Der Bayern-Torwart wird beim Spiel in Freiburg auf dem Platz mit zwei Stichen an der Schläfe genäht. Und alle schimpfen auf den 16-jährigen "Golfball-Attentäter".
Oliver Kahn zeigt den Stein des Anstoßes - einen neungelben Golfball. Archivfoto: imago
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Von Björn-Christian Schüßler
Dass bei einem Spiel Bananen hinters Tor und in den Fünf-Meter-Raum fliegen, daran hatte sich Oliver Kahn lange gewöhnt. Zu oft war doch der Vergleich des muskulös durchtrainierten Nationalkeepers mit dem mächtigen Schädel mit einem Gorilla geführt worden. Doch dieses für ein Fußballstadion ungewöhnliche Wurfgeschoss hatte die Nummer eins des FC Bayern München am Abend des 12. April 2000 nun wirklich nicht kommen sehen. Dabei hatte ein 16-jähriger Freiburgfan unter dem Flutlicht des Dreisamstadions mit seinem neongelben Golfball offensichtlich gut gezielt und Kahn an der Schläfe getroffen. Gottlob nicht am Auge, der Torwart hätte erblinden können.
Zum Zeitpunkt des Golfball-Aufpralls hatte sich der Außenseiter aus dem Breisgau mehr als achtsam gegen den amtierenden Deutschen Meister aus der Affäre gezogen. Die Fans peitschten das Team, das seit der 18. Minute nach einer Notbremse von Kuffour mit einem Mann mehr auf dem Platz frech aufspielte, nach vorne. Bitter, dass ausgerechnet ein Elfmeter drei Minuten vor Schluss die 1:2-Niederlage besiegelte. Wurde das Volker-Finke-Team durch den Golfball selbst stärker aus der Bahn geworfen als Oliver Kahn?
Ausgerechnet nach dem Fairness-Preis
Dessen in Strömen blutende Wunde an der Schläfe war mit zwei Stichen genäht worden. Kahn wurde von Reportern am Spielfeldrand direkt nach dem Abpfiff mit Worten wie "der blanke Hass" und Beleidigungen zitiert. Doch mit drei Punkten im Gepäck war der Ärger beim Ehrgeizling schnell verraucht - auch weil SC-Trainer Finke aussprach, was viele ligaweit über das Fanverhalten dachten: "Es hat sich etwas verändert." Auch im beschaulichen Freiburg, das kurz vor dem Anpfiff noch für vorbildliches Verhalten während der Vorsaison mit dem Fairness-Preis der Uefa ausgezeichnet worden war.