Der Zwergstaat feiert im April 2000 den ersten Sieg seiner sechs Jahre zuvor erst gegründeten Fußball-Nationalmannschaft. Viele Erfolge kamen für die Amateure nicht dazu.
. Von Björn-Christian Schüßler
Druck kennen sie in der andorranischen Nationalmannschaft eigentlich nicht. Wer in dem 75.000 Einwohner umfassenden Zwergstaat die Fußballschuhe schnüren kann, darf fast schon für sein Land auflaufen. Profitum kennt Andorra genauso wenig wie eine eigene Liga oder ein ausverkauftes Stadion. Einzig bei einem Freundschaftsspiel gegen Europameister Portugal pilgerten mal mehr als 3.000 Besucher ins 3.306 Plätze große Estadi National in der Hauptstadt Andorra la Vella.
Jedes Tor wird in Andorra gefeiert wie ein Sieg, jeder Sieg wie ein Titel. Sieben schafften die Amateure, die meist bei unterklassigen spanischen Teams kicken, bislang auf die Habenseite. Stolz erfüllt die Anhänger wie die Spieler, wenn der Dreier gelingt. Wie 2019 in der EM-Qualifikation gegen die Republik Moldau (1:0) oder 2017 in der WM-Qualifikation gegen Ungarn (1:0).
Der erste Erfolg gelang dem 1994 gegründeten Fußballverband am 26. April 2000 gegen Weißrussland. Als Jesús Lucendo und Juli Sánchez den 2:0-Sieg binnen sechs Minuten perfekt machten, ahnte Sergey Borovski bereits, dass seine Zeit als weißrussischer Nationalcoach wohl bald zu Ende gehen würde. Noch Tage nach dem andorranischen Coup feierten die Fans in den Straßen. 489 waren live dabei, als Lucendo in der 57. Minute einer weitgehend einseitigen Partie per Elfmeter zunächst überraschend die Führung besorgte und Sánchez in der 63. die Osteuropäer im Alleingang abermals düpierte. Andorra war im europäischen Fußball angekommen.