Lilien-Trainer erinnert sich an "Wunder von Bielefeld"

aus SV Darmstadt 98

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Thorsten Lieberknecht, Trainer von Darmstadt 98. Foto: Jan Huebner
© Jan Huebner

Torsten Lieberknecht empfängt erstmals als Lilien-Trainer Arminia Bielefeld. Die Relegation 2014 hat auch ihn fasziniert, am Sonntag warnt er vor einer "echten Hausnummer".

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DARMSTADT. Torsten Lieberknecht weiß noch ganz genau, wo er sich das Relegations-Rückspiel zwischen Arminia Bielefeld und Darmstadt 98 am 19. Mai 2014 angeschaut hat. Der heutige Trainer der Lilien lag auf der heimischen Couch, wie er sich am Freitag erinnerte. „Und wie ganz Fußball-Deutschland war ich entzückt über die Lilien. Das war wirklich ein grandioser Fußball-Abend.“ Einmal war der heute 49-Jährige zwar mal kurz eingeschlafen, doch beim 4:2-Siegtreffer von Elton da Costa war er wieder hellwach gewesen.

Seitdem ist viel passiert, doch jedes Mal, wenn Darmstadt und Bielefeld aufeinandertreffen, ist das „Wunder von Bielefeld“ natürlich ein großes Thema. Am Sonntag ist es wieder einmal soweit, um 13.30 Uhr wird am Böllenfalltor angepfiffen. Der Heimbereich ist wie immer ausverkauft, bis Freitag waren 665 Tickets nach Bielefeld verkauft. Das sind rund 500 mehr als vor einer Woche nach Heidenheim, Luft nach oben wäre freilich noch.

Mit gesunder Aggressivität und viel Power

Eine Erklärung für die recht niedrige Zahl ist der schlechte Saisonstart der Arminia, die sich nach zwei Jahren Bundesliga erst einmal wieder an die Zweite Liga gewöhnen muss. Trainer Uli Forte musste nach vier Niederlagen zum Auftakt schon wieder gehen, jetzt steht Daniel Scherning an der Seitenlinie. Und siehe da: Aus den jüngsten zwei Spielen holten die Ostwestfalen vier Punkte. „Sie haben einen Erstliga-Kader mit hervorragenden Einzelspielern“, sagt Lieberknecht, der darauf verweist, dass der direkte Wiederaufstieg das große Ziel der Arminia ist. „Das ist eine Hausnummer für uns, aber eine, mit der wir uns gerne messen wollen.“

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Mit gesunder Aggressivität und viel Power wollen sie am Sonntag in die Partie gehen, „dann sind wir überzeugt, dass es, gepusht von unseren Fans, ein erfolgreicher Tag für uns werden kann. Weil wir gut drauf sind“, sagt der Trainer. Der das jüngste 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim mit der Mannschaft analysiert hat. Dabei kamen auch jene Dinge zur Sprache, die ihm nicht gefallen hatten. „Wenn wir 2:1 führen, brauchen wir eine noch größere Gier, um den Sieg nach Hause zu fahren“, sagt Lieberknecht. „Dann muss man einfach ein paar Schritte mehr gehen und ein paar Meter mehr machen. Das tut im Ansatz dann vielleicht weh, aber da muss man alles reinwerfen, um die drei Punkte zu holen.“

Kapitän Holland fällt aus

Die Mannschaft hat es eingesehen, auch, dass vielleicht ein bisschen zu viel nur noch hinten rausgebolzt wurde am Ende. „In den letzten zehn Minuten waren wir zu sehr am Schlagen“, nennt es der Lilien-Trainer. „Ein bisschen mehr Ruhe am Boden hätte uns gutgetan.“ Man habe die Dinge nicht unter den Teppich gekehrt, sondern ganz offen angesprochen. „Und jetzt wollen wir es besser machen – mit viel Aggressivität mit und auch gegen den Ball.“

Verzichten muss Lieberknecht am Sonntag auf Kapitän Fabian Holland, der gegen Heidenheim seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte – im sechsten Saisonspiel. Im Aufbautraining sind Oscar Vilhelmsson, Emir Karic und Mathias Honsak, an einen Einsatz am Sonntag ist bei ihnen aber noch nicht zu denken. Holland könnte von Frank Ronstadt vertreten werden, der gegen Heidenheim nach seiner Einwechslung mächtig Dampf gemacht hatte, der aber eigentlich eher auf der rechten Seite zu Hause ist. Ins Team zurückkehrt Klaus Gjasula, der seine Gelb-Rot-Sperre aus dem Spiel beim Hamburger SV (2:1) abgesessen hat. Ob Lieberknecht erneut mit Dreier- oder doch wieder mal mit Viererkette spielen lässt, wollte er am Freitag noch nicht verraten.

Seit Donnerstagabend ist derweil klar, dass die Lilien mit jenen Spielern weitermachen, die sie aktuell im Kader haben. Der letzte Tag, an dem das Transferfenster geöffnet war, verstrich ereignislos. Die Augen waren zwar ausgerichtet auf einen Stürmer, das klappte aber nicht, wie Lieberknecht noch einmal verriet. „Es gab eine Idee, aber die war nicht realisierbar. Ich bin jedenfalls froh, dass das Fenster jetzt zu ist.“ Weil die immer gleichen Fragen ja irgendwann auch mal nerven.