Der Darmstädter Großverein übernimmt das einstige Vorreitermodell von der TU Darmstadt, die intern nicht mehr genügend Nachfrage sieht. Die neue Projektleiterin Petra Wassiluk: „Es läuft gut“.
Von Volker Bachmann
Sportredakteur
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DARMSTADT - Ein gut geübter Dauerläufer gerät nicht so schnell aus der Puste. Und so war die folgende Nachricht allenfalls ein kleiner Stolperer. „Nach 21 Jahren muss das Marathonprojekt leider mangels ausreichender Nachfrage eingestellt werden. Wir bedauern dies sehr und bedanken uns bei allen Trainerinnen und Trainern sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre jahrelange Treue“, hieß es bis Anfang der Woche auf der Internetseite der TU Darmstadt, die das Angebot seit über zwei Jahrzehnten betreute – als Vorbereitung für den Frankfurt-Marathon, immer mehr auch als Laufschule allgemein. Inzwischen sind die Sätze präzisiert worden, und sie enthalten nun die wichtige Ergänzung, dass es mit dem Projekt bei einem Darmstädter Verein weitergeht: bei der SG Arheilgen.
Vor dem sogenannten „Einlaufsonntag“ am 24. März erläutert Andreas Faßmann, Vereinsmanager der SGA und auch im Trainerstab des Projekts engagiert, die Hintergründe: Die fehlende Nachfrage beziehe sich nur auf Studierende und Bedienstete der TU, ansonsten gebe es aber weiter Interesse – und eben auch eine Zukunft der Laufschule. Die Entscheidung der Uni, die Verantwortung abzugeben, könne er aber nachvollziehen. „Die SGA hat sich angeboten“, beschreibt der 54-Jährige den Wechsel zum Darmstädter Großverein, in dessen Portfolio sich das neue Angebot bestens einfüge „Es passt alles gut zusammen.“ Wobei sich am Projekt selbst wenig ändere. Auch örtlich ist an Trainingsstätten in Hochschulstadion und TU-Hallen erkennbar, dass es mit der Uni weiter eine Kooperation gibt. Das Verhältnis sei „total freundschaftlich“, betont Faßmann.
Neu ins Trainingsteam rückt zudem mit Dr. Christian Simon ein Laufexperte vom Institut für Sportwissenschaft. Laut Petra Wassiluk „eine der Bereicherungen“, die das Projekt unter dem neuen Dach erfährt. „Die SGA hat ja auch etwas zu bieten“, setzt die zweimalige Olympiateilnehmerin auf das neue Umfeld. Sie fungiert nun auch in Darmstadt als Projektleiterin. In Frankfurt, wo die 49 Jahre alte Darmstädterin in der Organisation des ältesten deutschen City-Marathons mitarbeitet, führt sie das dortige Marathonprojekt bereits seit 17 Jahren.
Die Anfänge gab es einst freilich in Darmstadt, als Vorreitermodell der wachsenden Laufbewegung. Im Jahr 1998 startete das Projekt unter der Leitung des früheren TUD-Sportlehrers Dieter Bremer, der mit seinen Konzept „In sechs Monaten zum Frankfurt-Marathon“ vor allem Einsteiger ansprach. Inzwischen werden viele Zielgruppen bedient, auch ambitionierte Läufer. Zum Programm zählen neben Lauftechnik und Kraftausdauertraining auch Leistungsdiagnostik, funktionelle Gymnastik, Ernährungsgrundlagen und Wettkampf-Vorbereitung. Alljährlich finden sich Gruppen mit meist über 100 Teilnehmern, auch wenn das Sechsmonatsprogramm seinen Preis hat (komplett derzeit 380 Euro). Wohl auch ein Grund, warum nur wenige Studenten mit von der Partie sind.
Inzwischen prägen viele Wiederholer die Szene, die sich ihr Training aus einem Modul-Baukasten nach Bedarf zusammenstellen können. Für Petra Wassiluk ein Qualitäts- und Unterscheidungsmerkmal, „sonst würden ja nicht so viele wiederkommen“. Obwohl der Markt mit vielen Mitmach- und Trainingsangeboten für Läufer inzwischen schwieriger sei, betont sie: „Das Laufklientel ist in Darmstadt da. Das Projekt läuft gut. Das wird es sicher auch bei der SGA.“ Und auch der Verein profitiert, denn er bietet nun auch Startmöglichkeiten bei Meisterschaften. „Wir konnten schon neue Mitglieder durch das Projekt gewinnen“, bewertet Faßmann die Resonanz schon vor der Informationsveranstaltung am Sonntag (9.30 Uhr, Hochschulstadion) und dem eigentlichen Auftakt am 28. April.
Infos im Internet: www.marathonprojekt-darmstadt.de