Anna Elendt vor der WM-Premiere: „Klar ist da Adrenalin da“
Das 17-jährige Talent vom DSW Darmstadt versucht, trotz des Drucks bei der Schwimm-WM in Südkorea Lockerheit zu bewahren. Eine Schweizer Klubkollegin könnte Hilfen geben.
Von Volker Bachmann
Sportredakteur
Anna Elendt vom DSW Darmstadt ist mit ihren 17 Jahren eine der Jüngsten im deutschen Aufgebot für die Schwimm-WM in Südkorea. Klubkollegin Nina Kost (kleines Bild) startet dort für die Schweiz. Archivfotos: Peter Henrich
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DARMSTADT - Zunächst ist es ein Umweg zum großen Saisonhöhepunkt, der aber schon einen Vorgeschmack auf das noch größere Ziel im nächsten Jahr verspricht. Über einen Abstecher nach Japan geht es für die Schwimmerinnen Anna Elendt und Nina Kost vom DSW Darmstadt zur WM (12. bis 28. Juli) nach Südkorea. Bevor dort in der Metropole Gwangju am 21. Juli die Beckenwettbewerbe beginnen, machen die beiden DSW-Athletinnen erstmal Station auf der Insel im Pazifik, die 2020 in Tokio die Olympischen Sommerspiele ausrichtet. Allerdings in verschiedenen Nationalkadern, denn Elendt schwimmt für Deutschland, Kost für die Schweiz.
„So viele neue Sachen zu sehen, das ist super. Die Möglichkeit hätte ich sonst nicht“, schwärmte Anna Elendt vor ihrer ersten Asien-Reise, die freilich auch sportlich für die Schülerin eine völlig unbekannte Herausforderung bildet. Die 17-jährige Brustschwimmerin gehört zu den Küken im deutschen Aufgebot und hat sich mit ihren Bestzeiten im Frühjahr (ohne Einzelnorm) zunächst einmal für die Lagenstaffel empfohlen. Mit ihren 1:08,45 Minuten von Stockholm hatte das DSW-Talent die deutlich erfahrenere Gladbeckerin Jessica Steiger (27) zwischenzeitlich von der Spitze der nationalen Rangliste über 100 Meter Brust verdrängt. Wie die Staffelbesetzung tatsächlich aussehen wird, entscheidet sich erst vor Ort – je nach Leistung in den Einzelrennen (100 m, wohl auch 50 m), die Anna Elendt nun doch bestreiten kann. Durchaus eine besondere Druck- und Konkurrenzsituation, die zur Besonderheit der WM-Premiere hinzukommt, räumt die Schülerin ein. Aber das sei „nachvollziehbar“, meint sie. Sie versucht, ihren bisher größten internationalen Einsatz ein Jahr nach der erfolgreichen Jugend-EM in Helsinki (drei Medaillen) möglichst locker anzugehen. „Alles kann, nichts muss“, lautet wieder ihr Motto, das sie aber noch ergänzt: „Ich muss einen klaren Kopf behalten, im richtigen Moment da sein und wach sein.“
Sie rechnet sich aus, dass die Aufregung in großer Halle vor großem Publikum natürlich enorm sein wird. „Klar ist da Adrenalin da. Aber ich muss ausblenden, worum es eigentlich geht.“ Einfach ihr Ding machen, will sie, einfach schwimmen. Und das kann sie, wie Heimtrainer Alexander Kreisel betont, in ihrer Disziplin wie kaum eine andere. „Sie ist die stärkste Brustschwimmerin, die wir in Deutschland für die nächsten Jahre haben“, unterstreicht er das „unglaubliche Talent“.
Dabei sei die aus Götzenhain stammende Schülerin, die im Vorjahr an die Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt (Eliteschule des Sports) wechselte, eine große Wettkämpferin. „Sie hasst es, zu verlieren“. Auch bei wichtigen Rennen sei sie „nach außen hin sehr locker und entspannt“ und inzwischen auch im technischen Bereich stabil. Eigentlich sei sie reif für weitere Paukenschläge.
Doch Kreisel gibt nicht nur Vorschusslorbeeren mit auf dem Weg, sondern ordnet angesichts von mehreren gesundheitlichen Rückschlägen in der Vorbereitung auch maßvoll ein: „Sie ist wirklich noch sehr jung. Wenn sie Leistungen im Bestzeitenbereich liefert, vielleicht noch ein paar Zehntel rausholt, dann ist das top.“ Auch der Blick nach Olympia sei mit einem Haken versehen, denn ausgerechnet im kommenden Jahr steht für Anna Elendt das Abitur an. Erst danach könne sie sich noch mehr auf den Sport konzentrieren. „Ich weiß, dass da noch viel Luft nach oben ist und ich noch viele Dinge verbessern kann“, sagt die 17-Jährige selbst.
Zunächst wird sie mit dem deutschen Aufgebot (13 Frauen/17 Männer), zu dem auch die früheren DSW-Größen Marco Koch und Reva Foos (beide Frankfurt) gehören, im japanischen Kumamoto das letzte Trainingslager absolvieren. Dort sollen sich die Aktiven an die klimatischen Bedingungen und die Zeitverschiebung anpassen, bevor es nach Südkorea geht. Das zwölfköpfige Schweizer Aufgebot mit Nina Kost reist von Fuji an, wo für die Eidgenossen auch im nächsten Jahr die unmittelbare olympische Wettkampfvorbereitung stattfinden soll.
Die 24-Jährige, die im Winter schon mit mehreren Landesrekorden aufhorchen ließ, setzt ihre Hoffnungen auf eine Tokio-Qualifikation vor allem auf die 100 m Freistil. Ausgerechnet über diese Strecke hat es allerdings bei den Schweizer Meisterschaften nicht zu einem Einzel-, sondern nur für den Staffelstart bei die WM gereicht. In Gwangju nimmt Kost noch 100 m Rücken und 50 m Freistil als Einzelwettbewerb in Angriff. Anna Elendt freut sich auf ein Treffen mit der erfahreneren Klubkollegin, auch für den Fall der Fälle: „Wenn ich mal Hilfe brauche, dass ich mich an sie wenden kann.“