Die Framence GmbH hat eine Software entwickelt, mit der Gebäude schnell und günstig digitalisiert werden können. Gründer Adrian Merkel sieht dafür Potenzial in Malaysia und...
BENSHEIM. Bei allen neuen Technologien früh mit dabei sein - das ist die Firmenphilosophie der Speedikon FM AG aus Bensheim. Seit über 20 Jahren entwickelt das Software-Unternehmen Systeme für Gebäudemanagement. Und seit mehr als zwei Jahren unterhält Speedikon ein Zukunftslabor, um Innovationen voranzutreiben. Hier wurde eine Software entwickelt, die es ermöglicht, aus Panoramafotos, Handy- oder Drohnenbildern ein digitales Gebäudemodell in 3D zu erstellen. Dieses ist virtuell begehbar und eignet sich beispielsweise für die Simulation von Störfällen. Zudem kann die Software für Baudokumentation, Wartung und Überwachung genutzt werden.
Die Technologie für einen solchen digitalen Zwilling ist nicht neu, doch die bisherigen Verfahren mit 3D-Laserscannern seien aufwendiger und teurer. "Die Kosten mit unserer Technologie bewegen sich bei fünf Prozent von dem, was andere Möglichkeiten kosten", sagt Juniorchef Adrian Merkel. Um die Technologie weiterzuentwickeln und zu vermarkten, hat der 36-Jährige Anfang des Jahres die Framence GmbH gegründet. Er organisierte Roadshows mit potenziellen Interessenten quer durch Deutschland und in Zürich, hatte bald den Schweizer Pharmariesen Roche an der Angel, der das System für den Neubau eines Bürokomplexes in Grenzach-Wyhlen nutzt. Vor Kurzem gab das Start-up eine Forschungspartnerschaft mit dem Chemiekonzern BASF bekannt. Über 20 Testprojekte brachten Kunden aus Deutschland, Österreich und Ungarn. Sechs Mitarbeiter gehören zu Framence, dazu kommen fünf Entwickler über einen Dienstleister von Speedikon in Bratislava. Doch Merkel, der in Aberdeen und Graz BWL studiert hat, denkt international. Über einen Vertriebspartner will er jetzt Südostasien und Australien erobern. Die Partnerfirma As Track hat 25 Jahre Erfahrung im Bau- und Immobilienmanagement und bietet unter anderem Software an - jetzt auch Framence.
Digitalisierung kommt in Asien schneller voran
Das Potenzial in den Märkten sei immens. "Die Entwicklung in asiatischen Großstädten schreitet bei der Digitalisierung in der Baubranche deutlich schneller voran als in der restlichen Welt." Über das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Programm German Accelerator kam Merkel nach Singapur. "Hier bekam ich ein Gefühl für den Markt." Während As Track Kontakte in Asien knüpft, ist Merkel schon einen Schritt weiter. Als Nächstes will er sein Produkt auf den amerikanischen Markt bringen, am liebsten mit einer Niederlassung. 2019 hat die Framence GmbH rund 150 000 Euro Umsatz erwirtschaftet. Für 2020 erwartet Merkel "eine gewaltige Steigerung".
Das Mutterunternehmen des Spin-offs, die Speedikon FM AG, kam 2018 mit 70 Mitarbeitern auf 6,5 Millionen Euro Umsatz. Adrian Merkel ist hier Vorstandsvorsitzender, sein Vater Peter Merkel gründete das Unternehmen 1997 und ist heute Chef des Aufsichtsrats.
Von Anja Ingelmann