Kolumne von Wortpiratin Mara Pfeiffer: Kreativer Protest gegen Salami-Spieltag
Wenn am Samstag um halb vier in der Bundesliga die Spiele angepfiffen werden, bleibt es in der Arena in den Bretzenheimer Feldern still. Der Grund ist, dass es den FSV an diesem Spieltag mit einer der Montagspartien getroffen hat. Was bleibt, ist Protest – und der fällt in Mainz an diesem Wochenende besonders kreativ aus.
Von Mara Pfeiffer
Mainz 05-Fans im Stadion. Archivfoto: Sascha Kopp
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MAINZ - Wenn am Samstag um halb vier in der Bundesliga die Spiele angepfiffen werden, bleibt es in der Arena in den Bretzenheimer Feldern still. Das liegt nicht etwa daran, dass die 05er dieses Wochenende auswärts spielen, und es ist auch nicht so, dass der Ball in Mainz – wie schon so oft in dieser Saison – am Sonntag rollt. Der Grund ist, dass es den FSV an diesem Spieltag mit einer der Montagspartien getroffen hat, die für diese Saison beschlossen worden sind.
Natürlich kann man nun trefflich argumentieren, wenn 36 Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie die DFL einstimmig für einen Vertrag sind, der pro Saison fünf Montagsspiele vorsieht, darf sich auch keiner der 18 Erstligisten darüber beschweren, eine dieser Partien austragen zu müssen. Das lässt aber zwei Faktoren außen vor, denn zum einen wurde für die Einführung der Spielansetzung damit geworben, dass sie Teams im europäischen Wettbewerb einen extra Tag zur Regeneration verschaffe. Insofern ist die Ansetzung bei einer Begegnung der Mainzer gegen den SC Freiburg nicht nachvollziehbar: Ich kann unmöglich die Einzige sein, an der die Spiele der Teams in Europa vorbeigegangen ist (und die gescheiterte Freiburger Qualifikation vor Monaten kann wohl kaum ein Argument sein). Zum Zweiten müssen Fans eben nicht alles gutheißen, was ihre Vereine beschließen, und gerade die immer weiter zerfledderten Spieltage stoßen den Fußballanhängern schon lange übel auf.
Fanmannschaft gegen Fanmannschaft
Was bleibt, ist Protest – und der fällt in Mainz an diesem Wochenende besonders kreativ aus. Unter dem schönen Motto „Samstags halb vier. Fußball. Bratwurst. Bier“ wird der Bruchweg zum Kochen gebracht. Als Ausrufezeichen für die Anstoßzeit, die für Fans in Sachen Anfahrt und Organisation noch immer die beliebteste ist, tritt eine Fanmannschaft der Mainzer gegen eine der Freiburger an. Organisiert wird der Spaß mit ernstem Hintergrund von den Corrillo Ultras, der Supporters Crew Freiburg, der Freiburger Gruppe IWF, der Fanabteilung des FSV Mainz 05, dem Q-Block und den Supporters Mainz.
Es ist ein starkes Zeichen für die Geschlossenheit der Fans über Vereinsfarben hinweg, dass Mainzer und Freiburger diese Aktion gemeinsam auf die Beine stellen: Fußball mag für jene, die an seiner Vermarktung beteiligt sind, nicht mehr sein als ein weiteres Produkt. Die Fans aber haben eine besondere Beziehung zu ihren Vereinen und es ist ein wichtiges Signal, das von der Partie am Bruchweg ausgeht: „Wir machen nicht alles mit.“
Keine Fans - keine Seele
Fußball muss bezahlbar bleiben, Anstoßzeiten müssen organisierbar bleiben, Besuche müssen im Vorlauf der Terminierungen planbar bleiben. Zwar müssen die Fußballanhänger wohl oder übel akzeptieren, dass sie in der Vermarktungs- und Gelddruckmaschinerie des Sports nicht die erste Geige spielen. Die Verantwortlichen dürfen aber nicht vergessen, dass Fans – gerade in der Bundesliga – ein ganz elementarer Bestandteil dieses Sports sind, ohne die er sehr bald seine Seele verlieren würde. Daran können wir am Samstag gemeinsam erinnern: Alle nuff.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn).
Homepage: www.marapfeiffer.de
Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin