Deutliche Unterschiede beim Benzinpreis

Auch an der Jet-Tankstelle in der Berliner Straße in Wiesbaden sind die Preise aufgrund des Tankrabatts wieder unter 2 Euro gesunken. Für viele trotzdem noch zu teuer. Foto: René Vigneron
© René Vigneron

Autofahrer werden vielerorts trotz Tankrabatt weiter kräftig zur Kasse gebeten. Der ADAC beobachtet allerdings regional extreme Unterschiede. Wo stehen Hessen und Rheinland-Pfalz?

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WIESBADEN. Der Benzinpreis ist nach Ansicht des ADAC gemessen am fallenden Rohölpreis und am Euro-Dollar-Wechselkurs deutlich überhöht. „Es besteht erhebliches Potenzial für Preissenkungen“, betont Unternehmenssprecher Andreas Hölzel auf Anfrage in München. Die Kraftstoffkosten seien mindestens 20 Cent zu hoch. Dieselfahrer mussten im bundesweiten Schnitt 1,925 Euro und damit 3,5 Cent pro Liter mehr ausgeben als vor einer Woche. Nahezu unverändert blieb mit 1,708 Euro der Preis für einen Liter Super E10, der lediglich um 0,1 Cent stieg. Das zeigt die wöchentliche Auswertung des ADAC anhand der Daten der Markttransparenzstelle.

Regionale Preisunterschiede nehmen weiter zu

Die Preisunterschiede zwischen den Bundesländern werden dabei nach Beobachtung des Automobilclubs immer größer. In Bayern werden derzeit mit Abstand die höchsten Kraftstoffpreise verlangt. „Als Gewinner dürfen sich momentan trotz allgemein hoher Preise die Verbraucher in Berlin und Hamburg fühlen – hier tankt man zurzeit deutlich preiswerter als im Süden.“ Während ein Liter Super E10 in Bayern im Durchschnitt 1,779 Euro kostet, müssen Autofahrer in Berlin für die dieselbe Menge 1,621 Euro und damit 15,8 Cent weniger zahlen.

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Zweitgünstigstes Bundesland ist Hamburg mit 1,655 Euro. Noch auffälliger sind die Preisunterschiede beim Diesel. Am günstigsten tanken Hamburger mit einem Durchschnittspreis von 1,819 Euro. In Bayern werden dagegen im Mittel 1,991 Euro je Liter und damit 17,2 Cent mehr verlangt. „Besonders beim Blick auf die Dieselpreise zeigt sich derzeit ein massives Nord-Süd-Gefälle“, erläutert ADAC-Sprecher Hölzel.

Neben Bayern und Baden-Württemberg zählten auch die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland zu den teureren Regionen innerhalb Deutschlands. Beim Diesel liegen die Preise in Rheinland-Pfalz im Schnitt derzeit bei 1,956 Euro und in Hessen bei 1,959 Euro je Liter. Das bedeutet im bundesweiten Vergleich Rang 12 und 13. Für Super E10 müssen Autofahrer in Rheinland-Pfalz und Hessen jeweils 1,718 Euro zahlen Damit liegen sie auf Platz 8 und 9 in Deutschland. Der ADAC hat für die Untersuchung am Dienstag, 16. August, um 11 Uhr die Preisdaten von mehr als 14000 bei der Markttransparenzstelle erfassten Tankstellen ausgewertet und den Bundesländern zugeordnet.

Vom Niedrigwasser am Rhein, das auch den Transport von Kraftstoffen erschwert und damit verteuert, sind laut ADAC vor allem Tankkunden im Süden stark betroffen. „Allerdings ist der Anteil der Transportkosten zu gering, um Preisunterschiede von 17,2 Cent beim Diesel und 15,8 Cent beim Benzin zu erklären“, berichtet ADAC-Sprecher Hölzel. Zumal der Preisunterschied beim Benzin zwischen den beiden benachbarten Hansestädten Hamburg und Bremen satte 10,8 Cent betrage. Der Kraftstoffmarkt sei zu intransparent, um eindeutige Aussagen zu treffen. Der ADAC warte deshalb mit Spannung auf die Ergebnisse des Bundeskartellamts, welches derzeit im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums die Preisbildung bei Diesel und Benzin untersucht.

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Insgesamt sei unklar, wo die Gewinne zwischen Rohölförderung, Raffineriemarkt, Kraftstoff-Großhandel und Tankstellen erzielt werden. Da Rohöl auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, spielt auch der Umrechnungskurs zum Euro eine Rolle. Im Jahresverlauf war der Euro-Kurs rapide gefallen. Mitte Juli kostete ein Dollar einen Euro. Derzeit entspricht ein Euro 1,02 Dollar. Zudem ist der Ölpreis zuletzt gefallen. Im Juni kostete Rohöl der Nordseesorte Brent zeitweise mehr als 120 Dollar je Fass (159 Liter). Der Ölpreis je Barrel ist inzwischen auf 91,97 Dollar gesunken.

Benzinpreis erreicht im Mai den bisherigen Höchststand

Das teuerste Tankjahr war bisher das Jahr 2012, wie der ADAC ermittelt hat. Damals zahlten Autofahrer 1,598 Euro je Liter Super E10 und 1,478 Cent pro Liter Diesel. Im Januar und Februar 2016 war Diesel mit einem Preis unter einem Euro besonders günstig. Auch Super E10 war im Februar 2016 mit 1,198 Euro je Liter relativ erschwinglich. Nachdem bereits im Jahr 2021 die Preise stetig von 1,351 Euro auf 1,522 Euro je Liter Super E10 gestiegen waren, sprangen sie nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Mai 2022 auf den bisherigen Höchststand von 2,064 Euro je Liter Super E10.

Noch Anfang 1999 hatte ein Liter Super im Schnitt weniger als 79 Cent (1,54 DM) gekostet. Verschiedene Steuererhöhungen sowie erhöhte Rohölnotierungen und Produktionskosten macht der ADAC für die Preissteigerungen verantwortlich.