Die Verantwortlichen haben die im Business übliche Reißleine gezogen. Für viele unerwartet, für manch Insider der Szene unausweichlich.
Wie heißt es im Volksmund: Augen auf im Straßenverkehr. Erst recht, wenn die ersten Flocken auf den blanken Asphalt fallen. Da geht es für die Autofahrer auch um den richtigen Sicherheitsabstand. Der ist für die HSG Wetzlar in der Handball-Bundesliga am Wochenende in Sachen Abstiegsplätze geschrumpft. Und er wird sich zu mehr als einem Blechschaden entwickeln, wenn die Mannschaft nicht bald in die Erfolgsspur (zurück-)findet. Nur wie?
Der (bisherige) Trainer sprach in den vergangenen Wochen und Monaten gebetsmühlenartig von einer Entwicklung, die sein umgebauter Kader seit Sommer durchläuft. Er redete auch von Fortschritt. Was aber nur bei den Erstliga-Rookies im Kader zu entdecken war.
Noch wichtiger sind im harten Profisportgeschäft die Ergebnisse auf dem nackten Papier. Und die sind speziell zu Hause seit langer Zeit ausgeblieben – was Ben Matschke seinen eigentlich bis 2025 angedachten Job kostete. Das Schutzschild, das der 40-jährige Schwetzinger um seine neuformierte Mannschaft aufbaute, ist jetzt weg. Gefragt sind ab sofort die Nyfjälls, Rubins, Lipovinas, Mellegards, Schmidts, Weissgerbers, auch ein Till Klimpke. Sie müssen liefern, und zwar konstant. Egal, wie schwer die Aufgaben in diesem Kalenderjahr und spätestens 2023 werden. Egal, ob ihnen mit dem verletzten Magnus Fredriksen der Denker und Lenker weggebrochen ist. Egal, in welcher Verfassung Stefan Cavor nach seinem Kreuzbandriss wieder einsteigt. Und egal, wieviele Fans trotz bislang nur drei bescheidener Heimerfolge in 2022 weiter in die Arena strömen, um ihre HSG zu unterstützen.
Die Verantwortlichen haben die im Business übliche Reißleine gezogen. Für viele unerwartet, für manch Insider der Szene unausweichlich. Feststeht: Ben Matschke hinterlässt menschlich und sportlich eine Lücke, die – egal, von wem – nur schwer zu stopfen ist.