Paukenschlag am Betze: Antwerpen geht, Schuster kommt
Nun also doch: Der 1. FC Kaiserslautern macht den großen Schnitt und trennt sich von seinem Trainerteam. Seinen Nachfolger hatte im Vorfeld kaum einer auf dem Zettel gehabt.
Von Tommy Rhein
Freier Mitarbeiter
Marco Antwerpen muss gehen, Dirk Schuster (rechts) beerbt ihn. Der FCK hat sich zu einem Trainerwechsel entschieden.
(Fotos: Florian Ulrich/canva)
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KAISERSLAUTERN - Zwei Tage Chaos rund um den Betzenberg haben am Dienstagabend ihr vorzeitiges Ende gefunden. Und das mit einem echten Paukenschlag. Wie der Verein bekanntgab, trennt man sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Marco Antwerpen und auch von Co-Trainer Frank Döpper. Stattdessen startet am Mittwoch Dirk Schuster als neuer Coach mit dem 1. FC Kaiserslautern in die Vorbereitung auf die wichtigen Relegationsspiele gegen Dynamo Dresden (20. und 24. Mai). Seit der 0:2-Niederlage der Roten Teufel am Sonntag bei Viktoria Köln herrschte Unruhe in der Pfalz, es häuften sich die Gerüchte über eine mögliche Entlassung - und der Verein hüllte sich in Schweigen. Am Dienstagvormittag erklärte dann Antwerpen gegenüber der "Rheinpfalz" noch, dass er "positive Gespräche" mit Geschäftsführer Thomas Hengen hatte und davon ausgeht, weiterhin Trainer zu bleiben. Am Abend kam es dann eben anders.
Verein hat bisher nicht auf Gerüchte reagiert
Für Marco Antwerpen endete somit überraschend schnell eine Erfolgsgeschichte. Im Februar 2021 übernahm der 50-Jährige den FCK in akuten Abstiegssorgen, rettete den Klub vor dem Fall in die Regionalliga und führte ihn in der laufenden Saison nach anfänglichen Schwierigkeiten bis in die Relegation. Nach zuletzt drei Niederlagen in Serie und teilweisen desolaten Auftritten fühlte sich der Verein nun aber wohl zu diesem radikalen Schritt gezwungen. Eine Begründung dafür gab es auch im Rahmen der am Dienstagabend veröffentlichten Pressemitteilung nicht. Darin wünscht man Antwerpen und Döpper lediglich "für die Zukunft alles Gute". Ob nun tatsächlich die drei Niederlagen und die damit verbundene Leistungsdelle die Gründe waren oder es zusätzlich zu internen Zerwürfnissen zwischen Mannschaft, Trainer und Führungsetage kam, bleibt weiterhin Spekulation. Entsprechend toben die Diskussionen in den Sozialen Netzwerken und dem Forum des FCK-nahen Online-Magazins "Der Betze Brennt" weiterhin auf Hochtouren. Seit Sonntag geben sich hier die Spekulationen um eventuelle Einmischungen der Investoren-Gruppe, Streitigkeiten zwischen Antwerpen und der Mannschaft oder gar einem ohne bereits geplanten Abgangs von Marco Antwerpen nach der Saison die Klinke in die Hand. Der Verein hat es bislang verpasst, diesen Gerüchten durch eine klare Ansage den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Nun soll also Dirk Schuster übernehmen und die Mannschaft zum Aufstieg führen. Nähe Informationen zu dessen Vertrag oder einer möglichen Vorstellung im Rahmen einer Pressekonferenz lagen um frühen Abend noch nicht vor. Allerdings steht fest, dass Schuster Co-Trainer Sascha Franz mit in die Pfalz bringen wird. Für Dirk Schuster war zuletzt Trainer von Zweitligist Erzgebirge Aue, wo er im Mai 2021 freigestellt wurde. Nun könnte er mit dem FCK ins Unterhaus zurückkehren. Seine erfolgreichste Zeit als Trainer hatte er aber sicherlich als Coach von Darmstadt 98, die er zunächst 2015 in die Bundesliga führte und dort dann auch ein Jahr später den Klassenerhalt schaffte. Anschließend trainierte er in der Bundesliga auch den FC Augsburg. In Kaiserslautern bleibt ihm nun aber wenig Zeit, die Mannschaft kennen zu lernen und auf die große Aufgabe gegen Zweitligist Dresden vorzubereiten.
Wozu also jetzt ein Trainerwechsel? Klar, bekommt man oft frischen Wind in eine Mannschaft, wenn ein neuer Mann am Ruder ist. Aber vor zwei derart wichtigen Spielen und nach einer alles in allem erfolgreichen Saison wäre der Schritt schon ein krasser Schnitt. Und man würde mit der Gefahr spielen, die Mannschaft dadurch völlig zu verunsichern. Und was passiert dann eventuell nach der Saison? Im Fall eines Aufstieges hätte Schuster reichlich Schwung, den er mitnehmen kann, um die nächste erfolgreiche Ära zu starten. Scheitert er jedoch in der Relegation, dürfte es in der Pfalz schnell ungemütlich werden. Für den Großteil der Fans ist die Entlassung von Marco Antwerpen aktuell schwer nachvollziehbar. Der 50-Jährige war zwar mit seiner schroffen Art nicht unumstritten, hatte einige unglückliche Auftritte an der Seitenlinie. Er hatte aber eben auch Erfolg und war für viele Anhänger das Sinnbild des Aufschwungs. Sein Nachfolger tritt also für die Fans in große Fußstapfen. Scheitert Schuster in der Relegation wird er für einige Anhänger womöglich bereits zum Feindbild, was dann aber auch für Geschäftsführer Hengen gelten würde. Endet das neuerliche Chaos in Kaiserslautern also jetzt? Zu sicher sein, sollte man sich da nicht.