Mainz 05: Fünferkette bringt auch offensive Möglichkeiten
Die TSG Hoffenheim macht es. Der FC Schalke 04 ebenfalls. Und auch beim FSV Mainz 05 gehört die Fünferkette mittlerweile zu einer immer wieder gerne gewählten taktischen Grundformation.
Von Dennis Rink
Stellvertretender Chefredakteur
In der Formation der Fünferkette können die Innenverteidiger um Jean-Philippe Gbamin (rechts) aggressiver nach vorne gehen. Foto: rscp/Vigneron
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MAINZ - Die TSG Hoffenheim macht es. Der FC Schalke 04 ebenfalls. Und auch beim FSV Mainz 05 gehört die Fünferkette mittlerweile zu einer immer wieder gerne gewählten taktischen Grundformation. Natürlich ist sie bei keinem Fußball-Bundesligisten „in Stein gemeißelt“, wie 05-Trainer Sandro Schwarz immer wieder betont, aber das 5-4-1 taucht immer häufiger auf. Beim 1:0-Erfolg der Mainzer gegen Hertha BSC war sie auch für Schwarz wieder das Mittel der Wahl.
„Wenn man es gut spielt, gibt es nicht viele Nachteile“, sagte der 05-Trainer, der die immer wieder aufkommenden Diskussionen über die Bedeutung von 4-4-2, 4-2-3-1 oder eben 5-4-1 für reichlich überbewertet hält. „Wir haben auch mit der Viererkette schon gute Spiele gemacht“, sagte Schwarz, der sich gegen die Hertha für das Innenverteidiger-Trio Abdou Diallo, Stefan Bell und Jean-Philippe Gbamin entschied, um einen körperlich präsenten Abwehrmann mehr zu haben, der sich bei Flanken um Vedad Ibisevic kümmern konnte.
"Zwei Beine mehr im Strafraum"
Gegen die spielstarken Hoffenheimer setzte Schwarz auf die Fünferkette, um bei den flinken Zuspielen in die Spitze „zwei Beine mehr im Strafraum zu haben“. Klingt alles reichlich defensiv. Zumal die 05er mit lediglich drei Offensivkräften (Alexandru Maxim, Pablo de Blasis und Yoshinori Muto) gegen Berlin alles andere als gefährlich waren. Klar ist, dass Schwarz für den dritten Innenverteidiger die Spielmacherposition opfert. Wenn die Sechser dann nicht entschlossen genug nach vorne rücken, kann im Zentrum ein Loch entstehen.
Das Risiko geht Schwarz aber gerne ein. Denn in diesem System liegen auch Chancen – die die 05er gegen Berlin jedoch ohne Zweifel zu selten nutzten. „Einer der drei Innenverteidiger kann mutiger nach vorne verteidigen und auch mit umschalten, ohne nachzudenken, was hinter ihm passiert“, sagte 05-Kapitän Stefan Bell.
Vor allem Diallo und Gbamin haben schon angedeutet, dass in diesen energischen Spieleröffnungen ihre Stärken liegen. Sie treiben den Ball gerne aus der letzten Linie heraus viele Meter durch das Mittelfeld. Und: So muss sich keiner der beiden Sechser fallen lassen, um den Ball abzuholen, sondern kann weiter vorne stehen.
Aber auch auf den Flügeln ermöglicht das 5-4-1 eine offensivere Ausrichtung. „Die Außenverteidiger können mutiger anlaufen“, sagte Bell. „Sie können mit offenem Visier agieren, wenn sie wissen, dass hinten noch drei Leute sind.“ Gerade Daniel Brosinski nutzt diese Freiheiten bisher recht häufig, um den Ball zu treiben, selbst abzuschließen – oder bis zur Grundlinie zu sprinten und zu flanken. Mit einem beherzten Lauf auf seiner linken Seite bereitete er etwa das 1:1 von Yoshinori Muto gegen Bayer Leverkusen (3:1) vor.
Übrigens hatte auch das 1:0 gegen Berlin seinen Ursprung in einer Balleroberung von Fabian Frei weit in der gegnerischen Hälfte. Der Sechser war eben entschlossen nach vorne gestoßen. Auch eine Folge dieser scheinbar defensiven Fünferkette, die sich seit einigen Monaten mehr und mehr in der Bundesliga etabliert.