German Ladies Serie: Jasmin Jebawy springt in Darmstadt ein
Tennisjuniorin Mara Guth verspielt in Darmstadt ihre klare Führungen gegen Ersatzfrau Jebawy, behält aber die Nerven.
Von Heiko Weissinger
Sportredakteur
Feiert in Darmstadt ihren ersten Saisonsieg: die 16-jährige Mara Guth.
(Foto: Herbert Krämer)
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DARMSTADT - Um 10 Uhr am Donnerstagmorgen hat Jasmin Jebawy noch damit gerechnet, dass für sie der vierte harte Trainingstag in Folge ansteht. Dann kam der Anruf aus Darmstadt von den Organisatoren der German Ladies Serie auf der Tennisanlage des TCB Darmstadt: Nicole Rivkin ist verletzt und kann weder ihr am Vortag beim Stand von 1:6 und 2:3 wetterbedingt abgebrochenes Match gegen Mona Barthel fortsetzen noch am Nachmittag gegen Mara Guth antreten. Die 23 Jahre alte Profispielerin Jebawy, 778. der Weltrangliste, setzte sich in Augsburg ins Auto, ging um 13.15 Uhr für ein paar Aufschläge auf den Center Court, wechselte die Griffbänder ihrer Schläger und stellte sich dann „in Trainingsklamotten“ dem Duell mit der 16-jährigen Usingerin Mara Guth.
Beim 5:7, 4:6 gegen die Nummer 56 der Juniorinnen-Weltrangliste (und damit zweitbeste Deutsche hinter der ein Jahr älteren Alexandra Vecic auf Platz 15) kämpfte Jebawy 2:25 Stunden um jeden Ball und glich einen 2:5-Rückstand im ersten und einen 0:3, 0:40-Rückstand im zweiten Satz zum 5:5 und 3:3 aus. Doch nach dem zweistündigen Beine-Kraft-Training am Mittwoch reichten die Energiereserven nicht, um die frischer und schneller wirkende Mara Guth zu besiegen.
„Mein Einsatz kam total unverhofft. Ich war zwar erste Nachrückerin, aber ich dachte, mitten im Turnier sagt niemand mehr ab“, erklärte die Schwäbin. Sie wollte den „Kaltstart“ aber nicht als Entschuldigung für die Niederlage anführen: „Mara hat verdient gewonnen. Sie hat sehr gut gespielt, gesehen, dass ich mich heute nicht so gut bewege, und viel Druck gemacht.“
FINALE KORPATSCH GEGEN BARTHEL
Das Endspiel des ersten Vorrundenturniers der „German Ladies Series“ bestreiten mit Tamara Korpatsch und Mona Barthel die beiden Favoritinnen der jeweiligen Gruppe. Die an eins gesetzte und in der Weltrangliste auf Rang 111 stehende Korpatsch gewann am Donnerstag auch ihr drittes Match recht deutlich (6:2, 6:0 gegen Caroline Werner). Die auf Weltranglistenplatz 213 geführte Barthel hatte im entscheidenden Spiel um den Gruppensieg mehr Mühe. 7:6 (10:8), 6:2 endete die Partie gegen Jule Niemeier, die am Freitag im Spiel um Platz drei auf Nastasja Schunk trifft. Nur eingeladene Gäste sind als Zuschauer zugelassen.
Für Mara Guth war es nach den Erstrundenniederlagen im Einzel und Doppel bei den Australien Open im Januar, der anschließenden krankheitsbedingten Pause und dem Corona-Stillstand der erste Saisonsieg – und ein verfrühtes Geschenk sechs Tage vor ihrem 17. Geburtstag. „Es ist eine Supererfahrung, hier gegen Profis zu spielen, das ist ganz anders als Junior-Tennis“, sagte die Gymnasiastin, die eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Niederlagen gegen Mona Barthel (0:6, 2:6) und Jule Niemeier (1:6, 3:6) an den ersten beiden Tagen sah. „Heute war ich gut im Rhythmus und bin in den Schlüsselmomenten ruhig geblieben, da hat mir die Arbeit mit meinem Mentalcoach in den vergangenen Monaten viel geholfen. Früher wäre ich wohl durchgedreht nach dem Verspielen der klaren Führungen.“
Ihr Trainer Carlos Tarantino bemängelte noch zu viele „Unforced Errors“ und Ungeduld bei Schlüssel-Ballwechseln, sah aber deutliche Fortschritte zu den Vortagen. „Mona Barthel war eine andere Liga, für uns noch einen Tick zu schnell. Gegen Jule Niemeier hätte sie den zweiten Satz gewinnen können. Und heute hat man gesehen, dass sie gegen eine Profispielerin aus den Top 800, die alles zurückgebracht und fast keine Fehler gemacht hat, nicht nur mithalten kann.“
Mara Guths Saisonziele sind Junior-Grand-Slams in New York und Paris „und bei 15 000-Dollar-Turnieren ins Profitennis reinzuschnuppern.“ Ihr Trainer wünscht sich am Jahresende einen Platz unter den Top 20 der Weltrangliste. „2021 wollen wir bei den Juniorinnen ganz oben mitmischen.“
Ganz bescheidene Wünsche hatte Verliererin Jasmin Jebawy, die auch am Freitag noch Nicole Rivkin in der Platzierungsrunde vertreten wird. „Ich habe keine Kleidung dabei, weil alles so schnell ging und ich nicht wusste, ob ich über Nacht bleibe. Jetzt muss ich erst mal sehen, wo ich die herbekomme.“