Ein einziges Mal fuhr in der Formel 1 eine Frau in die Punkteränge. Das Chaos im Unsicherheitsrennen von Barcelona am 27. April 1975 soll die Leistung der Italienerin Lella...
. Von Björn-Christian Schüßler
Es war schon ein verrücktes und mitunter tragisches Formel-1-Rennen, dass sich am 27. April 1975 in Barcelona ereignete. Ein Rennen, bei dem sich überhaupt das einzige Mal eine Frau in die Punkteränge schieben konnte: Lella Lombardi.
Mit einem Gönner an der Hand und jungen 24 Jahren unternahm die kesse Italienerin beim Großen Preis von Südafrika ihren ersten Start in der Königsklasse. Bereits im zweiten Saisonrennen - in Barcelona - gelang ihr mit ihrem Ford-March der Coup: Platz sechs, der damals noch gerade für einen Punkt in der Fahrerwertung ausreichte.
Proteste gegen Veranstalter
Allerdings gingen der guten Leistung der Italienerin, die später bei weiteren zehn Formel-1-Rennen am Start war, haarsträubende Szenen voraus. Denn auf dem Circuit de Montjuic wurde das Thema Sicherheit alles andere als groß geschrieben. Die Veranstalter hatten aus Sicht der Fahrer die Leitplanken nicht ausreichend befestigt. Die Trainingsdurchgänge waren von Protesten und extra langsamen Qualifikationsrunden geprägt. Und auch im eigentlichen Rennen überschlugen sich die Ereignisse - und nicht nur die.
Topfavorit Niki Lauda musste seinen Ferrari schon kurz nach dem Start und einer Kollision mit Mario Andretti abstellen. Wilson Fittipaldi und Arturo Merzario gaben aus Protest nach einer Runde bewusst auf. Der amtierende Weltmeister Emerson Fittipaldi war gar nicht erst angetreten. Mehrere Unfälle dezimierten das Feld. Als dann der führende Rolf Stommelen gegen die Leitplanke stieß, sich überschlug und dabei fünf Zuschauer in den Tod riss, brachen die Veranstalter das Rennen nach 29 Runden ab. Weniger als die Hälfte des Rennens war vorbei, die Punkte wurden halbiert. Der Deutsche Jochen Mass gewann seinen einzigen Grand-Prix, Lella Lombardi auf Platz sechs bekam so einen halben Zähler. Eine Sensation. Keine solche Überraschung war schließlich, dass der Curcuit de Montjuic nie wieder ein Formel-1-Rennen sah.