Der SV Darmstadt 98 verlängert mit zwei Routiniers und Leistungsträgern. Somit werden alle Stammspieler auf jeden Fall bleiben – nur bei einem gibt es weiterhin ein Fragezeichen.
Darmstadt. Überraschend kam es nicht mehr, aber der Zeitpunkt war ein paar Stunden vor dem Test gegen Young Boys Bern geschickt gewählt: Am Samstagnachmittag vermeldete Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98, dass mit Tobias Kempe (bis 2025) und Klaus Gjasula (bis 2024) zwei Leistungsträger ihre Verträge vorzeitig verlängert haben. Beide Kontrakte liefen im Sommer 2023 aus – somit haben die Lilien alle Stammspieler auch über diese Saison hinaus an sich gebunden. Mit einer Ausnahme: Patric Pfeiffer hat noch nicht verlängert, ob der Verteidiger bleibt, ist weiter ungewiss.
„Einmal Lilie, immer Lilie“
„Ich bin unglaublich glücklich und dankbar, meinen Vertrag verlängert zu haben“, wird Kempe vom Verein zitiert. „Es sind jetzt schon acht Jahre, in denen ich mit Stolz und Liebe dieses Trikot tragen darf. Ich genieße es jeden einzelnen Tag, die Lilie auf der Brust zu tragen - ob in Spielen oder in Trainings. Ich werde immer 100 Prozent geben, damit wir Erfolg haben.“ Und der Sympath fügt hinzu: „Einmal Lilie, immer Lilie.“
Der 33 Jahre alte Kempe war im Juli 2014 von Dynamo Dresden zum SV 98 gekommen, nur in der Spielzeit 2016/17 war er mal weg gewesen – doch das Jahr beim 1. FC Nürnberg hatte ihm deutlich gemacht, dass er sich in Darmstadt deutlich wohler fühlt. In 234 Pflichtspielen traf er 53 Mal für die Lilien, hinzu kommen 58 Assists. Traumwerte sind das, die mit dazu beigetragen haben, dass der gebürtige Weseler einer der beliebtesten Lilien-Kicker ist. Und er ist enorm wandelbar, hat außer Verteidiger und Torwart auf jeder Position gespielt in seiner Lilien-Zeit. Aktuell ist er im defensiven Mittelfeld beheimatet, was ihm sichtlich Spaß macht. „Es ist toll, das Spiel vor sich zu haben“, hatte er vor Kurzem erst im ECHO-Interview gesagt. Mehr Verantwortung bringt das mit sich, diese nimmt er gerne auf sich. In dem Wissen, dass in seinem Alter auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem eigenen Körper dazugehört. Und das ist etwas, was Kempe ganz besonders auszeichnet.
Noch nicht ganz so lange dabei ist Klaus Gjasula, der im Sommer 2021 vom Hamburger SV ans Böllenfalltor gekommen war. „Ich wurde mit offenen Armen in Darmstadt empfangen, das hat es mir sehr leichtgemacht, hier im Verein anzukommen“, sagt der genau wie Kempe 33 Jahre alte Albaner. „Der Verein entwickelt sich in eine tolle Richtung, sportlich waren es bis dahin anderthalb sehr erfolgreiche Jahre. Außerdem bin ich schon sehr gespannt, im kommenden Jahr im dann fertig umgebauten Stadion auflaufen zu dürfen.“
Er blicke mit „großer Vorfreude auf die kommende Zeit“ mit den Lilien und sei glücklich, weiter Teil des Klubs sein zu dürfen. Solche Sätze hören sie gerne am Böllenfalltor, und sie sind ja auch glaubhaft aus seinem Mund. Starallüren sind Gjasula komplett fremd, und er ist zudem einer von wenigen Lilien-Spielern, die auch schon mal in der Bundesliga gespielt haben. Mit dem SC Paderborn hat er das erreicht, was auch mit den Lilien klappen könnte. Und da kann Erfahrung nicht schaden – zumal Gjasula auch einer ist, der sich für keine Drecksarbeit zu schade ist. Dass sich einige Mitspieler zudem an ihm aufbauen können, wenn es mal nicht so gut läuft, ist ein weiterer positiver Punkt, der in der Vergangenheit schon einige Zähler gebracht hat.
32 Partien hat Gjasula bislang im Trikot des SV 98 bestritten, aktuell fehlt er wegen eines Muskelbündelrisses, den er sich bei der Nationalmannschaft zugezogen hatte. In der Rückrunde sollte er aber wieder dabei sein, zuletzt trainierte er zumindest eingeschränkt schon wieder mit.
Damit verfolgen wir weiter unseren Weg der Kontinuität und unser Bestreben, eine Achse an unseren Verein binden zu können.
Froh über die Verlängerungen ist naturgemäß auch Darmstadts Sportlicher Leiter Carsten Wehlmann. „Es freut uns außerordentlich, dass wir bei beiden Personalien frühzeitig Klarheit schaffen konnten“, sagt er. Und macht deutlich, worauf es bei den Lilien derzeit ankommt: „Damit verfolgen wir weiter unseren Weg der Kontinuität und unser Bestreben, eine Achse an unseren Verein binden zu können.“
Großes Lob auch vom Trainer
Kempes Verdienste um die Lilien seien unbestritten. „Er lebt den SV 98 und verkörpert die Werte des Vereins. Er zeigt mit seinen sportlichen Leistungen und seiner Verbundenheit Jahr für Jahr seine Bedeutung für die Lilien“, ist Wehlmann voll des Lobes. Kempe ist neben Kapitän Fabian Holland und Marvin Mehlem übrigens der einzige im Kader, den Wehlmann nicht verpflichtet hat – sie waren vorher schon da. „Auch Klaus Gjasula hat vom ersten Tag an mit jeder Faser untermauert, dass er sich mit dem SV 98 identifiziert. Mit seiner Präsenz stabilisiert er unser Spiel und hat sich als Teil des Mannschaftsrats in seinen nun anderthalb Jahren beim Verein auch darüber hinaus zu einem wichtigen Faktor außerhalb des Spielfelds entwickelt“, bekommt auch der Albaner ein Sonderlob.
Es macht extrem viel Spaß, mit Tobi und Klaus zusammenarbeiten zu dürfen.
Über all das darf sich natürlich auch der Mann freuen, der am meisten mit den beiden zu tun hat: Trainer Torsten Lieberknecht. „Es macht extrem viel Spaß, mit Tobi und Klaus zusammenarbeiten zu dürfen“, sagt der 49-Jährige. „Beide sind Führungsspieler, die auf und neben dem Platz wichtig für uns sind. Zudem sind Klaus und Tobi absolute Vollprofis und leben täglich vor, mit welcher Hingabe, Demut und Leidenschaft man dafür arbeiten muss, um sich für das Wochenende fit zu bekommen. Und beide beweisen, dass man sich auch im Alter noch mal neu erfinden und in neue taktische Positionen auf dem Feld hineinwachsen kann.“
Was ja nicht schaden kann angesichts des aktuellen Kaders, der in Richtung Bundesliga schielt.