Frauenfußball-Boom? „Früher waren wir abseits vom Schuss”

Der Frauen-Fußball in Deutschland boomt. Doch was kommt an der Basis an?

Doppelinterview vor dem Gipfeltreffen: Höchsts Tamina Weichel und Rimbachs Julia Bitsch reden über das Duell und die Entwicklung des Frauenfußballs seit der EM.

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In Köln kamen vergangenes Wochenende fast 40.000 Zuschauer beim Erstliga-Rekordspiel. Wie erlebt Ihr diesen Boom?

Tamina Weichel: Der Boom hat uns auch ein bisschen angesteckt. Wir interessieren uns jetzt auch mehr für die Frauen-Bundesliga als früher. Wir haben uns das vorherige Rekord-Spiel der Eintracht gegen Bayern angeschaut und planen auch bei dem Spiel gegen Wolfsburg, mit der ganzen Mannschaft ins Stadion zu fahren. 

Kommt die Begeisterung auch bei Euch an? 

Julia Bitsch: Früher, ich bin schon ein paar Jahre in Rimbach, da waren die Frauenmannschaften ein bisschen abseits vom Schuss. Mittlerweile sind wir ein aktiver Part im Verein. Das ist super-schön und führt letzten Endes auch dazu, dass wir mittlerweile diese Saison so was wie Bälle oder Trikots gesponsert bekommen haben. Viele aus dem Verein, gerade bei Heimspielen, kommen auch zum Zuschauen. Mit Isabel Hahn, die Koordinatorin für den Frauenfußball ist, haben wir jemanden im Vorstand von unserem Verein sitzen, die aus unserem Bereich kommt. 

Weichel: Unsere Männermannschaft schaut begeistert bei unseren Spielen zu. Das ist eine ganz coole Atmosphäre. Sie stehen dann in der Südkurve, so heißt es bei uns, und heizen ganz schön ein. Das hat sich schon verändert. Menschen sprechen mich öfter darauf an, dass ich Fußball spiele. Erstmals interessieren sich viele auch einfach für die Liga, schauen auch mal rein, wo wir gerade stehen und wie es läuft. 

Überlegen sich mehr Mädels bei Euch anzufangen als früher?

Weichel: Ja, es sind auch viele kleine Mädchen dazugekommen. Wir haben jetzt auch eine ganz junge Jugend, die F-Jugend. Sie spielt auf Turnieren als reine Mädchenmannschaft. Generell sind wir mit den Mädchen besser aufgestellt als bei den Jungs. Wir haben außerdem eine vollbesetze B- und C-Jugend, die beide gerade in ihrer Liga auf Platz 2 stehen. Am 8. Mai bieten wir auch Schnuppertraining für Mädchen von 10 bis 15 Jahren an. Seit dieser Saison haben wir auch eine zweite Mannschaft bei den Damen. Das ist daraus entstanden, dass ein paar aus der Jugend hochgekommen sind und in den nächsten Jahren werden immer mehr hochkommen. Deswegen ist es schön zu sehen, dass wir zwei Mannschaften stemmen können. Unsere Zweite ist eine Kleinfeldmannschaft. Da spielen sieben Spielerinnen auf dem Feld, da habe ich auch schon aushelfen dürfen als erste Mannschaftsspielerin. Macht auf jeden Fall Spaß, das zu unterstützen.

Bitsch: Wir haben vor der Saison auch zwei, drei Neuzugänge bekommen, die vorher gar nichts mit Fußball zu tun hatten, was sehr erfreulich ist.

Noch zu Zeiten von Birgit Prinz oder Steffi Jones hatte Frauenfußball mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Müsst ihr Euch immer noch doofe Sprüche anhören?

Bitsch: Sprüche zu Frauenfußball höre ich nicht mehr. Die Leute zeigen eher Interesse und finden es sehr cool.

Weichel: Den Spott von früher, dass Mädchen kein Fußball spielen können, hat man als kleines Mädchen schon noch oft gehört. Ich habe bei den Jungs gespielt, bis ich 15 war. In den Anfangsjahren kam so was wie „Da spielt ein Mädchen mit, das ist ja gar nix“. Spätestens als wir dann gegeneinander gespielt haben, hat es aufgehört. Das war immer ganz lustig.

Mittlerweile sind Spielerinnen wie Giulia Gwinn und Laura Freigang auch auf Social Media Stars. Findet Ihr das gut, dass sie so eine große Reichweite generieren? Es bietet ja auch eine große Angriffsfläche.

Weichel: Die Medienpräsenz von Giulia Gwinn oder Laura Freigang ist wirklich cool, da sie auch in den Werbungen auftauchen und für kleine Mädchen einfach ein Vorbild sein können.

Bitsch: Ich persönlich finde es gut, dass weibliche Spielerinnen medial immer mehr Reichweite generieren und dass es dafür sorgt, dass so die Ungleichheit immer geringer wird. 

Julia Bitsch von der DSG Rimbach/Auerbach.
Julia Bitsch von der DSG Rimbach/Auerbach. (© Dagmar Jährling)
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Blicken wir mal auf das Duell. Das Hinspiel ging 3:1 an Rimbach/Auerbach. Tamina, was habt Ihr Euch diesmal vorgenommen?

Weichel: Die Rimbacher stehen im Moment auf Platz eins, und den wollen wir uns wiederholen. Das wird keine leichte Aufgabe, das wissen wir alle. Ich sag mal, der Stachel sitzt noch tief. Aber ja, es war damals eine sehr verdiente Niederlage, das muss ich sagen. Da waren wir an dem Tag einfach nicht auf der Höhe und haben unsere Torchancen nicht genutzt. Die Rimbacher haben auf ihrem Kunstrasen einfach verdient gewonnen. Jetzt kommen sie zu uns auf den großen Rasen. Ich denke, auf unserem Platz wird es auch ein ganz anderes Spiel sein als dort damals im Hinspiel.

Welchen Druck habt ihr vor dem Spiel? Auerbach muss Platz 1 verteidigen, Höchst möchte gerne Platz 1 angreifen.

Weichel: Dieses Mal haben wir uns vorgenommen, zu gewinnen. Jeder weiß, um was es geht, Erster gegen Zweiter. Das sind entscheidende Punkte im Aufstiegsrennen und im Rennen um die Meisterschaft. Ich denk mal, das will auch Rimbach. Es sind noch fünf Mannschaften, die oben mitspielen mit Unter-Flockenbach, Eberstadt und Darmstadt. Nur drei können aufsteigen. Wir wollen definitiv einer von den Dreien sein. Und wir wissen, was wir dafür leisten müssen. Da muss einfach Konzentration da sein, man darf nichts auf die leichte Schulter nehmen. Diese Saison war unser Angstgegner Semd. Das hat uns letztes Jahr den Aufstieg gekostet, da wir in Semd verloren haben. Dieses Jahr haben wir in der 93. Minute den entscheidenden Siegtreffer gemacht, das war wichtig für die Mannschaft, für den Zusammenhalt und auch wichtig im Aufstiegsrennen.

Julia, Sie spielen mit zwei anderen Mädels aus Höchst gemeinsam in der Uni-Mannschaft in Gießen. Am Samstag seid Ihr Gegnerinnen. Ungewohnt, oder?

Bitsch: Ich habe die Mädels im letzten Semester beim Uni-Sport kennengelernt. Es ist bisschen seltsam, wenn eine Woche vorher noch zusammengespielt hat, und auf einmal ist man dann Gegner. Aber wir sehen das ganz locker. 

Ihr habt vergangene Saison eure Mannschaft aus der Gruppenliga zurückgezogen. Warum?

Bitsch: Wir sind freiwillig abgestiegen. In dem Moment hätte es keinen Sinn gemacht, oben zu bleiben. Aber dadurch, dass der Kader sich zu der Saison ein bisschen geändert hat und wir immer mehr Stabilität bekommen haben, sind wir jetzt auch so erfolgreich. Wenn man oben an der Tabellenspitze steht, ist es absolut das Ziel aufzusteigen.

Höchst ist vergangene Saison beinahe aufgestiegen. Hat das noch mal zusätzlichen Anreiz gegeben, es in dieser Saison zu schaffen?

Weichel: Definitiv. Es war bitter für uns und ein klarer Rückschlag mit zwei Punkten hinter dem Ersten nicht aufzusteigen. Aber wir wussten schon vorher, dass nur der Erste aufsteigt. Auch nur, weil die Liga geteilt worden ist. Es hat aber definitiv uns Ansporn gegeben auf die jetzige Saison. Und wir haben guten Zuwachs bekommen. Das ist zustande gekommen, weil Michelstadt sich leider auflösen musste, da haben wir echt super Spielerinnen dazugewonnen, die uns auch viel Sicherheit im Spielaufbau bringen.

Tamina Weichel vom TSV Höchst.
Tamina Weichel vom TSV Höchst. (© TSV )

Worauf wird es im Topspiel ankommen?

Weichel: Im Topspiel wird es drauf ankommen, wie wir und Rimbach ins Spiel finden. Ich denke, dass es erstmal ein Herantasten von beiden Mannschaften gibt, weil keiner einen Fehler machen will. Wir wissen alle, dass es ein entscheidendes Spiel ist. Das kann aber auch ganz anders sein, dass direkt auf Angriff gegangen wird. Das wissen wir noch nicht, was unsere Trainer sich da ausgedacht haben. Im Vergleich zum letzten Spiel wird unser Ziel sein, unsere Torchancen zu nutzen und hinten stabil zu stehen. Diesmal keine drei Gegentore zu kriegen. Aber da haben wir uns gut verbessert in der laufenden Saison. Und es wird auch auf die Zuschauer ankommen. Die Männer, wenn sie ihre Stimmung auspacken, können uns dann vorantreiben. Ich freue mich auf das Spiel am Samstag und wir wissen ganz genau, was im Spiel steht. Wir wollen das Spiel gewinnen, um einfach großen Schritt Richtung Aufstieg zu machen. 

Beide Teams haben einen komfortablen Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz. Wie optimistisch seid Ihr, dass es klappt mit dem Aufstieg?

Weichel: Der Abstand ist da, aber auch nicht groß. Unser klares Ziel ist definitiv aufzusteigen. Alles andere wäre auch gelogen. Wir haben im Moment noch den kleinen Vorteil, dass wir weniger Spiele haben, wir können noch nachziehen.

Bitsch: Die Saison läuft noch und sie geht bis zum letzten Spieltag. Wir wollen uns nicht zu sicher fühlen. Wir denken immer von Spiel zu Spiel. Die Gegner dürfen wir nicht unterschätzen und wir haben jetzt auch noch mit Eberstadt, Unter-Flockenbach und natürlich das Spitzenspiel am Wochenende ein paar Granaten vor uns. Da versuchen wir immer die Tabelle auszublenden. Oft wissen wir nicht, welche Mannschaften letzten Endes uns erwartet. Vielleicht ist es auch eine ganz andere Mannschaft als die, gegen die wir in der Vorrunde gespielt haben. Deswegen versuchen wir in jedem Spiel alles zu geben. Sei das jetzt gegen Höchst oder gegen einen niedrigeren Platzierten. Wir haben es gegen Leeheim gesehen. Sowas kann auch mal mit einem Unentschieden ausgehen. Am Wochenende wird es darum gehen, wer den Fetzen mehr gibt und wer dann letzten Endes auch seine Chancen nutzen kann.