Schwerelos den nächsten Erfolgen im Becken entgegen
Obwohl die 14-jährige Rüsselsheimer Schwimmerin Delara Ditterich anfangs nicht tauchen wollte, ist sie im Wasser inzwischen ganz in ihrem Element. Fünf Titel bei der Jahrgangs-DM in Berlin.
Von Vanessa Renner
Spontaner Jubel im und ein stolzes Lächeln am Berliner Wasser: Die 14-jährige Delara Ditterich...
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MAINZ/RÜSSELSHEIM - Für das Seepferdchen-Abzeichen benötigte sie einen zweiten Anlauf. Damals vor knapp zehn Jahren in der Schwimmschule. „Weil ich halt nicht tauchen wollte“, erzählt Delara Ditterich und lächelt. Ihre Trainerin habe ihr dennoch empfohlen, mit dem Schwimmen weiterzumachen. Ein guter Rat, wie der Weg der erfolgreichen Schwimmerin zeigt. Vor wenigen Wochen von den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin zurückgekehrt, bei der die 14-Jährige gleich fünf Mal auf dem Treppchen ganz oben stehen durfte.
Es ist ein Weg, der kontinuierlich nach oben führt. Er beginnt mit dem ersten Probetraining bei der TG Rüsselsheim – dem Verein vor der Haustür der Ditterichs. „Im Schwimmbad waren alle Bahnen mit Schwimmgruppen des Vereins belegt“, erinnert sich Delara, „von links nach rechts der Leistung nach sortiert.“ Als Neuling sollte sie vom Block ganz links am Beckenrand starten. Und wurde nach ein paar Schwimmzügen sofort drei Bahnen weiter nach rechts zu den stärkeren Schwimmern geschickt.
„Ich habe sofort gespürt, es ist genau das, was mir Spaß macht“, sagt Delara rückblickend. Turnen, Tanzen, Handballspielen hatte sie bis dahin schon durch – ohne groß Freude daran zu finden. Das Wasser aber, es wird schnell zu ihrem Element. „Die Schwerelosigkeit, in der sich der Körper dann befindet, das ist besonders“, beschreibt sie ihren Sport, „der Rhythmus der Bewegungen. Die Leichtigkeit, die finde ich so nicht an Land.“ Wenn das Rennen dann wie bei ihrem abschließenden 1500 m Freistil-Gold in Berlin einfach so „runterrutsche“, spüre sie einfach gar nichts mehr, schwärmt die 14-Jährige. Das sei Spaß pur.
Spontaner Jubel im und ein stolzes Lächeln am Berliner Wasser: Die 14-jährige Delara Ditterich...
...aus Rüsselsheim unterstreicht ihr Talent mit fünf DM-Titeln. Fotos: Michael Haupt/Andreas Ditterich
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60 Trainingskilometer pro Woche und essen im Auto
Dieses Runterrutschen – so leicht und unbeschwert es Delara über die Lippen geht, so viel harte Arbeit steckt hinter der fröhlichen Formulierung. So ist der Weg der jungen Athletin vor allem ein Weg der Disziplin und Konsequenz. „Ein guter Schwimmer nimmt sein Training ernst, setzt die Anweisungen des Trainers um und respektiert die Konkurrenten“, beschreibt Delara ihre Einstellung, „Ich mag es nicht, wenn Athleten nach Misserfolgen ihre Kappe vor Wut wegwerfen, weinen oder ein großes Drama um sich machen.“ Die Aufgabe sei dann vielmehr, damit umzugehen, an sich zu arbeiten und es das nächste Mal besser zu machen, erklärt sie.
Eine Einstellung, die von der Bereitschaft zeugt, dem Leistungssport vieles unterzuordnen. Der Wecker, der um fünf Uhr klingelt, um rechtzeitig zur ersten Trainingseinheit des Tages im Wasser zu sein. Essen im Auto auf dem Weg von der Schule in Mainz zur zweiten Einheit am Abend. 60 Trainingskilometer wöchentlich im Wasser, um dem eigenen Anspruch, sich in jedem Rennen zu verbessern, gerecht zu werden. „Wenn ich nicht Bestzeit schwimme, ist es für mich nicht gut gelaufen“, sagt Delara, was deren ausgeprägten Ehrgeiz verdeutlicht.
Und so ist ihr Weg nicht zuletzt ein Weg, der von einem starken Willen geprägt ist, sich permanent weiterzuentwickeln. Der Wechsel der jungen Athletin von der SG EWR Rheinhessen zum SV Nikar Heidelberg, den ihre Eltern vor der Jugend-DM bekanntgaben, sei für ihr sportliches Weiterkommen entscheidend, so die junge Athletin. „Ich habe dort optimale Trainingsbedingungen. Ein Umfeld, das mich fordert und mitzieht“, begründet Delara ihre Entscheidung, die die Familie gemeinsam gefällt habe. Auch die Chemie mit ihrer neuen Trainerin Uta Brandl habe von Anfang an gestimmt, freut sich die 14-Jährige. „Die Trainer-Athletenbeziehung ist sehr wichtig“, weiß Delara, „da muss das Vertrauen einfach da sein.“ So wie zuletzt bei ihrem SG-Trainer Lothar Schubert, der Ende des vergangenen Jahres zurücktrat.
Vor wenigen Tagen hat die junge Schwimmerin die neunte Klasse am Mainzer Theresianum beendet. Nun steht der Umzug nach Heidelberg ins Sportinternat und die Eingewöhnung in der neuen Schule an. Und die nächsten sportlichen Ziele? „Einen Titel bei offenen deutschen Meisterschaften gewinnen und eine Medaille bei der Jugend-Europameisterschaften“, so die klare Ansage. Dann überlegt Delara kurz und fügt ihrem Weg noch ein weiteres Ziel hinzu: „Die Olympischen Spiele 2024 wären natürlich ganz toll.“