RÜSSELSHEIM - Der TV Rüsselsheim-Haßloch nahm Ende des Jahres an der Sitzung der Tennis-Bundesligavereine teil. Der TV Haßloch ein Bundesligaverein. Na gut, sein Männerteam ist künftig „nur“ Teil der Zweiten Bundesliga Süd, aber wer vor zehn Jahren behauptet hätte, der TVH dürfe sich 2018 Tennis-Zweitligist nennen, der wäre gefragt worden, ob sein Kopf wohl zu oft vom gelben Filzball getroffen worden sei. „Wir haben nichts, rein gar nichts zu verlieren“, sagt Bernd Schwenger, der seitherige Sportwart und Vater des Erfolgs.
Seit November ist der 42-Jährige als Nachfolger von Jo-achim Heil Vorsitzender der Tennisabteilung und bastelt zusammen mit dem neuen Sportwart Jan Erik Murken am Kader für die Mitte Juli beginnende Saison. Die Bastelarbeiten sind sogar fast schon abgeschlossen, laut Schwenger „fehlt bei unserer Torte eigentlich nur noch die Verzierung.“ Was nicht heißen soll, dass noch eine neue Spitzenkraft gesucht wird, allenfalls eine Ergänzung des in der Breite jetzt schon stärkeren Kaders.
Bislang drei Neue und ein Abgang
Auf drei Neue dürfen sich die Tennisfans der Region freuen, und von den Stammkräften, die die Meisterschaft in der Regionaliga Südwest holten, hat nur Hugo Dellien das Weite gesucht. Der letztjährige Spitzenspieler hat sich dem zwei Klassden tiefer agierenden TC Palmengarten angeschlossen.
FLEXIBLER ZMAK
Der kroatische Tennisspieler Deni Zmak war zu Beginn seiner Aktivenzeit, als er sich auf einem US-College befand, auf bestem Weg, sich auf der ATP-Weltrangliste zu etablieren, als er sich bei einem Motorradunfall das Handgelenk zertrümmerte. Was den heute 28-Jährigen nicht davon abhielt, schon bald wieder dem Filzball hinterherzurennen. Er sattelte einfach um, aus dem Rechts- wurde ein Linkshänder. Laut Bernd Schwenger vom TV Haßloch gehörte er auch mit der „falschen Hand“ zu den besten 150 Spielern des Landes. Nach einer speziellen Reha waren plötzlich doch die Schmerzen im lädierten Gelenk weg und mit Rechts „hat Zmak 2017 in Kroatien alles zerlegt“, schwärmt Schwenger.
Mit dem 24 Jahre alten Andrea Basso wechselt die aktuelle Nummer 333 der Welt ins Grohfeld – ein Landsmann der letztjährigen Nummer zwei, Luca Pancaldi. „Der Luca ist ein toller, bescheidener Kerl und gut für den Teamspirit. Das hat uns bewogen, neuerlich nach Italien zu schauen“, sagt Bernd Schwenger zur Basso-Verpflichtung. Ein Jahr jünger ist der Franzose Maxime Tchoutakian, auf den der Abteilungsboss ebenso große Stücke hält wie auf den Kroaten Deni Zmak, den dritten Neuen im Bunde (siehe Infobox).
Wenn alle gesund bleiben, dann ist Haßloch erstmals in der Lage, je nach Gegner und Form aufzustellen. „Es gibt keine gesetzten Spieler. Wir haben endlich eine Konkurrenzsituation im Kader, was nur gut sein kann“, denkt Schwenger. Gesetzt war in den zurückliegenden fünf Spielzeiten der kleine Kämpfer Ricardo Urzua Rivera, der neben Eigengewächs Kai Lemke der einzige im Team ist, der bereits in der Hessenliga für Haßloch aufschlug. „Ricardo wird hochmotiviert sein. Er ist jetzt 28, und vielleicht ist die Zweite Liga schon das letzte große Highlight seiner Aktivenzeit“, mutmaßt Schwenger. Der Chilene trainiere in der Heimat bereits Jugendliche, das könne schon ein zarter Schritt in die nächste Karriere sein.
Eventuell wartet Florian Mayer auf den TVH
Daran denken die in den USA studierenden Kai Lemke (22), Luca Gelhardt (23) und Tim Rützel (19) noch lange nicht. Das Trio, das im Aufstiegsjahr die hinteren Teampositionen bekleidet hatte, sei zuletzt in seiner Wahlheimat gut in Form gewesen, „vor allem Rützel spielt gerade überragend“, weiß Bernd Schwenger. Überragende Form ist wohl auch nötig, um ambitionierten Teams wie dem im Vorjahr nur ganz knapp am Erstligaufstieg vorbeigeschrammten TC Großhesselohe, BASF Ludwighafen oder Rosenheim Paroli zu bieten. Bei Großhesselohe zum Beispiel könnte Davis-Cup-Crack Florian Mayer auf Haßloch warten, im zurückliegenden Jahr war der Routinier jedenfalls in der Hälfte der Partien dabei. Vielleicht erscheint der einstige Top-20-Spieler der Welt sogar in Haßloch und darf dort die einzigartige, mit viel Liebe zubereitete Currywurst probieren, denn wenn auch die Liga Neuland ist für den kleinen Rüsselsheimer Klub und eventuell eine zweite Tribüne errichtet wird: Ansonsten soll alles so familiär bleiben, wie es immer war. Bernd Schwenger nennt es auf deutsch-englisch „unseren bewährten Haßloch-Style.“
Die Teams der Zweiten Bundesliga Süd: BW Oberweier, TC Großhesselohe, Spvgg. Hainsacker (bei Regensburg), BASF Ludwigshafen, TC Wolfsberg Pforzheim, TSV 1860 Rosenheim, TC Weiß-Blau Würzburg, TV Haßloch (Neuling), TC Amberg am Schanzl (Neuling).