Kürzere Wartezeiten: Aldi führt völlig neue Kassen ein

Aldi Süd will sukzessive alle Filialen mit mindestens einer Kasse mit doppeltem Warenschacht und zwei Kartenterminals ausstatten.

Zu Haupteinkaufszeiten muss man an Supermarkt-Kassen schon mal länger warten. Aldi Süd will das grundlegend ändern. Wir zeigen, was das für die Filialen bedeutet.

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Mülheim an der Ruhr. Durchschnittlich knapp sieben Minuten müssen Kunden in Deutschland beim Einkaufen an der Supermarktkasse warten. Statistiken zufolge bedeutet das im EU-Vergleich ein Platz im hinteren Drittel. Schneller geht es zum Beispiel in Spanien (4,7 Minuten), Belgien (4,3), den Niederlanden (3,4) und vor allem in Österreich (2,7), Irland (2,6) und Portugal (2,5). Und das sind Durchschnittszahlen. Heißt: Zu bestimmten Zeiten kommt man gleich dran, zu den Hauptverkaufszeiten steht man schon mal länger in der Schlange. Und ist man dann an der Reihe, muss man sich nicht selten mit dem Einpacken gehörig sputen, denn vom Förderband kommen bereits die Waren des nächsten Kunden.

Es gibt Discounter und Supermärkte, die in Filialen bereits Selbstbedienungs-Kassen einsetzen. Bei Globus zum Beispiel oder zum Teil bei Penny. Der Kunde scannt die Ware selbst ein und zahlt dann mit Karte. Was gerade von jüngeren Kunden mit kleineren Einkäufen genutzt wird. Bei Aldi Süd war diese Bezahlart bislang nicht zu finden – bis jetzt. Denn die Discounter-Kette startet eine große Kassen-Offensive, um die Wartezeiten zu verkürzen.

Aldi Süd stattet ausgewählte Filialen in „urbanen Räumen“ mit Kassen zum Selbst-Scannen aus.
Aldi Süd stattet ausgewählte Filialen in „urbanen Räumen“ mit Kassen zum Selbst-Scannen aus. (© Aldi Süd)
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Wie sieht die Kassen-Offensive von Aldi aus?

Erreichen will das das Unternehmen zum einen mit Selbstbedienungskassen, zum anderen mit Kassen, die mit einem doppelten Warenschacht und zwei sogenannten Auslagen ausgestattet sind. Kassen mit zwei Auslagen findet man zum Beispiel in dm-Märkten. Bei Aldi Süd wird diese Kassenversion zudem mit zwei separaten EC-Terminals und Bon-Druckern ausgestattet. „Während ein Kunde beziehungsweise eine Kundin den Einkauf mit der EC-Karte bezahlt, kann so bereits mit dem Erfassen des nächsten Einkaufs begonnen werden. Damit bleibt mehr Zeit zum Einpacken der Ware“, erläutert der Discounter. Beide Kassenkonzepte seien zuletzt in 30 Pilotfilialen umfangreich getestet worden.

Aldi Süd will sukzessive sämtliche Filialen mit „mindestens“ einer Doppel-Kasse ausstatten. Die „Self-Checkout-Kassen“ sollen dagegen in „ausgewählten Filialen in urbanen Räumen“ installiert werden. Etwa in solchen, „die im Umkreis von Schulen oder Bürogebäuden liegen“, wo häufig viele kleine Einkäufe getätigt würden. „Hier eignen sich Self-Checkout-Kassen hervorragend, um mögliche Schlangen im Kassenbereich zu entzerren“, so der Discounter.

Was sagt die Gewerkschaft Verdi dazu?

Von den „effizienteren und angenehmeren“ Neuerungen sollen laut Aldi Süd nicht nur die Kunden, sondern auch die Mitarbeiter profitieren, „denn sie geben – als Herzstück der Filialen – täglich alles“. Die Gewerkschaft Verdi sieht das kritischer. Die neuen Kassen bei Aldi Süd bestätigen nach Ansicht von Monika Di Silvestre, Landesfachbereichsleiterin Handel bei Verdi Rheinland-Pfalz-Saarland, den Trend zur schnellen Massenabfertigung – um die „Produktivität pro Mitarbeiter zu steigern“. Was entsprechenden Druck auf die Belegschaft ausübe. Für einen Plausch mit Kunden bleibe keine Zeit mehr.

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Sie kritisiert, dass der Beruf des Einzelhandelskaufmanns oder der Kauffrau von Unternehmen nicht mehr ausreichend wertgeschätzt und der Kontakt zum Kunden immer weiter reduziert werde. „Was macht das mit Beschäftigten, wenn ihre erlernten Fähigkeiten, ihre Talente und sie als Menschen nicht mehr gefragt sind?“ Klar sei die Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten, aber Maschinen dürften nicht die Menschen steuern. Hier herrsche in den Belegschaften eine große Unzufriedenheit.