Trainingseinheit in Rüsselsheim: Marco Koch und Anna Elendt bereiten sich im Lachebad auf Olympia vor.
(Fotos: Stadt Rüsselsheim)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
RÜSSELSHEIM - Die erste Einheit hatte Marco Koch schon hinter sich, bevor es eigentlich losgegangen war. Mit dem Rennrad kam der Schwimm-Weltmeister von 2015 über die 200 Meter Brust ins Rüsselsheimer Lachebad, wo Training für den Olympiateilnehmer anstand – im Wasser. Zurück in seinen rund 20 Kilometer entfernten Wohnort Langen ging es für den gebürtigen Darmstädter auch auf dem Rad. Das Vormittagspensum war damit erfüllt.
„Das ist eine gute Ergänzung im Ausdauerbereich“, sagt Koch: „Am Wassertraining ändert dies nichts“, so der 31 Jahre alte Südhesse, der vor seinen dritten Olympischen Spielen nach 2012 und 2016 steht. Am Sonntag geht es Richtung Japan, genau nach Kumamoto, wo sich die Schwimmer auf die Wettkämpfe in Tokio (23. Juli bis 8. August) vorbereiten.
Fast zwei Jahre lang hat sich Koch auf den olympischen Moment quasi eingestimmt. Ein Jahr länger als gedacht, nachdem die Spiele aufgrund der Pandemie 2020 nicht stattfinden konnten. Nun rückt der Moment immer näher. „Die Vorfreude ist riesengroß – wir haben ja auch lange genug darauf gewartet“, sagt der 31-Jährige. Das gute Gefühl wird auch dadurch verstärkt, dass seine Form in die richtige Richtung geht.
Trainingseinheit in Rüsselsheim: Marco Koch und Anna Elendt bereiten sich im Lachebad auf Olympia vor. Fotos: Stadt Rüsselsheim
Foto:
2
„Es gibt viele gute Tage und ein paar schlechte. Die schlechten Tage gilt es auszumerzen“, erklärt der Schwimmer. Vor allem bei der EM Mitte Mai hatte Koch einen solchen schlechten Tag erwischt, verpasste das Finale über seine Paradedisziplin. „Es gibt Tage, an denen ich nicht nachvollziehen kann, warum das so läuft“, sagt er. Die Analyse brachte Aufschluss. Die Art und Weise, wie er bei der EM geschwommen war, passte nicht. Jetzt passe es immer besser. „Und wenn alles passt, dann wird es schnell.“
Wie schnell, das wollte Koch nicht sagen, dessen Bestzeit bei 2:07,47 Minuten steht. „Ich will zufrieden sein, wenn ich anschlage“. Das war er auch 2016 bei den Spielen in Rio so, als der Darmstädter Siebter geworden war. „Da war ich zufrieden mit mir.“ Die Anpassungen sollen nun dafür sorgen, dass das wieder so sein wird.
Trainings- und Vereinskollegin Anna Elendt, die wie Koch früher für den DSW Darmstadt startete und nun gemeinsam mit ihm für die SG Frankfurt schwimmt, ist schon jetzt absolut auf Kurs. „Und wir haben den Plan beibehalten“, sagt die 19-Jährige aus Dreieich: „Obwohl ich schon so gut in Form bin“. Auf dem Höhepunkt ihrer Leistung, das versteht sich, will die Schwimmerin bei den Spielen sein – es sind ihre ersten.
Die Verschiebung kam ihr dabei entgegen. Sie konnte ihr Abitur machen, ging in die USA, wo sie in Austin/Texas studiert und trainiert, sich voll aufs Schwimmen konzentrieren kann. Was sich auszahlt. Bei der deutschen Meisterschaft Anfang Juni stellte sie zwei deutsche Rekorde auf – über 50 und 100 Meter Brust (30,67 Sekunden und 1:06,51 Minuten). Schon bei der Olympia-Qualifikation war Elendt stark geschwommen, verdiente sich einen Platz in der Lagenstaffel für Tokio. Ihre Topzeiten bescherten ihr nun sogar den Einzelstart über 100 Meter Brust, wie sie jetzt erfahren hat.
„Ich hatte gehofft, dass es so kommt, es aber nicht erwartet“, sagt die 19-Jährige. Der zusätzliche Start steigert ihre Vorfreude noch einmal ein ganzes Stück. „Bei Olympia dabei zu sein, war das Ziel. Ich freue mich riesig, mache mir keinen Druck“, erklärt Elendt. Dass die Spiele nicht wie gewohnt über die Bühne gehen, ficht sie nicht an. Jubeln ist bei den Wettkämpfen verboten, es gibt strenge Regeln, im Olympischen Dorf sind die Sportler unter sich. „Ich lasse mich überraschen und hole mir Tipps von Marco“, sagt Elendt und sieht den 31-Jährigen als Vorbild.
Die Ankündigung wiederum sorgte bei Koch für Heiterkeit. „Das kostet“, meint der Darmstädter und grinst. Dann gab es prompt den ersten Tipp. Kostenfrei. „Anna soll das ganz entspannt angehen und vielleicht nicht so viel über Schwimmen nachdenken.“ Es werde eine besondere Atmosphäre, die einen schon mal erschlagen könne. Auch wenn diesmal vieles anders ist.
Das zeigt sich schon bei der zehntägigen Vorbereitung in Kumamoto. „Es gibt keinen Kontakt zur Außenwelt. Es gibt einen Einkaufsservice, wir pendeln zwischen Hotel und Schwimmhalle. Spaziergänge gehen nur unter Aufsicht“, erklärt Koch. Es bleibe also viel Zeit für sich, für Regeneration. Am 21. Juli geht es dann nach Tokio. 48 Stunden nach ihrem letzten Start müssen die Sportler Japan wieder verlassen.
Nach ihrer Rückkehr in die Heimat weiß Anna Elendt eins genau – ein Tattoo wird es geben, die Olympischen Ringe. Auch in diesem Punkt ist Marco Koch ein Vorbild. Er hat das olympische Symbol auf dem linken Oberarm tätowiert.