Der 1. FC Kaiserslautern entscheidet ein Topspiel, das vor allem außerhalb des Rasens großes Kino war, letztlich verdient 2:0 für sich. Die Hamburger enttäuschten auf ganzer Linie.
Kaiserslautern. Es war wieder ein Tag, den man in der Pfalz wohl so schnell nicht vergessen wird. Viele Aktionen der Fans umrahmten das Topspiel gegen den Hamburger SV und ließen ohnehin schon Bundesliga-Niveau um den Betzenberg wehen. Es folgten dann aber auch noch 90 Minuten ganz nach dem Geschmack der Roten Teufel. Der 1. FC Kaiserslautern besiegte den Aufstiegsaspiraten letztlich verdient 2:0 (0:0). Mit Terrence Boyd und Aaron Opoku trafen spät einmal zwei Joker für den FCK. Die Gegner aus dem hohen Norden enttäuschten hingegen völlig, wirkten defensiv nervös und hatten offensiv kaum gefährliche Szenen zu bieten.
Begleitet wurde die Partie schon lange vor Anpfiff von einer außergewöhnlichen Atmosphäre. Das Fanbündnis der Roten Teufel hatte zum „Traditionstag” aufgerufen und alle Fans, egal ob mit oder ohne Eintrittskarte, schon am Nachmittag in die Innenstadt eingeladen, von wo aus mehrere tausend Anhänger einen Fanmarsch zum Stadion starteten - übrigens auch begleitet von einigen Fans der Hamburger. Schon Stunden vor Anpfiff war das Stadion entsprechend gut gefüllt, die Stimmung prächtig. Abgerundet wurde das von einer großen Choreo über zwei Tribünen, die ebenfalls den „Traditionstag” zum Thema hatte. Auch die Gäste begrüßten ihre Mannschaft mit einer Choreo und Pyrotechnik - es war angerichtet.
Sportlich konnte die Partie da allerdings nur phasenweise mithalten. Spannend war es aber allemal. FCK-Trainer Dirk Schuster stellte sein Team im Vergleich zur schwachen Vorstellung beim 0:1 in Braunschweig vergangene Woche auf vier Positionen um und kehrte zudem zu einer Dreierkette zurück. Überraschend saß Angreifer Terrence Boyd erstmals in der laufenden Saison auf der Bank. Für ihn startete Nicolas de Préville.
Zu Beginn noch Druck vom HSV
Auch Ben Zolinski, Kenny Prince Redondo und Julian Niehues rückten in die Anfangsformation. Die ersten Minuten gehörten dann aber den Gästen aus Hamburg, die Druck ausübten, jedoch keine echten Torchancen entwickelten. Der FCK brauchte eine knappe Viertelstunde, um selbst gefährlich zu werden. Dann lief aber viel über Startelf-Debütant de Préville. Der Franzose hat dann auch die erste Chance der Partie, zielt aber ziemlich genau auf HSV-Torwart Daniel Heuer-Fernandes (22.). Wenig später versuchte es Kapitän Jean Zimmer aus der Distanz, aber ebenfalls zu ungefährlich (27.).
Vom HSV, die im Aufstiegsrennen dringend Punkte brauchen, kam in dieser Phase viel zu wenig. Gegen dicht gestaffelte Pfälzer fanden die Gäste keine Lücken, wurden so erst kurz vor dem Pausenpfiff erstmals zwingend. Robert Glatzel setzte sich auf der linken Seite durch, fand die mitgelaufenen Anssi Suhonen, dessen Versuch aber knapp über das Tor ging (44.). Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie dann spürbar munterer.
Kaiserslautern, die jetzt auf die Westkurve zuspielten, startete mit Druck. Marlon Ritter tankte sich gut im Strafraum durch, kam aber nicht richtig zum Abschluss (48.). Wenig später sorgte ein Missverständnis zwischen Heuer-Fernandes und Jonas David dafür, dass Zimmer aus großer Entfernung das leere Tor anvisieren konnte - er traf es aber deutlich nicht (53.). Dennoch, der HSV wirkte defensiv absolut nicht sattelfest.
Nur eine Minute später jubelte die Westkurve bereits, doch der Versuch von Zolinski landete nur am Außennetz. Nun meldeten sich auch mal die Gäste. Kapitän Sebastian Schonlau setzte seinen Kopfball allerdings knapp neben das Tor (57.). Noch enger wurde es beim Versuch von Miro Muheim, der im Sechzehner recht unbedrängt abschließen konnte, den Ball aber auf die Latte setzte (65.).
Das Spiel war nun auch sportlich ein Topspiel - und Dirk Schuster setzte offensiv ein weiteres Signal, in dem er mit Boyd und Philipp Hercher (für de Préville und Redondo) zwei frische Angreifer brachte (66.). Und der Trainer lag damit genau richtig. Da der HSV weiterhin defensive Ungenauigkeiten anbot, nutzte der FCK schließlich mal eine diesen Vorlagen aus. So war es Ludovit Reis, der einen Ball an der Seitenlinie vertändelte und so Zimmer auf die Reise schickte. Der Kapitän fand in der Mitte den mitgelaufenen Boyd - und der Joker verwandelte artistisch mit der Hacke zum 1:0 (72.). Und der Betzenberg wurde zum Tollhaus. Die Fans feierten ihre Mannschaft, bejubelten jeden gewonnenen Zweikampf.
„Traditionstag” wird Auftakt für Partynacht
Und der HSV brauchte dringend eine Lösung, versuchte es seinerseits mit frischem Offensivpersonal. Doch der FCK versteckte sich keineswegs, hielt weiter dagegen und so den HSV auch vom eigenen Tor fern. Die letzten Minuten versprachen Spannung.
Doch die Versuche der Hamburger liefern weiterhin ins Leere. Und aus Sicht der Gäste war weiterhin verheerend, wie fehlerhaft die eigene Abwehrleistung war. Und so kam auch Aaron Opoku noch zu seinem ganz besonderen Moment. Der Angreifer, der im vergangenen Sommer aus Hamburg in die Pfalz gekommen war, wurde in der 85. Minute eingewechselt. Mit seinem ersten Ballkontakt besorgte er das 2:0 und die Entscheidung.
Vorausgegangen war wieder ein Fehler der Hamburger. Reis ließ sich von Marlon Ritter überlaufen, eilte in den Strafraum, wo er dann noch rechtzeitig Opoku fand. Für den Joker war es das erste Tor überhaupt im FCK-Trikot. Das Topspiel war damit entschieden, die Hamburger sichtlich bedient. Fast hätte Daniel Hanslik gar noch erhöht, scheiterte aus kurzer Distanz aber an Heuer-Fernandes (90.). Die Roten Teufel brachten den 2:0-Sieg also letztlich souverän und völlig verdient ins Ziel. Der „Traditionstag” dürfte also nur der Auftakt einer Partynacht gewesen sein.