Für Kaplan Hubert Dewald war Fußball "zu roh und zu wild". Die Gründung des Ballspielvereins Borussia Dortmund konnte der Geistliche im Jahre 1909 aber nicht verhindern.
. Von Johannes Holbein
Im Dezember 1909 hat Kaplan Hubert Dewald versucht, den Fußball in seiner Jünglingssodalität "Dreifaltigkeit" zu verbieten. Dafür setzte er sonntagnachmittags eine Andacht an, die die Jugendlichen am Fußballspielen hindern sollte. Erfolgreich war er damit nicht: am 19. Dezember 1909 trafen sich mehr als 40 Mitglieder der Jugendgruppe, um einen neuen Verein zu gründen - es war die Geburtsstunde von Borussia Dortmund.
Rund acht Jahre zuvor war im Dortmunder Nordosten besagte Jünglingssodalität "Dreifaltigkeit", eine Jugendorganisation der gleichnamigen Gemeinde, entstanden, die der Integration der aus Polen zugezogenen Arbeiter diente. Die jungen Stahlkräfte und Bergleute nahmen nicht nur am kirchlichen Leben teil, sondern betätigten sich auch sportlich. Zunächst beim Turnen und in der Leichtathletik, später wurde dann Fußball gespielt.
Als im Jahr 1906 Kaplan Dewald Vorsitzender der Jugendgruppe wurde, setzte er sich strikt gegen das für ihn "rohe" und "wilde" Treiben auf dem Fußballplatz ein. Franz Jacobi, damaliger Sprecher und Vizepräsident des Vereins, erklärte: "Wir Fußballer werden seit 1906 systematisch von unserer Kirche bekämpft und diffamiert. Das können wir nicht länger hinnehmen. Die Vereinsgründung ist zwingend."
Tumultartige Szenen
Beim Treffen zur Gründung im Restaurant "Zum Waldschütz" spielten sich dann tumultartige Szenen ab: Dewald versuchte die Sitzung aufzulösen, nachdem er von einigen Mitgliedern der Jugendgruppe informiert worden war. Gewaltsam wurde ihm der Eintritt verweigert. Immerhin erreichte er damit, dass annähernd 20 Mitglieder von der Gründungsidee absprangen. 18 Personen blieben und gründeten den Ballspielverein Borussia Dortmund. Der Name leitete sich von der Borussia-Brauerei ab, die Vereinsfarben waren damals blau-weiß gestreift mit einer roten Schärpe. Erst im Jahr 1913 liefen die Borussen in Schwarz-Gelb auf.