Fußballspaß zum Frühstück: Wann und wo kann man die Spiele der deutschen Fußball-Frauen sehen? Wie sind die Erfolgsaussichten? Wer nimmt an der WM teil und wer sind die Favoriten?
Mainz. Vom 20. Juli bis 20. August findet die neunte Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen statt. Ausgetragen wird das Turnier in Australien und Neuseeland, was zur Folge hat, dass beim Genuss der Spiele in Deutschland die Zeitverschiebung eine entscheidende Rolle spielen wird. Während die Spiele vor Ort abends stattfinden, müssen sich europäische Fans auf Fußballspaß zum Frühstück einstellen. Die deutsche Nationalmannschaft hat nach dem verlorenen EM-Finale von 2022 das Ziel klar vor Augen: der WM-Titel. Doch die Konkurrenz ist so groß wie nie zuvor.
Welche Spielorte erwarten uns?
Die WM wird in neun Städten und zehn Stadien gespielt. Das größte Stadion für das Turnier ist das Stadium Australia in Sydney. Es bietet Platz für rund 83.500 Fußballbegeisterte und war Hauptort der Olympischen Spiele 2000. Das kleinste Stadion der WM befindet sich in Adelaide, ebenfalls Australien, und hat eine Kapazität von etwa 18.435 Plätzen. Es war 2006 einer der Austragungsorte der Asien-Meisterschaft der Frauen. Neuseelands größtes Stadion für die WM ist der Eden Park in Auckland, der rund 50.000 Plätze umfasst.
Wo kann man die WM im TV schauen?
Die Verhandlungen der Fifa mit ARD und ZDF dauerten monatelang, phasenweise begleitet von öffentlichen Beschuldigungen. Es ging wie so oft ums Geld. Die Einigung erfolgte Mitte Juni, weshalb die Spiele in diesen beiden Sendern zu sehen sind – teilweise im linearen Programm, teilweise im Stream.
Wann finden die Spiele statt?
Das Eröffnungsspiel zwischen Co-Gastgeber Neuseeland und Norwegen wird am 20. Juli (9 Uhr MESZ; ARD) in Auckland angepfiffen. Das Finale steigt am 20. August um 12 Uhr MESZ (ZDF) in Sydney. Für die deutsche Mannschaft beginnt die WM am 24. Juli (10.30 MESZ, ZDF) gegen Marokko in Melbourne. Die weiteren Vorrundenspiele sind am 30. Juli (11.30 Uhr MESZ, ARD) gegen Kolumbien in Sydney und am 3. August (12 Uhr MESZ, ZDF) gegen Südkorea in Brisbane.
Wer spielt mit?
32 Teams nehmen an dieser WM teil, und damit so viele wie bei bislang keiner anderen WM-Endrunde der Frauen. Beim Turnier 2019 in den Niederlanden waren es lediglich 24 Teams. Im Feld sind acht WM-Debütanten. Die Vorrundengruppen sind jeweils einem Gastgeberland klar zugeordnet. Die Gruppen A, C, E und G spielen in Neuseeland, die Gruppen B, D, F und H treten in Australien an. Neben Deutschland treten als weitere europäische Teams auch noch Dänemark, England, Frankreich, Irland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz, und Spanien an. Aus Nord- und Mittelamerika und der Karibik haben es Costa Rica, Haiti, Jamaika, Kanada, Panama und die USA ins Turnier geschafft. Die südamerikanischen Teams sind Argentinien, Brasilien und Kolumbien. Aus Afrika werden die Mannschaften aus Marokko, Nigeria, Sambia und Südafrika um den WM-Titel kämpfen. China, Japan, Philippinen, Südkorea und Vietnam nehmen als asiatische Vertreter teil. Die Gastgeber-Länder Neuseeland und Australien sind automatisch für das Turnier qualifiziert.
Wer sind die Favoriten bei der WM?
Das Favoritenfeld ist größer als bei früheren Weltmeisterschaften. Die USA kann zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden. Alex Morgan gilt als Topstürmerin des Teams. Sie stand bereits in drei WM-Endspielen. Dazu steht Brasilien weit oben auf der Favoritenliste. Brasiliens Legende Marta will es noch einmal wissen. An fünf WM-Turnieren hat die inzwischen 37-Jährige schon teilgenommen, dabei mehr Tore (17) erzielt als jede andere. Nur den Titel hat die sechsmalige Weltfußballerin noch nicht geholt. 2023 soll der letzte Versuch werden, danach will sie von der WM-Bühne abtreten. Die Europameisterinnen aus England sind ebenfalls auf den Titel aus. Bei der EM setzte Trainerin Sarah Wiegman immer auf eine identische Startelf, von dieser fehlen aber vier Spielerinnen, darunter wegen Verletzung EM-Torschützenkönigin Beth Mead und Leah Williamson. Besonderes Augenmerk liegt bei dem bevorstehenden Turnier auf Lucy Bronze. Die Rechtsverteidigerin gewann in dieser Saison bereits mit dem FC Barcelona die Champions League. 2020 wurde Bronze als erste Abwehrspielerin zur Weltfußballerin gekürt. Und der Favoritenkreis ist noch größer: Frankreich gehört dazu, die Niederlande ebenfalls, auch wenn diese bei der WM auf die verletzte Vivianne Miedema verzichten muss. Zudem malt sich Olympiasieger Kanada gute Chancen auf den WM-Titel aus. Co-Gastgeber Australien, Olympia-Halbfinalist, überzeugte im Frühjahr mit einem 1:0-Sieg gegen England und hat dieses Mal den Heimvorteil auf seiner Seite. Und dann wäre da ja auch noch das deutsche Team...
DFB-Frauen wollen dritten WM-Titel
Wie steht es um die deutsche Nationalmannschaft?
Das Ziel der Elf von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg dürfte klar sein: Sie peilen den dritten Stern an. Nach der starken EM 2022 inklusive Finaleinzug, will die Mannschaft noch weiter nach oben. Zunächst geht es für die Spielerinnen in der Gruppenphase gegen Marokko, Kolumbien und Südkorea. Schon im Achtelfinale kann es dann zu einem Duell mit Brasilien oder Frankreich kommen. Im Viertelfinale wäre eine Wiederholung des EM-Endspiels von 2022 gegen England möglich. Ein frühes Aus in den K.o.-Spielen ist ebenso gut denkbar wie eine Erfolgsserie vergleichbar mit der EM 2022. Bereits zweimal holte das deutsche Team den WM-Titel. Die Generalprobe verlief enttäuschend mit einer 2:3-Niederlage gegen Sambia. Durch das Fehlen von Giulia Gwinn, die sich in der letzten Saison erneut einen Kreuzbandriss zuzog, gilt die Position der rechten Außenverteidigerin als Schwachstelle im deutschen Team. Gegen Sambia brachte Voss-Tecklenburg an dieser Stelle überraschend die Wolfsburger Offensivspielerin Svenja Huth. Die Linksverteidigerin Carolin Simon hat sich im letzten Testspiel vor der WM das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen und fehlt folglich in Australien. Linda Dallmann komplettiert das Verletzten-Trio des FC Bayern München, das bei der WM ausfällt.
Wie groß ist das Interesse vor Ort?
Die WM verspricht, ein Turnier der Superlative zu werden. Mehr als eine Million Fans werden in den Stadien erwartet. Ende Januar wurde bekannt, dass das Auftaktspiel von Co-Gastgeber Australien gegen Irland aufgrund hoher Ticketnachfrage in eine größere Spielstätte innerhalb Sydneys verlegt wird. Hierbei handelt es sich um die große Finalarena mit mehr als 80.000 Plätzen. Die Eröffnungspartie zwischen Co-Gastgeber Neuseeland und Norwegen findet zuvor im Eden Park von Auckland statt. Das bedeutet, dass bereits am ersten WM-Spieltag die Marke von 100.000 Stadionbesuchern geknackt werden könnte.
Wie beeinflusst die Zeitverschiebung die WM?
In Australien gibt es mehrere Zeitzonen, der WM-Spielort Perth an der Westküste liegt im Sommer beispielsweise sechs Stunden vor Deutschland. Das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Marokko wird jedoch an der Ostküste, in Melbourne, stattfinden. Hier beträgt der Zeitunterschied acht Stunden. Während das Spiel also um 10.30 Uhr im deutschen Fernsehen läuft, ist es bei den Spielerinnen vor Ort in Australien gerade 18.30 Uhr. Neuseeland ist Deutschland sogar ganze zehn Stunden voraus.