Trainer Torsten Lieberknecht warnt eindringlich vor dem nächsten Gegner. Mit einem Remis würde der SV Darmstadt 98 zumindest bis Samstag wieder auf Platz eins springen.
DARMSTADT. Auf Torsten Lieberknechts Zettel sind derzeit ziemlich viele grüne Vermerke. Was gut ist, weil es bedeutet, dass der Trainer des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 wenig bis gar keine Personalprobleme hat. Das war nicht immer so, „es gab mal Zeiten, da waren da ganz viele Namen in anderen Farben drauf. Jetzt aber ist alles grün.“
Und so hat der Lilien-Coach vor dem Spiel an diesem Freitagabend gegen den SV Sandhausen (Anstoß am Böllenfalltor ist um 18.30 Uhr) die Qual der Wahl. Und anders als er es auch schon getan hat in dieser Saison, hielt er sich in der Spieltagspressekonferenz am Donnerstag recht bedeckt, was seine personellen Überlegungen angeht. Spielt Fabian Schnellhardt, obwohl weder Tobias Kempe noch Klaus Gjasula gesperrt sind? Abwarten. Wer spielt ganz vorne? Noch nicht entschieden. Nur eins sagte Lieberknecht ganz klar: „Die Aufstellung muss zum Gegner passen.“ Was auch immer das genau heißen mag.
Spitzenspiel am Böllenfalltor
Der SV Sandhausen ist die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde und steht in dieser Tabelle einen Rang vor den Lilien. Spitzenspiel am Böllenfalltor also. Lieberknecht mag diesen Begriff aber lieber nicht verwenden. „Es wird aber auf jeden Fall ein sehr interessantes Spiel“, sagt der 48-Jährige, dessen Mannschaft mit einem Punkt zumindest bis Samstag (dann spielt St. Pauli in Dresden und Bremen in Heidenheim) wieder an die Tabellenspitze gelangen würde.
Er zeigt großen Respekt vor dem Gegner, spricht von einer schweren Aufgabe, vergleichbar mit Spielen wie gegen den FC Ingolstadt (1:0) und Erzgebirge Aue (2:1). Diese Partien waren extrem intensiv, aber am Ende hat der SV 98 sie eben auch gewonnen. In den vergangenen 17 Spielen setzte es gerade mal zwei Niederlagen. „Wir werden die Partie trotzdem nicht mit Übermut angehen“, sagt Lieberknecht, „sondern mit ganz viel Respekt. Mentalität spielt diesmal eine ganz wichtige Rolle.“
Der SV Sandhausen hat seit Mitte Januar nicht verloren, er wird enorm selbstsicher auftreten. „Wir haben aber auch einiges, was wir einbringen können“, sagt Lieberknecht, der vor allem vom konditionellen Zustand der Mannschaft angetan ist. Dies hat – neben anderem – zuletzt den Unterschied gemacht, beim 1:0 in Dresden sowie beim 3:2 gegen Heidenheim. Lieberknecht hat aber auch noch etwas ganz anders erkannt: dass der Gegner besorgt ist, wenn es dem Ende entgegengeht. „Ich habe bei den Heidenheimern gesehen, dass sie nach unserem Anschlusstreffer Sorgen hatten. Sie haben gemerkt: Da kommt gerade wieder etwas in Schwung.“ Offensivdruck, gepaart mit der Wucht von den Rängen – das kann auch gegen Sandhausen der Schlüssel zum Erfolg sein.
Der Hinspiel-Gewinn sei kein Maßstab
Dass die Lilien wie schon am vergangenen Wochenende bereits am Freitagabend in den Spieltag starten, ist für den Lilien-Trainer derweil kein Vorteil. „Aber natürlich ist es immer ein Highlight, unter Flutlicht zu spielen“, sagt er. Ob das an einem Freitag ist wie zuletzt und diesmal wieder oder an einem Samstag wie in Dresden, sei indes zweitrangig. Und doch dürfte auch er es genießen, nach einem Dreier zuzuschauen, wie sich die Konkurrenz im Aufstiegskampf danach so schlägt.
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Das Hinspiel hatten die Lilien mit 6:1 gewonnen, doch das ist kein Maßstab. Erstens ist es lange her, zweitens war es beileibe nicht so deutlich, wie das Ergebnis es aussagt. Daran erinnerte Lieberknecht am Donnerstag noch einmal eindringlich – völlig zurecht. „Wir haben damals beim Stand von 2:1 einige Situationen überstehen müssen.“ Damals war Erich Berko noch bei den Lilien dabei, er wechselte im Winter nach Sandhausen. Die „Bild“ will wissen, dass er wegen einer entsprechenden Klausel am Freitag nicht spielen darf, Lieberknecht weiß davon nichts. „Ich kenne die Vertragsdetails nicht, aber ich gehe mal davon aus, dass er im Kader ist.“ Wissend, dass diese Personalie letztlich wohl kaum den Unterschied machen dürfte. Das Ziel sind wie immer drei Punkte, und wie genau diese zustande kommen, ist dem Trainer relativ egal. Ob schmutzig, haushoch oder hart erkämpft – am Ende zählen nur die Punkte. „Ein schmutziger Sieg kann für mich genau die gleiche Bedeutung haben wie ein Punkt, den man mal mitnimmt“, sagte Lieberknecht. „Wichtig ist vor allem, dass wir jedem Gegner mit Respekt begegnen und keinen auf die leichte Schulter nehmen.“
Kühlen Kopf bewahren in wirklich jeder Phase, so lautet die Devise. Das kann am Ende der entscheidende Trumpf sein. So weit denkt beim SV 98 angesichts noch neun ausstehender Spiele derzeit freilich offiziell noch keiner – und damit sind sie schließlich auch gut gefahren in den vergangenen Wochen.
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