Darmstädter Zweigstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft positioniert sich klar für Winterspiele in Peking und denkt dabei auch an die große Chance von...
DARMSTADT. Natürlich wird die aktuell ziemlich aufgewirbelte olympische Welt nicht von Darmstadt aus verändert. Aber es liegt ja schon in ihrem Namen, dass man sich auf der Zweigstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) auch Gedanken darüber macht, ob das mit den Winterspielen in Peking so richtig ist. Die Verantwortlichen erinnern bei dieser Diskussion gerne daran, dass das Internationale Olympische Komitee mit seinem winterlichen Mega-Spektakel im Februar gerne nach Deutschland gekommen wäre, die Bevölkerung in Garmisch und Umgebung aber wegen zu hoher Eingriffe in die Natur bzw. zu hoher Forderungen des IOC dagegen stimmte. Eine demokratische Möglichkeit, die es in China freilich so nicht gibt. "So standen 2015 nur die Bewerbungen Chinas und Kasachstans zur Wahl. Ob Almaty die bessere Wahl gewesen wäre?", fragt Norbert Lamp, Vorsitzender der DOG Darmstadt, eher rhetorisch mit dem Wissen um die aktuell besorgniserregenden Zustände in Kasachstan, die es damals freilich nicht gab. "So blieb dem IOC wenig Wahl um die Spiele existenzsichernd für die Olympische Bewegung zu vergeben."
Bildergalerie
Der im Oktober auch als 2. Vorsitzender der DOG-Dachorganisation wiedergewählte Lamp und seine Mitstreiter in der Darmstädter Zweigstelle, allen voran Walter Schwebel und Till Lufft, haben natürlich auch eine Haltung zu den Boykott-Aufrufen: "Leidtragende eines Boykotts sind immer die Sportler, die sich jahrelang auf die Spiele vorbereitet haben. Aktuell wäre unser Olympiastarter Felix Rijhnen betroffen." Ein Verweis auf die lokale Wirkung eines Boykotts. Denn der angesprochene Rijhnen lebt in Darmstadt, wo er auch schon zum Sportler des Jahres gekürt wurde. Und er dürfte nach dem erfolgreichen Umstieg vom Speedskating zum Eisschnelllaufen der erste Sportler dieser Stadt sein, der sich für Winterspiele qualifiziert hat. "Und als 31-Jähriger könnten es für Felix Rijhnen vielleicht die ersten und letzten Olympischen Spiele sein", sagt Lamp und erinnert an den Boykott der Sommerspiele 1980 in Moskau, der zum Beispiel den Mainzer Zehnkämpfer Guido Kratschmer um seine Chance auf Olympisches Gold brachte.
"Und eine Garantie, dass mit einem Boykott der Spiele die zu Recht angeprangerten Missstände im Ausrichterland verbessert werden, gibt es nicht", erklärt Lamp. Besser sei es deshalb, an den Spielen teilzunehmen, bei passenden Gelegenheiten die angeprangerten Missstände zu benennen und sich solidarisch mit den Betroffenen zu erklären - auch wenn ein Olympisches Dorf in Zeiten von Corona kaum mehr intensive Kontaktmöglichkeiten bietet.
Die olympischen Basisarbeiter können manche Kritik an der höchsten Instanz der Weltspiele verstehen, mahnen aber auch: "Das IOC für die Vergabe der Spiele an China zu schelten und zu ihrem Boykott aufzurufen, gleichzeitig aber ohne weitere Diskussion umfassende wirtschaftliche Beziehungen, Studenten- und Schüleraustausche etc. zu China zu unterhalten, ist nicht fair und bestraft immer die Falschen."