Ex-Schiedsrichter Drees: „Von Streik halte ich nichts”

Jochen Drees.

Aggressive Diskussionen verleiden vielen Amateur-Schiedsrichtern ihr Hobby. Der ehemalige Bundesliga-Schiri Jochen Drees erklärt, worauf es ankommt - und was nicht weiterhilft.

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Herr Drees, Gewaltandrohungen, Rassismus, Diskussionen – leben die Schiedsrichter so gefährlich wie nie zuvor?

Ich glaube nicht. Die Schiedsrichtertätigkeit ist ein Teil des gesellschaftlichen Lebens und - wie in vielen anderen Teilen auch - gibt es immer wieder mal Auswüchse. Wofür ich natürlich keinerlei Verständnis habe. Aber niemand muss Angst haben, die Jungschiedsrichter nicht, die Eltern nicht. Wir müssen sehen, wo wir ansetzen, damit es erst gar nicht zu solchen Einzelfällen kommt.

Wo sehen Sie Ansatzpunkte?

Schiedsrichter müssen zum einen selbst an sich arbeiten. Wir müssen auf Vereine und Spieler zugehen, wir müssen miteinander sprechen, nicht übereinander. Natürlich ist Schiedsrichter eine Tätigkeit, bei der ich Entscheidungen treffen, bei denen sich der eine oder andere vermeintlich im Nachteil sieht. Aber miteinander über die Sache reden, ist in allen Bereichen des Lebens immer zielführend.

Wo ist das außerhalb des Platzes möglich?

Zum Beispiel beim Trainer-Schiedsrichter-Gespräch am 29. März in Marienborn, sowas finde ich super. Daran sollten noch mehr Leute teilnehmen. Wichtig: Dass man das, was man dort bespricht, auch nachhält. Ideen wie Verantwortliche im Verein zu benennen, die als Ansprechpartner auch einen Anlaufpunkt und damit eine Sicherheit für den Schiedsrichter vor Ort vermitteln können. 

Wie kann man allen verständlich machen, dass der Schiedsrichter auch ein Sportler ist, der zum Spiel dazu gehört?

Spontane Idee: Vielleicht sollte man einfach mal die Laufdaten von Schiedsrichtern veröffentlichen. Wenn man dann sieht, dass die Schiedsrichter in der Bundesliga mehr laufen als etwa 70 Prozent der Spieler, dann kann man verdeutlichen, wie viel sportlicher Einsatz und Fitness dahinter stecken, Schiedsrichter zu sein. Das ist im Amateurbereich nicht anders, auch da sind die Schiedsrichter körperlich präsent, tragen mit ihrem Regelwissen Wichtiges zu einem guten Spiel bei. Ich habe auch kein Patentrezept. Aber wenn wir aufhören, miteinander zu reden, dann bauen sich Fronten auf. Das darf nicht passieren und ist nicht im Sinne des Fußballs.

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Wäre ein Schiedsrichter-Streik ein Mittel, um aufzuzeigen, wie wichtig der 23. Mann ist?

Nein, dann schädige ich ja die, die spielen wollen. Wir haben immer nur einzelne Leute, die über die Stränge schlagen. Alle anderen wollen Fußball spielen. Das ist ja das Traurige – dass diese einzelnen Leute immer für dieses schlechte Image und die negativen Schlagzeilen sorgen. Von Streik halte ich nichts. Ich bin immer dafür, nach Lösungen zu suchen. Wieso stellen wir nicht mal die positiven Dinge der Schiedsrichtertätigkeit, die ein ganz klares Übergewicht haben, in den Vordergrund? Auch durch die Medien, um für dieses tolle Hobby zu werben, Nachwuchs anzusprechen und gegenseitiges Verständnis zu erzeugen?  

Ihr Tipp für Schiedsrichter, wenn es aggressiv wird auf dem Platz?

Schwierig, weil diese Fälle besondere Ausnahmesituationen sind. Schiedsrichter trotzdem darauf vorzubereiten, ist auch eine Aufgabe der Kreisschiedsrichter-Vereinigung. Wie können wir auf dem Platz erahnen, wenn sich sowas anbahnt? Dann kann der Schiedsrichter schon präventiv auf einen entsprechenden Spieler zugehen, vielleicht jemanden in der Mannschaft suchen, der deeskalierend einwirken kann. 

Und wenn Entscheidungen zur Eskalation führen?

Man muss sich als Schiedsrichter bewusst machen, dass drastische Entscheidungen wie ein Strafstoß in der Nachspielzeit oder eine Rote Karte immer besondere Situationen sind. Da muss man dann nicht nur die Regeln kennen und anwenden, sondern auch psychologisch wissen, was das im Gegenüber auslösen kann. Es gibt ganz unterschiedliche Wege, wie ich eine Rote Karte zeige. Das muss nicht immer mit einer aggressiven Gestik verbunden sein, kann auch unter der Mitnahme eines Spielers sein. Das ist zugegeben manchmal schwierig, aber man kann es versuchen. Wenn ich es dann wenigstens in drei von zehn Fällen erreiche, ist viel gewonnen. Andererseits sollten Spieler versuchen, auch mal die Perspektive des Spielleiters einzunehmen, dem eine solche Entscheidung nicht leicht fällt, niemand möchte mit einer Roten Karte für Ärger sorgen, das müssen auch Spieler verstehen. Hierbei geht es vielmehr um Regelanwendung, um das Spiel in den vorgesehenen Bahnen zu leiten. Wir Schiedsrichter machen die Regeln nicht, wir müssen diese aber in der Praxis umsetzen, das sollte von allen Beteiligten gesehen und respektiert werden.   

 Jochen Drees vor zehn Jahren als Bundesliga-Schiedsrichter.
Jochen Drees vor zehn Jahren als Bundesliga-Schiedsrichter. (© dpa)

Warum ist es weiterhin lohnenswert, eine Schiedsrichter-Karriere anzugehen?

Weil die Schiedsrichter-Aufgabe ein ganz faszinierendes Hobby ist und Spaß macht. Keiner von denen, die in der Bundesliga pfeifen, wäre heute so als Mensch geworden, wenn er nicht diese Karriere hinter sich gebracht hätte. Man hat das Privileg, ein wichtiger Teil dieses Spiels zu sein. Man kann dazu beitragen, dass das Spiel regulär, fair und gerecht abläuft. Man lernt viel über Menschen, man lernt, in Konfliktsituationen zu agieren, man lernt auch viel über sich selbst und die eigenen Führungsqualitäten. Alles Züge, die einem im privaten und im beruflichen Leben zugutekommen. Und man hat einfach Spaß am Spiel. Ich kann es nur jedem raten: Probiere es aus! Und ich würde mir wünschen, dass auch eben diese positiven Seiten der Schiedsrichtertätigkeit noch viel stärker in der öffentlichen Wahrnehmung stattfinden.