Ein schwerer Rückschlag im Abstiegskampf: Obwohl sie in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft waren, verloren die Lilien gegen Nürnberg durch ein unglückliches Eigentor.
DARMSTADT. Der SV Darmstadt 98 hat einen schweren Rückschlag im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga erlitten. Die Lilien verloren durch ein Eigentor von Nicolai Rapp in der Nachspielzeit 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg. Die Gäste nahmen damit drei zwar äußerst glückliche, aber eminent wichtige Punkte mit nach Franken. Nach einer schwachen ersten Halbzeit waren die Darmstädter im zweiten Abschnitt zwar die bessere Mannschaft, nutzten jedoch im Gegensatz zu den Gästen ihre Chancen nicht. Als Fabian Holland in der 90. Minute einen Handelfmeter zum Ausgleich genutzt hatte, schien wenigstens ein Punkt gesichert zu sein – bis zu Rapps Blackout in der Nachspielzeit.
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Erste Halbzeit nichts für Fußballästheten
Gegenüber der Niederlage im DFB-Pokal am Dienstag in Kiel nahm Darmstadts Trainer Markus Anfang vier Veränderungen vor. Für Tobias Kempe, Felix Platte (beide verletzt), Matthias Bader und Immanuel Höhn standen Patrick Herrmann, Nicolai Rapp, Marvin Mehlem und Serdar Dursun in der Startelf. Die eigentliche Überraschung: Victor Palsson spielte nicht im zentralen Mittelfeld, sondern in der Innenverteidigung.
Die erste Halbzeit war nichts für Fußballästheten. Beide Mannschaften bearbeiteten sich im Mittelfeld, durchdachte Angriffe blieben weitgehend aus. Die Lilien zeigten in der Anfangsphase zwar einige gute Ansätze, doch der finale Pass kam nicht an. Mathias Honsak konnte sich auf der linken Seite zwar ab und an durchsetzen, die Flanken fanden jedoch keinen Abnehmer gegen eine beileibe nicht sattelfest wirkende Nürnberger Abwehr. Die beste Chance – und im Grunde auch einzige in der ersten Halbzeit – bot sich Christian Clemens. Von Fabian Schnellhardt freigespielt, hatte er nur noch Nürnbergs Torhüter Christian Mathenia vor sich, der in der 10. Minute das 0:1 verhinderte. Durchaus vielversprechend war auch die Schussgelegenheit von Schnellhardt (39.), doch er verfehlte das Tor aus 16 Metern deutlich. Nürnbergs einzige halbwegs gefährliche Situation stellte Lilien-Torhüter Marcel Schuhen nach einem allerdings auch harmlosen Schuss von Fabian Nürnberger vor keine Probleme (38.).
In der 52. Minute wurde es dann erstmals richtig brenzlig. Honsak lief alleine auf Torhüter Mathenia zu. Doch statt quer auf Serdar Dursun zu passen, versuchte er es selbst. Mathenia parierte, doch die Situation war nicht geklärt. Schnellhardt kam aus elf Metern frei zum Schuss, verfehlte das Tor jedoch deutlich – das hätte die Führung sein müssen. Jetzt war aber mehr Zug in den Angriffsbemühungen der Lilien, die durch Dursun (60.) die nächste Chance hatten. Mathenia hatte einige Mühe, bis er den Ball unter Kontrolle hatte. Das Spiel wurde offener. Nürnbergs erste gute Chance bot sich Tom Krauß, dessen Kopfball jedoch zu harmlos war (68.). Im Gegenzug vertändelte Dursun die nächste Darmstädter Gelegenheit.
Ausgleich in der 90. Minute
Nürnbergs erster schneller und durchdachter Angriff, bei dem die rechte Abwehrseite der Lilien völlig blank war, bescherte den Gästen in der 76. Minute die Führung durch den eingewechselten Fabian Schleussner. Eine bittere Pille für die Lilien. 15 Minuten blieben noch – nicht viel. Sie mussten nun alles riskieren. Eine super Freistoßsituation nach einem Foul am für Dursun eingewechselten Aaron Seydel konnte Schnellhardt aus 18 Metern nicht nutzen, doch nun wurde es turbulent. Kurz vor Spielende zeigte Schiedsrichter Martin Thomsen nach einem Handspiel von Oliver Sorg, der dafür Rot sah, auf den Elfmeterpunkt.
Lilien-Mannschaftskapitän Fabian Holland behielt die Nerven und traf in der 90. Minute zum 1:1. Unfassbar, dass die Partie doch noch verloren ging. Nicolai Rapp wollte in der Nachspielzeit auf Torhüter Schuhen in einer völlig harmlosen Situation zurückköpfen – doch er überlupfte ihn, der Ball zappelte im eigenen Netz. Fast wäre ihnen jedoch noch der Ausgleich gelungen, doch der nach einem Eckball mit nach vorn geeilte Schuhen säbelte aus fünf Metern über den Ball.
Von Jens-Jörg Wannemacher