England atmet auf: Ein Hund findet den wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft 1966 verloren gegangenen Sieger-Pokal.
Pickles mit seinem „Herrchen“ Dave Corbett. Archivfoto: imago
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Von Ulrich Gerecke
Der einzige WM-Titel für das Mutterland des Fußballs wäre beinahe von einer unfassbaren Peinlichkeit überschattet worden. Am 20. März 1966, wenige Wochen vor Beginn des Turniers, war das Ding, um das sich alles drehen sollte, plötzlich weg. Der „Coup Jules Rimet“ – gestohlen aus einer Briefmarken-Ausstellung in der Central Hall von Westminster. Die Häme in der Sportpresse kannte keine Grenzen, die Aufregung bei den Veranstaltern ebenso. Die Reaktionen schwankten zwischen „not amused“ und „shocking“.
Eine Woche nach dem Diebstahl hatte Scotland Yard zwar den Täter, den 47-jährigen Dockarbeiter Edward Betchley, geschnappt, der 15.000 Pfund Lösegeld hatte erpressen wollen. Der „Pott“ aber blieb zunächst verschwunden. Doch dann rettete Pickles England.
Fürstlicher Finderlohn
In einem Vorgartengebüsch im Süden Londons erschnüffelte die schwarz-weiße Promenadenmischung den in Zeitungspapier eingewickelten Weltpokal. Sein Besitzer Dave Corbett wurde dafür mit 6.000 Pfund Finderlohn fürstlicher entlohnt als Englands spätere Weltmeister.
Doch das war nichts gegen den tierischen Ruhm, den Pickles einheimste. Lange vor dem Social-Media-Zeitalter brach im England der „Swinging Sixties“ eine „Pickles-mania“ aus. Der Hund bekam einen Ehrenplatz beim Festbankett zum Eröffnungsspiel, eine Spielfilmrolle, Ehrenmedaillen und ein Jahr lang Hundefutter gratis.
Finder und Fundobjekt vereint allerdings ein tragisches Ende: Pickles starb 1967, als er sich bei einer Verfolgungsjagd an seiner Leine strangulierte. Der Jules-Rimet-Pokal, den die Engländer strengstens gehütet hatten, verschwand 1983 aus einem Tresor in Rio de Janeiro. Die Diebe schmolzen ihn ein. Da konnte auch Pickles nichts mehr retten.