Trotz drei kurzfristigen Ausfällen und Pausenrückstand: Kaiserslautern hat im Topspiel der Zweiten Bundesliga einmal mehr die richtigen Antworten parat.
Hannover. Es geht genauso weiter, wie es vor elf Wochen aufgehört hatte. Der 1. FC Kaiserslautern bleibt nicht nur auswärts weiterhin als einziges Profiteam im deutschen Fußball ungeschlagen. Mit dem 3:1 (0:1)-Auswärtssieg bei Hannover 96 sicherten sich die Roten Teufel auch den vierten Sieg in Serie. Von mehr als 8000 mitgereisten Fans lagen die Pfälzer zur Pause noch durch ein Tor von Hannovers Derrick Köhn zurück (17.). Nach der Pause drehte der FCK aber auf, glich durch Julian Niehues (48.) schnell aus und drehte schließlich dank eines Treffers von Terrence Boyd die Partie völlig (66.). Philipp Hercher besorgte in der Nachspielzeit schließlich die Entscheidung. Mit nun 32 Punkten sind die Roten Teufel dem Klassenerhalt wieder ein deutliches Stück nähergekommen. Als Tabellenvierter werden indes auch die Träume vom Bundesliga-Aufstieg weiter reifen.
Der Arbeitstag begann für die Roten Teufel dabei jedoch mit einer dreifachen Hiobsbotschaft. Mit Nicolai Rapp, Philipp Klement und Ben Zolinski mussten gleich drei potentielle Startspieler verletzt passen. Auch Marlon Ritter wurde zumindest nicht rechtzeitig für die Startelf fit, saß aber zumindest auf der Bank. Trainer Dirk Schuster, der im Vorfeld noch von der „Qual der Wahl” im Hinblick auf seinen verletzungsfreien Kader sprach, musste also kräftig umstellen.
Hanslik als Klement-Ersatz
Innenverteidiger Boris Tomiak startete neben Julian Niehues im defensiven Mittelfeld. Hinter den Spitzen agierte Daniel Hanslik als Klement-Ersatz. Eine Hypothek, die in der ersten Halbzeit auch hier und da durchaus sichtbar wurde. Deutlich unterlegen waren die Roten Teufel dennoch keineswegs. Was vor der Halbzeitpause jedoch fehlte, war das spielerische Element.
Der FCK fand über offensiv durch die Mitte kaum statt. Wenn, dann ging es über die Flügel, wo Kenny Prince Redondo und Aaron Opoku allerdings unter Dauerbewachung standen. So blieb es aus FCK-Sicht bei einem Fernschuss von Hendrick Zuck (23.) und zwei Versuchen durch Opoku kurz vor der Pause. Hannover zeigte sich da deutlich effektiver. Die Hausherren hatten mehr vom Spiel, wurden aber selbst nur selten gefährlich. Mit dem ersten Versuch gingen die Niedersachsen aber direkt in Führung. Kevin Kraus spielte den Ball im Aufbauspiel unsauber in die Füße von Derrick Köhn. Der bedankte sich, tankte sich auf seiner linken Seite durch und überwand auch FCK-Torwart Andreas Luthe, der den Ball aber wohl auch hätte wegfausten können (17.). Ein ebenso früher wie vermeidbarer Rückstand der Pfälzer. Hannover hatte dann mit einem scharfen Fernschuss von Cedric Teuchert noch das 2:0 auf dem Fuß (30.). Viel mehr kam aber zunächst nicht.
Schuster stellte zur Pause nicht um, vertraute seiner dezimierten Mannschaft - und sollte recht behalten. Die Pfälzer kamen mit Schwung aus der Kabine, versuchten offensiv Akzente zu setzen. Und einmal mehr schlugen sie zurück. Eine Ecke von Zuck verlängerte Tomiak an den langen Pfosten, wo Niehues per Kopf zur Stelle war - der Ausgleich (48.). Ein ausgerechnet von den beiden Spielern vollendet, die vermeintlich als Lückenbüßer auf der Doppel-Sechs starteten. So kanns gehen. Nun war die Partie wieder offen und die Gäste fassten neuen Mut. Gefährlich wurden zunächst aber wieder die Gastgeber. Teuchert verzog erneut aus der Distanz (56.). Die Partie verflachte nun ein wenig. Auch, weil Hannover zwar gefordert war, aber weiterhin nicht wirklich viel Offensivaktionen auf den Platz brachte. Anders Kaiserslautern: Nach einem sehenswerten Seitenwechsel von Opoku hatte Zuck viel Zeit zum Flanken, fand Terrence Boyd und der Top-Torjäger der Roten Teufel knallte das Ball zum 2:1 in die Maschen (66.). Spiel gedreht.
Nun waren die Gastgeber erst recht gefordert, um nicht zum Start der Rückrunde den nächsten Rückschlag im Aufstiegsrennen hinnehmen zu müssen. Mit einem direkten Freistoß zwang Köhn Luthe dann immerhin mal wieder zu einer Parade (70.). Havard Nielsen brachte seinen Kopfball dann nicht einmal mehr auf den Kasten (73.). Auf der Gegenseite hätten sich die Gastgeber um ein Haar selbst aus dem Spiel genommen. Eine missglückter Klärungsversuch von Julian Börner ging zwar über Torwart Ron-Robert Zieler hinweg, landete aber neben dem eigenen Gehäuse (74.).
Mit einem Schussversuch des eingewechselten Hendrik Weydandt leitete Hannover dann wenig später die Schlussphase ein (80.). Ein Sturmlauf wurde es aber weiterhin nicht. Hannover fand keine Lücken und Kaiserslautern verschaffte sich immer wieder geschickt Raum, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Die 8000 Mitgereisten zuckten dann bei Maximilian Beiers Versuch nochmals zusammen - den Ball brachte Hannovers Joker aber nicht auf Luthes Gehäuse. Auch Nielsens Schuss wurde abgeblockt (90.).
Es folgten acht (!) Minuten Nachspielzeit und schließlich durfte sich auch Keeper Luthe für seinen Fehler beim 0:1 rehabilitieren. Nach einer Ecke köpfte Weydandt aus kurzer Distanz, aber der FCK-Torwart reagierte bockstark (90.+4) - und hatten dann doch die Pfälzer das letzte Wort.
Der eingewechselte Lex-Tyger Lobinger behauptete sich stark und schickte Philipp Hercher auf die Reise. Der setzte sich durch, überwand Zieler und machte mit dem 3:1 somit alles klar (90.+7). Während die Fans also reichlich Schwung mit in die Nacht nehmen durften, wird sich die Mannschaft mit neuem Rückenwind auf das anstehende Heimspiel gegen Holstein Kiel (Samstag, 13 Uhr) vorbereiten.