Der SV Darmstadt 98 startet am Samstag in Regensburg in die neue Saison. Der letzte Auftaktsieg nach dem Bundesliga-Abstieg gelang im Juli 2018 gegen Paderborn.
DARMSTADT. Ein guter Start kann Gold wert sein - es kann aber auch trotzdem bergab gehen danach. Das hat auch Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 schon erleben müssen. An diesem Samstag (Anstoß ist um 13 Uhr) gastieren die Lilien zum Auftakt der Saison 2022/23 beim SSV Jahn Regensburg, und bei dem langjährigen und folglich mehr als etablierten Zweitligisten hängen die Trauben durchaus hoch. Umso wichtiger wäre ein Erfolg, denn im Spiel darauf empfangen die Darmstädter den SV Sandhausen zum Freitagabendspiel. Und es gibt nicht wenige Fans, die aus diesen beiden Spielen auf sechs Punkte hoffen. Das hat der SV 98 noch nie geschafft, seit er 2017 aus der Bundesliga abgestiegen ist - in der Statistik stehen zum Auftakt zwei knappe Siege, ein unglückliches Remis und zwei Niederlagen mit völlig unterschiedlicher Vorgeschichte.
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Zehn Punkte aus vier Spielen bringen am Ende wenig
Die Lilien gehen nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Sommer 2017 in ihre nunmehr sechste Zweitliga-Saison in Folge. 2017 war Torsten Frings Trainer, und im ersten Spiel nach der Sommerpause waren die Lilien Gastgeber der Spvgg Greuther Fürth. Sie gewannen mit 1:0, den Treffer des Tages markierte der damalige Kapitän Aytac Sulu. Die Perspektiven schienen glänzend, zumal in den drei folgenden Spielen sieben weitere Punkte aufs Konto gepackt wurden (1:1 in Kaiserslautern, 3:0 gegen St. Pauli, 2:1 in Duisburg). Die Lilien grüßten nach dem Freitags-Sieg in Duisburg gar von der Tabellenspitze - doch es folgte eine Negativserie, Frings wurde entlassen, die Lilien mussten um den Klassenerhalt kämpfen.
Ein Jahr später starteten die Lilien erneut zu Hause in die Saison, Trainer war Dirk Schuster, Gegner der SC Paderborn. Es war eine zähe Angelegenheit, doch am Ende stand wieder ein 1:0. Torschütze war Serdar Dursun, der wenige Tage zuvor erst in Darmstadt aufgeschlagen war und der gar nicht wusste, dass Schuster tatsächlich schon mit ihm planen würde. Er tat es - es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die den Stürmer bis in die türkische Nationalmannschaft bringen sollte. Der übrigens aus Fürth gekommen war, wo er nicht allzu groß aufgefallen war - Schuster hatte und hat ein Auge für solche Spielertypen.
Auch in der Saison 2018/19 gelang den Lilien ein starker Start in die Saison. Nachdem man am zweiten Spieltag mit 0:2 in St. Pauli verloren hatte, folgten Siege gegen Duisburg (3:0) und in Heidenheim (1:0). Doch danach gab es Parallelen zur Vorsaison. Im Februar wurde Schuster von Dimitrios Grammozis ersetzt, mit dem der Klassenerhalt gelang.
Der stand ein Jahr später an der Seitenlinie, als der SV 98 erstmals seit dem Wiederabstieg mit einem Auswärtsspiel in die Runde startete. Und mit was für einem: Es ging zum Hamburger SV. Große Namen bringen die Lilien indes kaum mehr aus der Ruhe, und auch im Volksparkstadion setzten sie dem Gegner richtig zu. Tim Skarke sorgte für das 1:0, und alles sah nach einem gelungenen Auftakt aus. Bis Video-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus in der sechsten Minute der Nachspielzeit ein Foul gesehen haben wollte, das dann tatsächlich zu einem Strafstoß führte. Aaron Hunt markierte in der 98. Minute (!) das 1:1.
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Am zweiten Spieltag hieß es 2:0 gegen Holstein Kiel, alles schien wie in den zwei Spielzeiten zuvor auf einen starken Start hinauszulaufen. Doch das 0:4 beim VfL Osnabrück am dritten Spieltag ließ mehr als nur ein paar dunkle Wolken am Böllenfalltor aufziehen. Grammozis geriet auch angesichts der mehr als schwachen Vorstellung leicht ins Trudeln, am Ende stand in der wegen Corona zwei Monate unterbrochenen Saison aber erneut der frühe Klassenerhalt.
In der Spielzeit 2020/21 setzte es dann erstmals seit dem Abstieg aus Liga eins eine Niederlage am ersten Spieltag - es war eine mehr als unglückliche. Denn beim 2:3 beim SV Sandhausen war der SV 98 die klar bessere Mannschaft gewesen, er schlug sich letztlich aber selbst. Daniel Keita-Rühl traf dreimal für den Gastgeber, für die Lilien trafen Mathias Honsak zum 1:0 und Tim Skarke in der Nachspielzeit zum 2:3. Ein Ergebnis, das ein bisschen ein Vorbote war für eine durchwachsene Hinrunde, in der viel Pech dabei war, in der es aber auch offensiv geprägte Fußballfeste gab. Das alles hatte auch mit dem damaligen Trainer Markus Anfang zu tun, der sich nach der Saison 2020/21 direkt wieder verabschiedete. Auch unter ihm waren die Lilien streckenweise in Abstiegsgefahr, am Ende stand nach einer wahren Siegesserie dann aber gar Platz sieben.
Von Corona geplagt: chancenlose Lilien
Anfangs Nachfolger ist Torsten Lieberknecht - und der startete wie Anfang mit einer Niederlage in die Spielzeit 2021/22. Die Umstände freilich waren völlig andere: die Mannschaft Corona-dezimiert und kaum konkurrenzfähig, mit einigen Junioren aufgefüllt. 0:2 hieß es gegen Jahn Regensburg am Böllenfalltor, eine Woche später folgte ein 0:3 beim Karlsruher SC. Die Bedingungen waren indes so speziell, dass bis heute mancher bei den Lilien sagt, dass die Runde ja eigentlich erst am dritten Spieltag losgegangen war. Da gewann der SV 98 - jetzt mit vollem Personal - mit 6:1 gegen den FC Ingolstadt, am Ende landeten die Lilien auf Platz vier.
Was zeigt: Ein schlechter Start muss kein schlechtes Omen sein, ein guter indes auch kein gutes. Doch eines ist auch klar: Ein Sieg lässt vieles leichter werden danach. Genau darauf spekulieren sie auch heute gegen Jahn Regensburg - und gewinnen macht ja auch viel mehr Spaß als verlieren.