So lief es für Alexander Semisorow vom ASV Mainz 88 bei der beliebten TV-Show. Der Ringer ist für seinen Club aktuell auch ohne Topform Gold wert. Er selbst hat noch große Ziele.
Mainz. Ein Bundeswehr-Outfit tragend und mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt, blickt Alexander Semisorow streng in die Kamera. „Ich melde mich zum Dienst“, lautet die Ansage des Sportsoldaten. Und schon startet der 29-Jährige in den aus acht Hindernissen bestehenden Parcours der RTL-Show „Ninja Warrior Germany“, bei dem es auf Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit ankommt. Die perfekte Spielwiese für den Ausnahme-Athleten von Ringer-Bundesligist ASV Mainz 88.
Der Clip sei ihm nach der TV-Ausstrahlung unzählige Male von Freunden und Bekannten zugeschickt worden, erzählt der mehrfache deutsche Freistil-Meister. Das Feedback: positiv, obwohl für den Ringer am vierten Hindernis Schluss war. „Da wäre mehr drin gewesen“, ärgert sich der Bundeskader-Athlet, dass sein Terminkalender keine Vorbereitung für seinen großen Auftritt zugelassen hatte. „Ich habe einfach gehofft, dass mein übliches Ringer-Training ausreichen würden.“
Doch nicht ohne Grund bereiten sich andere Teilnehmer nun mal monatelang speziell auf die Ninja-Warrior-Hindernisse vor. Bei der Aufzeichnung im Juli waren einige Veteranen dabei, die im Gegensatz zu Neuling Semisorow wussten, worauf es ankommt. „Das fing schon bei der Besichtigung des Parcours an“, erklärt er. „Da haben die direkt erkannt, welche Stellen am schwierigsten werden und wie man sie meistern kann.“ Bei dem ASV-Ringer hingegen beschränkten sich die Vorkenntnisse auf das Schauen der TV-Show. Vor Ort an den Hindernissen zu trainieren, war verboten. Bevor sein Name aufgerufen wurde, beobachtete er zwar noch ein paar andere Kandidaten bei deren Durchläufen über einen Fernseher im Backstage-Bereich. Trotzdem wusste der 88er kaum, was auf ihn zukam, als er dann an der Reihe war. Kleine Brötchen backen? Das war dennoch keine Option, im Gegenteil: „Als ich dran war, habe ich schon darüber nachgedacht, wie ich das letzte Hindernis überwinde.“
Anders als auf der Ringer-Matte sollte sein Selbstvertrauen ihm hierbei aber nicht helfen und der 29-Jährige das Ende des Parcours nie erreichen. Denn Endstation war am sogenannten „doppelten Wellenschlitten“, bei dem die Kandidaten an einer Querstange hinabrutschen und anschließend ihre Geschwindigkeit nutzen müssen, um sich auf eine weitere, an einem höheren Punkt befestigte Stange zu schwingen. Für den 88er führte der Weg aber nicht nach oben, sondern nach unten ins Wasserbecken und daher auch schneller als erhofft wieder nach Hause. Ohne ein Ticket für die nächste Runde, dafür um „eine überwältigende Erfahrung“ reicher. „Ich habe falsch gegriffen, dadurch hat der Schwung gefehlt. Ich hätte die Stange über Kreuz fassen müssen“, hat Semisorow seinen Fehler schnell erkannt. Sei es drum: „Bei so etwas live dabei zu sein, hat richtig viel Spaß gemacht.“
Das große Ziel: Olympia 2024
Nun widmet sich der Freistil-Experte erst einmal wieder seiner Kernkompetenz: dem Ringen. Mit einigen starken Leistungen trug Semisorow seinen Teil dazu bei, dass der ASV Mainz 88 auf dem ersten Tabellenplatz der Bundesliga-Weststaffel steht. Vor allem den 15:10-Sieg gegen Ramazan Ramazanov von den Red Devils Heilbronn, seines Zeichens EM-Dritter, hätten ihm die Wenigsten zugetraut. Doch mit katzenhaften Reflexen konterte der 29-Jährige seinen extrem offensiv agierenden Gegner immer wieder aus. „Sein Stil lag mir einfach gut“, macht der 88er keine große Sache daraus. So gelang ihm der Sensationssieg, obwohl er derzeit „eigentlich gar nicht besonders gut in Form“ sei. Denn wegen eines fünfwöchigen Bundeswehrlehrgangs sind die Trainingszeiten momentan begrenzt. Wie er ringt, wenn er wieder im Training ist, dürfte spannend zu sehen sein.
Seine Top-Form wird der „Ninja Warrior“ aber auch benötigen, um sein großes Ziel zu erreichen: Olympia 2024 in Paris. Bis dahin steht aber erst einmal die Bundesliga mit dem ASV Mainz 88 auf dem Programm. Und vielleicht eine weitere Teilnahme bei „Ninja Warrior Germany“. Die Bewerbung ist bereits abgeschickt.