Mehr Gewalt gegen Bahnbeschäftigte im Corona-Jahr 2020

Ein Regionalzug der Bahn wird auf dem Hauptbahnhof abgefertigt. Die Gewalt gegen Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter hat im Corona-Jahr 2020 zugenommen. Foto: dpa
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Die Frauen und Männer der Bahn hatten es in den Corona-Monaten oft nicht leicht – die Züge waren zwar oft leer, aber die Gewalt gegen Beschäftigte nahm trotzdem zu.

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BERLIN. Die Gewalt gegen Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter hat im Corona-Jahr 2020 zugenommen. So gab es im vergangenen Jahr 2070 Gewaltdelikte gegen Zugbegleiter und andere Bahn-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter - 421 mehr als im Vorjahr. Das geht aus der Regierungsantwort auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

2019 waren es demnach 1649 solche Gewaltstraftaten gegen Bahnbeschäftigte. 2018 waren es erst 1344. Im Jahr 2021 waren es allein in den ersten vier Monaten bereits 744 Gewalttaten. Die Antwort beruht auf Daten der Bundespolizei.

Gegen Beschäftigte anderer Bahnunternehmen gab es 2018 170, 2019 305 und 2020 443 Übergriffe; in den ersten vier Monaten 2021 waren es 153.

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Faktisch polizeiliche Aufgaben für Bahnbeschäftigte

Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte, sagte: "Gewalt gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn ist vollkommen inakzeptabel." 2020 habe die Gewaltneigung bei Fahrgästen trotz sinkenden Fahrgastaufkommens zugenommen. "Den Bahnbeschäftigten wurden mit der Durchsetzung der Maskenpflicht faktisch polizeiliche Aufgaben aufgebürdet."

Zimmermann weiter: "Sie tragen damit die Last öffentlicher Aufgaben, während ihnen die Vorteile einer Beschäftigung im Öffentlichen Dienst verwehrt bleiben."

Die Zahlen belegten: Die Probleme hätten schon vor der Pandemie begonnen. Immer wieder entlade sich auch Frust über die Bahn in Gewalt gegen Beschäftigte. Ähnliches gelte bei Post und Paketzustellern. "Dabei wäre Solidarität mit den Beschäftigten angebracht." Wo schlechter Service dahinterstecke, seien nicht die Beschäftigten verantwortlich. Bei der Bahn etwa habe Privatisierung zu höheren Preisen und weniger Angebot in der Fläche geführt.

Trainings sollen helfen

Rund 20.000 Bahnmitarbeiter arbeiten mit Kundenkontakt. Körperliche Übergriffe gibt es immer wieder. Zu den Konfliktpunkten kam 2020 Streit ums Masketragen im Zug dazu. Die Bahn hatte angekündigt, auf die oft angespannte Stimmung zu reagieren. Dazu dienten Trainings mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Einer 2019 veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag des Beamtenbunds dbb zufolge werden Beschäftigte bei Polizei, Rettungsdienst oder Nahverkehr häufig beschimpft oder angegriffen. Insgesamt hatten 48 Prozent der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes nach eigenen Angaben bei der Arbeit schon einmal einen Übergriff auf sich erlebt.

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Beleidigungen kamen dabei am häufigsten vor, bei 89 Prozent der Betroffenen. Es folgen Anschreien (68 Prozent), körperliches Bedrängen (31 Prozent) und Schläge (17 Prozent).

Von Basil Wegener