der VLDW habe nun ein Unternehmen beauftragt, die Schilder zu pflegen.
Verspätungen: Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat eine "10-Minuten-Garantie" eingeführt. Bei Verspätungen könnten Fahrgäste eine finanzielle Entschädigung beantragen. Allerdings seien aus dem Lahn-Dill-Kreis bislang kaum Anträge gestellt worden, so Böcher.
Busverkehr in Wetzlar: In Wetzlar habe die Buslinie 12 für Diskussionsstoff gesorgt. Sie sei so überlastet gewesen, dass die Stadt Wetzlar eine neue Linie 15 eingerichtet und die Streckenführung der Linie 12 geändert habe. Letzteres habe allerdings zu der unbefriedigenden Situation geführt, dass Teile des Stadtteils Büblingshausen und des Gewerbeparks Spilburg schlechter angebunden und nur noch alle Stunde angefahren worden seien.
Fahrgäste hätten sich auß;erdem beschwert, dass die von der Stadt neu angeschafften Busse schlecht klimatisiert seien und dringender Handlungsbedarf bei den Klimaanlagen bestehe und dass Stadtbusse mit sexistischer Werbung versehen seien.