Lake Placid war für Eisschnellläufer Eric Heiden ein erfolgreiches Pflaster. Unerreicht seine fünf Goldmedaillen bei diesen Olympischen Spielen 1980. Dann der US-Schock: Der...
. Von Björn-Christian Schüßler
Braune Locken, leuchtende Augen, smartes Lächeln - so sieht am 23.Februar 1980 ein Eisschnellläufer aus, der gerade in seinem fünften olympischen Rennen die fünfte Goldmedaille gewonnen und damit eine Randsportart in der Eishockey-Nation USA aus dem Schattendasein gehievt hat: Eric Heiden. Gefeiert wie ein Popstar gleitet der 21-Jährige zwischen 15. und 23. Februar 1980 von Erfolg zu Erfolg, von Olympischem Rekord zu Olympischem Rekord. Nie zuvor und nie danach gelang es einem Eisschnellläufer, alle Rennen beim olympischen Wettkampf für sich zu entscheiden.
Eric Heiden spielte wie so viele Amerikaner von Kindesbeinen an Eishockey, kehrte dem Nationalsport aber schon früh den Rücken, um auf der Eisbahn einsam seine Runden zu drehen. Schlechte Bedingungen, deshalb hartes Training und resultierend starke Physis waren sein Erfolgstrezept, legendäre 74 Zentimeter Oberschenkelumfang sein Markenzeichen. 500 Meter, 5000 Meter, 1000 Meter, 1500 Meter, 10.000 Meter - fünf Strecken in neun Tagen auf dem Weg zum Weltruhm, zur olympischen Medienpräsenz, zur Stilisierung. Ein Mann war 1980 so gut wie heute zwei bis drei Spezialisten.
"US-Winterolympier des Jahrhunderts"
Offensichtlich zu viel Anerkennung für den introvertierten Heiden. "Ich will einfach nur Eisschnelllaufen - that’s all!", hatte er mal gesagt, aus dem Medienrummel nun seine Konsequenzen gezogen. Rücktritt. Mit 21 Jahren. Nach den heimischen Spielen flieht Eric Heiden vor dem olympischen Rummel, der ihm später den Titel "US-Winterolympier des Jahrhunderts" einbringt. Die plötzliche "Eisschnelllauf"-Nation USA ist geschockt, die in den Niederlanden, Deutschland oder Norwegen beliebte Sportart verliert einen herausragenden Akteur.
Dem ehrgeizigen Sportler gelingt der Wechsel in den Radsport. Zwar bleibt ihm eine Teilnahme an Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles verwehrt, doch gewinnt Heiden 1985 die US-Meisterschaft und bestreitet ein Jahr später im Team "7-Eleven" das härteste Straßenrennen des Radsports, die Tour de France.