Rot-Weiß Walldorf spielt den Partycrasher

Der zweite Streich: Die Walldorfer (von links) Christian Matheisen, Maximilian Huß, Fabian Borger und Manuel Konaté Lueken freuen sich mit dem Torschützen zum 0:2, Julian Ludwig. Eintracht-Kapitän Marc Wachs (hinten) kann es nicht fassen. Foto: Jan Hübner
© Jan Hübner

Der Fußball-Hessenligist dreht Partie gegen die U21 von Eintracht Frankfurt durch zwei Treffer in einer packenden Schlussphase.

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DREIEICH. 1.380 Zuschauer, ein attraktives Programm beim "Eintracht-Tag" samt der Chance, den Europa-League-Pokal zu fotografieren: Der Rahmen für ein Hessenliga-Fußballfest im Sportpark Dreieich war also bereitet. Das einzige, was gestern nicht passte, war das nasskalte Wetter - und der Gegner der U21 von Eintracht Frankfurt. Jener SV Rot-Weiß Walldorf gab mit einem 4:3-(2:0)-Sieg den Partycrasher. Mit diesem Coup hat der SV Rot-Weiß seinen dritten Tabellenplatz gehalten, derweil die Eintracht auf dem vierten Rang geblieben ist. Das Siegtor in der Nachspielzeit schoss Alexander Vogler, der den herauslaufenden Torhüter Diant Ramaj überlief und die Kugel ins Netz schob. Dabei schienen die Gäste eigentlich schon geschlagen, nachdem die Eintracht aus dem 0:2-Halbzeitrückstand bis zur 75. Minute eine 3:2-Führung gemacht hatte.

Was die Walldorfer da geleistet hatten, vermochte RWW-Trainer Artur Lemm kurz nach dem aufregenden Spiel kaum zu fassen. "Es ging hin und her. Und es war sehr emotional", hob er mit angekratzter Stimme an: "Wir haben einen Riesenfight abgeliefert, und am Ende waren wir die glücklichere Mannschaft."

Eintracht-Trainer Kristjan Glibo indes war nach dieser aus seiner Sicht unnötigen Niederlage bedient: "Nicht der Gegner hat das Spiel gewonnen, sondern wir haben es verloren." Was ihn so aufregte, war die Art und Weise, wie sein Team die Gegentore kassiert hatte: "Das waren ja gefühlte Eigentore."

Lemm ließ seine Mannschaft so beginnen, als ob sie ein Heimspiel hätte. Mit zwei Spitzen (Laurin Vogt, Luki Matondo) und einer hängenden Spitze dahinter (Manuel Konaté Lueken), die mit aggressivem Anlaufen die Eintracht tief in deren Hälfte beim Spielaufbau störten. Und dahinter formierte sich ein Mittelfeld, das ebenfalls eher offensiv orientiert war. Nach 14 Minuten erreichte ein Steilpass Laurin Vogt, der Daniel Dejanovic versetzte und ins rechte obere Eck zur Walldorfer Führung traf. Noch einen drauf setzten die Gäste fünf Minuten später, als Matondo am zweiten Pfosten eine hohe Flanke zurück köpfte und Julian Ludwig den Ball per Kopf über Torhüter Diant Ramaj ins lange Eck drückte - 0:2. "Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Das war eine verdiente Führung für uns", befand Lemm.

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In dieser Manier wollten die Rot-Weißen eigentlich auch nach der Pause weiterspielen. Aber ihren Mut, ihre Entschlossenheit hatten sie scheinbar in der Kabine gelassen. "Wir waren zu früh zu defensiv und sind aus dieser Umklammerung nicht mehr herausgekommen", kritisierte Lemm. Und genau das wollte sein Frankfurter Trainerkollege sehen. Mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit "waren wir sofort da", sagte Glibo. "Wir haben das Spiel komplett kontrolliert." Die plumpe Schwalbe, mit der Mehdi Loune einen Foulelfmeter herauszuholen versuchte, hatte die Heimelf gar nicht nötig. Schiedsrichter Nicklas Rau fiel nicht darauf herein und zeigte Loune zurecht Gelb (46.).

Mit spielerischen Mitteln waren die Riederwälder deutlich überzeugender. Ein Steckpass erreichte Ignacio Ferri, der den Ball an RWW-Torhüter Marcel Czirbus vorbeischob (58.). Dem 1:2 ließ die Eintracht Minuten später den Ausgleichstreffer folgen, als sich Torschütze Maximilian Brauburger im linken Strafraum durchdribbelte. Und als Ferri die in dieser Phase aufdrehenden Frankfurter auch noch in Führung brachte, schien den Gästen die Partie vollends entglitten. Aber der Schein trog, denn die Lemm-Elf kämpfte sich zurück. Kristjan Glibo hingegen nervte es, dass es sein Team überhaupt dazu kommen ließ: "Ich verstehe nicht, wie wir so kopflos agieren." In den entscheidenden Situationen sei man "komplett naiv" gewesen. Dagegen lobte Lemm: "Ein Riesenrespekt vor meiner Mannschaft, dass sie den Glauben an sich nicht verloren hat." Auch die Tatsache, dass die fünf während der zweiten Halbzeit eingewechselten Spieler allesamt für Belebung sorgten, sprach Lemm an. Drei dieser Eingewechselten entschieden letztlich die Begegnung: Philipp Velosa gelang der Ausgleich (86.). Vogler versetzte der Eintracht nach einem Konter in der Nachspielzeit sogar noch den K.o. zum 3:4.

SV Rot-Weiß Walldorf: Czirbus - Ludwig, Konaté Lueken (70. Neway), Matondo (59. Vogler), Vogt (87. Metzler), Thomasberger, Matheisen, Borger (82. Velosa), Dogan (82. Herdt), Mladenovic, Huß.

Tore: 0:1 Vogt (14.), 0:2 Ludwig (19.), 1:2 Ferri (54.), 2:2 Brauburger (62.), 3:2 Ferri (75.), 3:3 Velosa (86.), 3:4 Vogler (90. +1). Schiedsrichter: Rau (Kaichen). Zuschauer: 1380.