Heimvorteil – nicht nur in der Bundesliga ein Thema

aus Mythos Heimvorteil

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Gibt es einen Heimvorteil im Amateurfußball?

Profi-Teams gewinnen öfter daheim als auswärts - das ist Fakt. Aber wie ist das bei den Hobby-Kickern in der Kreisliga? Eine Analyse zum „Mythos Heimvorteil“ im Amateurfußball.

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Region. Ob in Deutschland oder international: In diversen Mannschaftssportarten auf Profiniveau haben Wissenschaftler bereits einen Heimvorteil statistisch belegen können. Ganz besonders tritt der Heimvorteil im Profifußball zutage. In der Bundesliga wurden in den Saisons 2014/15 bis 2021/22 rund 45 Prozent der Spiele von der Heimmannschaft gewonnen – der Rest endete unentschieden oder mit einem Gastsieg.

Dass der Heimvorteil bei den Profis so stark ausgeprägt ist, erscheint logisch: Die Heimteams haben weniger Anreisestrapazen und dafür das gewohnte Umfeld und ihre Fans, die sie nach vorne peitschen. Aber auch die Auswirkung des Publikums auf den Schiedsrichter und psychologische Faktoren werden in der Forschung als Aspekte genannt.

Doch wie verhält es sich auf Amateurniveau? Fan-Support oder Müdigkeit nach Reisestrapazen sind auf Kreis- oder Bezirksebene, wenn überhaupt, nur marginale Aspekte. Die Anreise beschränkt sich oft auf eine kurze Autofahrt, nicht selten bringen Auswärtsteams sogar mehr Anhang mit als das Heimteam, besonders wenn es sich um zweite Mannschaften handelt. Gibt es also überhaupt einen Heimvorteil? Und wenn ja, wie ist dieser im Hinblick auf den Profifußball zu vergleichen?

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Fragen, die sich die Redaktion dieses Nachrichtenportals im Rahmen der Datenrecherche zum „Mythos Heimvorteil“ gestellt hat. Und auf die eine klare Antwort ermittelt werden konnte: Ja, es gibt ihn, den Heimvorteil im Amateurfußball. Mithilfe eines großen Datensatzes der Spielergebnisse vergangener Saisons konnte er belegt werden.

Die Zahlen sind eindeutig: Knapp die Hälfte aller regionalen Amateurfußballspiele, nämlich 49,3 Prozent, endeten mit einem Sieg für die gastgebende Mannschaft. 36,2 Prozent der Spiele wurden von den Auswärtsteams gewonnen. 14,5 Prozent der Partien endeten unentschieden. Ein deutlicher Unterschied zwischen Profis und Amateuren wird beim Anteil der Unentschieden sichtbar: Legt man die Angaben des Statistik-Portals „Bulibox“ zugrunde, sind im Schnitt in den letzten acht Spielzeiten 30,3 Prozent der Bundesliga-Spiele unentschieden ausgegangen.

Größeres Leistungsgefälle, mehr Auswärtssiege?

Das dokumentiert vor allem, dass es in der Spitze des deutschen Fußballs wesentlich ausgeglichener zugeht als im Amateurbereich. Zumindest, wenn man den Anteil der unentschiedenen Spiele als Indikator für das Leistungsgefälle zwischen den Teams ansieht. Denn was die Datenanalyse zum „Mythos Heimvorteil“ ebenfalls ergab: Je tiefer man in der Liga-Ebene sinkt, desto weniger Spiele enden unentschieden. Das Leistungsgefälle zwischen einzelnen Teams wird also größer. Und wenn ein Team viel stärker als das andere ist, dann bringen eben auch die – im Amateurfußball ohnehin weniger ausgeprägten – Vorteile eines Heimspiels nicht mehr ganz so viel.

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In der folgenden Grafik sehen Sie die Anteile der verschiedenen Spielergebnisse an allen ausgewerteten Spielen je nach Liga-Ebene. Ebene 4 ist bei den Männern zum Beispiel die Regionalliga Südwest, Ebene 12 die Kreisliga D. Wenn Sie links oben auf „Männer” klicken, können Sie stattdessen auch „Frauen” wählen und die Anteile in den Frauen-Ligen betrachten.

Dieser Aspekt macht sich dann auch in der unterschiedlichen Ausprägung der Auswärtssiege im Vergleich Bundesliga versus Amateurfußball bemerkbar. In der Bundesliga wurden in den letzten acht Spielzeiten 24,7 Prozent der Spiele von der Gastmannschaft gewonnen. Im Amateurfußball waren es knapp zwölf Prozentpunkte mehr. Auch hier gilt: Je tiefer man in der Liga geht, desto höher ist der Anteil der Spiele, die mit einem Gastsieg endeten.

Einzelne Teams sind besonders heimstark

Unabhängig von der Ebene ist der Heimvorteil in einzelnen Ligen im Verbreitungsgebiet der Mediengruppe VRM, zu der auch dieses Nachrichtenportal gehört, besonders stark ausgeprägt. So wurden in der Kreisliga C der Männer im Odenwald 56 Prozent aller Spiele von der gastgebenden Mannschaft gewonnen. Bei den Frauen ist die Gruppenliga Wiesbaden die mit der höchsten Heimsiegquote – hier beträgt die Quote 54 Prozent.

In der folgenden Grafik sehen Sie die Anteile der Spiele in den ausgewerteten Ligen, die mit einem Sieg der gastgebenden Mannschaft endeten. Klicken Sie auf die Pfeile unten rechts, um zu weiteren Ligen zu blättern. Mit Klick auf den Pfeil oben rechts können Sie zwischen den Ligen der Männer und der Frauen wechseln.

Einzelne Teams konnten dabei besonders starke Werte erzielen, im Untersuchungszeitraum der vergangenen acht Saisons teilweise eine Heimsiegquote von mehr als 80 Prozent erreichen. In einer interaktiven Anwendung können Sie Mannschaften suchen und auch herausfinden, wie viele Tore sie zu Hause im Schnitt geschossen haben und wie im Gegensatz dazu ihre Auswärtsperformance aussieht.