Fast das gesamte Personal legt am Freitag in mehreren deutschen Flughäfen die Arbeit nieder und folgt dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi. Wie ist die Lage in Frankfurt?
Frankfurt. Freitagmorgen, Abflughalle B am Frankfurter Flughafen. Normalerweise herrscht um diese Zeit Hochbetrieb am Terminal 1. Doch heute ziehen nur vereinzelte Passagiere ratlos ihre Koffer durch die fast leere und ruhige Halle. Auf den Anzeigetafeln steht „cancelled“, gestrichen. Unter den wenigen Passagieren sind vereinzelt Mitarbeiter in Verdi-Westen zu sehen. Die große Kundgebung des streikenden Personals findet unterdessen am Tor 3 statt, direkt vor dem neuen Bürogebäude der Unternehmenszentrale von Fraport.
Forderung nach mehr Gehalt und Inflationsausgleich
Vor der Bühne stehen viele Mitarbeiter über die Straße verteilt mit Fahnen, Tröten und Trillerpfeifen. Sie machen Lärm für die Feuerwehr am Frankfurter Airport, die ebenfalls streikt - ein Notbetrieb ist eingerichtet. „Der ganze Flughafen ist heute hier. Wir streiken gemeinsam, nicht einzeln, wie sonst“, sagt Sylvia Hermine, Mitarbeiterin bei Fraport. Mit einer Gruppe von weiteren Mitarbeitern hält sie ein Schild mit der Aufschrift: „Lohnerhöhung überfällig. Inflationsausgleich jetzt.“ Hakan Cicek, Mitglied im Betriebs- und Aufsichtsrat, sagt, sie kämpfen dagegen, „dass ein Mitarbeiter, der 40 Jahre loyal zu seinem Unternehmen gestanden hat und stets seine Arbeitskraft zur Verfügung gestellt hat und jetzt in Rente geht, der Gefahr ausgesetzt ist, ein Sozialfall zu werden“.
Es sei auch schwer für Familien, wenn jemand immer andere Schichten machen muss, sagt Rita Puzik-Bätz, Mitarbeiterin in der Luftsicherung. „Die unterschiedlichen Schichten und Wochenenddienste, da wird viel abverlangt“, sagt sie. Ob der Warnstreik etwas bringen wird? „Auf jeden Fall wird er wachrütteln und dem Arbeitgeber zu denken geben, dass ein Inflationsausgleich stattfinden muss“.
Die Gewerkschaft hatte zu dem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, um Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen sowie für Beschäftigte im Bodenverkehrsdienst und der Luftsicherung laufen Tarifverhandlungen. In der kommenden Woche sollen die Verhandlungen in die zweite Runde gehen.
Gegen 10.30 Uhr ist aus vereinzelten Passagieren eine längere Schlange am Informationsschalter der Lufthansa geworden. Auch an allgemeinen Ticketschaltern stehen Passagiere an. Tanja Becker, Mitarbeiterin am Check-In und Gate, hilft in der Abflughalle vielen gestrandeten Passagieren – doch sie streikt auch, ihre Verdi-Weste macht das deutlich. Sie hat gehört, dass einige Passagiere mit dem Bus zum Flughafen gefahren sind, weil die Veranstalter der Reise offenbar nicht vor den Streiks gewarnt hatten. Eine Passagierin sagt, sie habe einen neuen Flug für Samstag bekommen, allerdings müsse sie sich um ein Hotel kümmern und dies bezahlen. „Für mich ist es eine Dienstreise, also wurde zumindest kein Urlaub durch den Streik ruiniert“, sagt sie.
Im März erneut Streik möglich
Tanja Becker fehlt die Wertschätzung. Sie möchte, dass der Arbeitgeber mit einem Angebot entgegenkommt, das habe er bis dato nicht getan. Weiter sagt sie: „Wenn das nicht passiert, dann könnte es sein, dass Verdi eventuell erneut im März zu einem Streik aufruft“.
Die Ruhe und Leere in der Abflughalle wird am Freitagvormittag doch noch gestört: Durch die streikenden Mitarbeiter, die mit ihren Forderungen lautstark durch das Terminal ziehen.