Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 hat dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit einen Zähler bei Hannover 96 geholt.
HANNOVER. Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 hat sich für die 0:5-Niederlage gegen den Hamburger SV vergangene Woche rehabilitiert und am Sonntagnachmittag bei Hannover 96 einen wichtigen Punkt geholt. Dabei vertraute Trainer Torsten Lieberknecht, der wegen eines positiven Corona-Tests die Reise in die niedersächsische Landeshauptstadt nicht hatte antreten können, und von Athletiktrainer Kai-Peter Schmitz vertreten wurde, weitgehend der Mannschaft, die am vergangenen Sonntag mit 0:5 gegen den Hamburger SV verloren hatte. Lediglich Marvin Mehlem musste auf der Bank Platz nehmen. Für ihn rückte auf der Außenbahn der Österreicher Mathias Honsak in die Mannschaft. Hannover, mit 16 Treffern vor der Partie die offensivschwächste Mannschaft der Liga, musste zudem auf Offensivspieler Linton Maina (Oberschenkelprobleme) verzichten.
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Doch die erste Gelegenheit der Partie hatten bereits nach vier Minuten die Gastgeber. Einen Freistoß von Sebastian Kerk aus gut 30 Metern lenkte Marcel Schuhen über die Querlatte. Auch in der Folge machten die Niedersachsen mächtig Druck und liefen die Lilien früh an. Wie schon gegen den HSV taten sich die Hessen schwer, ins Spiel zu finden. Doch Darmstadt 98 wäre in dieser Saison nicht Darmstadt 98, wenn es nicht plötzlich wieder einmal für einen Überraschungsmoment sorgen würde. Nach dem ersten Eckball der Lilien durch Tobias Kempe bekam ausgerechnet der kurzfristig für den verletzten Sebastian Ernst in die Partie gerückte Sebastian Stolze den Ball auf die Stirn und beförderte das Spielgerät aus kurzer Distanz ins eigene Tor (17.). Hannover zeigte sich vom Rückstand aber keineswegs geschockt und spielte weiter nach vorne. Glück hatten die Lilien, dass Schiedsrichter Felix Zwayer, der nach seiner Pause erstmals wieder im Einsatz war, nach einem Rempler von Patric Pfeiffer gegen Maximilian Beier im Strafraum nicht auf Elfmeter entschied.
Kurz danach hätte Darmstadt sogar das 2:0 machen können. Honsak hatte sich auf der linken Seite stark durchgesetzt. Seinen Querpass in den Strafraum setzte der nachgerückte Tim Skarke aber aus 14 Metern knapp neben das Tor. Nach einer halben Stunde schien es, als bekämen die Lilien die Partie dann etwas besser in den Griff. Gleich zweimal musste Ron-Robert Zieler im 96-Tor gegen Honsak und Luca Pfeiffer parieren.
Doch wie schon beim Darmstädter Führungstor fiel der Ausgleich dann praktisch aus dem Nichts. Ein langer Pass in die Tiefe landete auf dem Fuß von Cedric Teuchert, der den schlecht postierten Marcel Schuhen mit einem Schlenzer aus 17 Metern überwand. Und der Tabellen-14. blieb gefährlich, wirkte insgesamt wacher und galliger. Immer wieder überspielte Hannover mit langen Bällen die Viererkette der Gäste, die das ein oder andere Mal nicht auf der Höhe war. Kurz vor der Pause zeigte dann Schuhen seine ganze Klasse. Einen scharfen Ball in den Strafraum brachte Linksverteidiger Niklas Hult auch zwölf Metern freistehend auf das Tor, doch Darmstadts Keeper drehte den Ball im letzten Moment ganz stark um den Pfosten. Mit einem glücklichen 1:1 ging es in die Kabine.
Kurz nach der Pause belohnten sich die Hannoveraner dann aber für ihren enormen Aufwand. Nach einem Eckball ließ die komplette Hintermannschaft der Lilien den eingelaufenen Julian Börner aus den Augen, der unbedrängt zum 2:1 einköpfte (50.). Darmstadt gelang es auch nach der Pause nicht, Struktur in das eigene Spiel zu bekommen. Immer wieder brachte man sich durch leichte Ballverluste aus dem Spiel und ließ sich von den aggressiven Gastgebern den Schneid abkaufen. Zu selten gelang es zudem, die beiden Spitzen Phillip Tietz und Luca Pfeiffer in Szene zu setzen.
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Und so musste erneut ein ruhender Ball herhalten, um die Südhessen zurück ins Spiel zu bringen. Nach einem Freistoß von Tobias Kempe von der rechten Seite schraubte sich der erst Minuten zuvor für Tietz eingewechselte Aaron Seydel hoch und wuchtete die Kugel ins lange Eck (62.). Es war ein schmeichelhafter Ausgleich für die Gäste zu diesem Zeitpunkt, der zudem auch einer Abseitsprüfung durch den Videoassistenten standhalten musste.
Viel hätte nicht gefehlt, und Darmstadt hätte die Partie vollends auf den Kopf gestellt. Nach einer Ecke von Kempe setzte Luca Pfeiffer die Kugel nur knapp über das Tor (66.). Weiter ging es in einer temporeichen und immer spannenden Partie. Nach einem erneuten leichten Darmstädter Ballverlust hatte Hannovers Niklas Hult erneut die Chance, Hannover wieder in Führung zu bringen. Doch sein Schuss knallte an den Pfosten (68.). Beide Teams lösten in der Schlussviertelstunde dann weitgehend die taktischen Fesseln und kämpften mit offenem Visier. Der eingewechselte Frank Ronstadt verzog aus spitzem Winkel (78.), Weydand verpasse für Hannover nur knapp (82.). Das war´s – am Ende holen die Lilien in Hannover auch aufgrund einer verbesserten kämpferischen Einstellung in der zweiten Hälfte einen wichtigen Zähler für die Moral.