Trainer Dirk Schuster hatte für die Nachspielzeit eigentlichen einen anderen Plan, aber seine Spieler widersetzten sich – und besorgten den Siegtreffer.
KAISERSLAUTERN. Es kommt selten vor, dass der Trainer Lob verteilt, wenn die Spieler ungehorsam waren. Dirk Schuster erlebte am Freitagabend einen solchen Moment. Eigentlich hätte der Trainer des 1. FC Kaiserslautern gerne gesehen, dass seine Spieler den Eckball in der Nachspielzeit nutzen, um Zeit von der Uhr zu nehmen. "Ich hatte mir gewünscht, dass die Mannschaft die Ecke kurz ausführt. Am Ende bin ich froh, dass die Jungs auch mal gegen die Meinung des Trainer entschieden haben", lächelte Schuster auf der Pressekonferenz nach dem 2:1-Sieg im Auftaktspiel der Zweiten Bundesliga gegen Hannover 96. Ein Sieg, den sich der FCK in letzter Sekunde und aus heiterem Himmel erkämpft hatte.
Der Matchwinner war Kevin Kraus, der besagten Eckball per Volleyschuss im Tor unterbrachte (90.+2) – nachdem Kenny Prince Redondo mit einem Fallrückzieher vorgelegt hatte. Ein Produkt des Willens und des Zufalls gleichermaßen. Es war ein Treffer, der absolut nicht abzusehen war. Kaiserslautern spielte zwar eine gute erste Halbzeit, führte durch Mike Wunderlichs frühen Treffer (11.) mit 1:0, hatte den Gegner zudem absolut im Griff, ließ praktisch keine Chancen zu. Nach dem Seitenwechsel dominierten aber die Gäste, die sich mit dem Ausgleich durch Havard Nielsen (80.) auch belohnten und dann durchaus selbst auf den Siegtreffer drückten. "Ich würde den Sieg als glücklich bezeichnen", sagte entsprechend auch Trainer Schuster später. Auch die Matchwinner Kraus und Wunderlich hielten sich nach der Partie zurück, ordneten den Erfolg sachlich als "wichtige drei Punkte" ein.
Laufintensives Spiel hinterließ Spuren
Anders war da die Gefühlswelt des Großteils der rund 40.000 Zuschauer auf dem Betzenberg. "Spitzenreiter, Spitzenreiter", schallte es durch das Fritz-Walter-Stadion – schließlich war der FCK mit dem Sieg im Eröffnungsspiel zwangsläufig auf Platz eins der Blitztabelle gerückt. Partystimmung war in Kaiserslautern angesagt. Die Aufstiegseuphorie hatte bereits am ersten Spieltag weiteres Futter erhalten. Ein Effekt, auf den der Verein durchaus gehofft hatte – schließlich setzt man auf den Rückenwind, den der eigenen Anhang erzeugen kann. Geschäftsführer Thomas Hengen dürfte in den ersten 90 Minuten aber auch klar gesehen haben, wie schwierig es in der neuen Liga werden wird. "Wir wissen, was wir können und wir wissen auch, was wir nicht können", sagte er anschließend. Hannover zeigte den Pfälzern jedenfalls im zweiten Durchgang deutlich, dass es hier und da an Geschwindigkeit fehlt. Das laufintensive Spiel hatte bei den Roten Teufeln zu dem auch physisch ganz schön Spuren hinterlassen.
Der FCK darf sich aber dennoch vor allem auf die Schultern klopfen. Das Kollektiv hat funktioniert, zudem war man vom Anpfiff weg absolut präsent, hat alles in die Waagschale geworfen. Schon nach wenigen Minuten sorgte Neuzugang Erik Durm mit einem starken Tackling für großen Jubel auf den Rängen. Es ist diese Leidenschaft, dieser Kampfgeist, den die FCK-Fans sehen wollen. Und der auch das Rezept ist, mit dem Dirk Schuster das Saisonziel Klassenerhalt erreichen will. Ein erster Schritt gelang nun gegen Hannover, die für Schuster zu den Top-Favoriten auf den Aufstieg zählen. "Umso schöner ist es für uns, dass wir sie schlagen konnten", lächelte der Trainer. Auch wenn der Sieg glücklich war, schaffte es der FCK dennoch, Hannovers Spiel weitestgehend zu unterbieten und kaum Chancen zuzulassen. Genau dieses Rezept wird man diese Saison wohl noch öfter anwenden – solange der Erfolg nicht ausbleibt.
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Von Tommy Rhein