SV Wehen Wiesbaden gewinnt im Relegationshinspiel nach Top-Leistung 4:0 gegen Arminia. Das Spiel wird für 20 Minuten unterbrochen und steht kurz vor dem Abbruch.
Wiesbaden. Wer hätte das gedacht? Der Fußball-Drittligist SV Wehen Wiesbaden hat sein Trauma vom vergangenen Samstag abgeschüttelt und könnte nach dem 4:0 (1:0) im Relegationshinspiel gegen Arminia Bielefeld seinen Aufstiegstraum mit Verspätung erfüllen. Mit einer Top-Leistung in der mit 11.008 Zuschauern ausverkauften Brita-Arena und den vielen mehr vor den Fernsehschirmen machten die Hessen jedenfalls beste Werbung für den Fußball-Standort Wiesbaden. Die Fans von Arminia Bielefeld machten dagegen beste Anti-Werbung. Mit ihrem Verhalten, dem massiven Abzünden von Böllern und Leuchtraketen sorgten die Unbelehrbaren unter den rund 2000 Gäste-Fans in der Endphase für eine 20-minütige Spielunterbrechung. Das Spiel stand damit kurz vor dem Abbruch.
SVWW-Trainer Markus Kauczinski nahm gegenüber dem letzten Ligaspiel gegen Halle nur eine Änderung vor. Diese sollte sich gleich lohnen. Der wieder fitte Brooklyn Ezeh war nämlich beim frühen 1:0 der Hessen maßgeblich beteiligt. Es war ein Spielzug aus dem Lehrbuch. Ezeh spielte mit Johannes Wurtz einen perfekten Doppelpass. Der Linksverteidiger flankte dann punktgenau auf Mittelstürmer Ivan Prtajin, der den Ball in den Winkel köpfte (6.). Die Brita-Arena bebte. Ein perfekter Start für den Drittligisten, der auch in der Folge die besseren Chancen haben sollte. Bielefeld hatte zwar erwartungsgemäß mehr den Ball, wusste damit aber vor allem vor dem Tor nichts anzufangen.
Dagegen hätte Ezeh, der vor allem die zuletzt vermissten Impulse nach vorne setzte, schon in der 20. Minute das 2:0 folgen lassen können. Der Linksfuß war wohl selbst überrascht, dass er praktisch alleine über das ganze Feld laufen durfte, um dann an Bielefelds Keeper Martin Fraisl zu scheitern. Auch Robin Heußer hatte noch eine gute Schusschance. Auf der Gegenseite waren die wuchtigen Spitzen Janni Luca Serra, der für Bielefelds Kapitän Fabian Klos startete, und Byran Lasme gut aufgehoben. Die Fünferkette der Hessen stand bis zur Pause sicher.
Die startete mit einem lauten Knall. Die Bielefelder Fans zündeten nämlich nicht nur einen Böller, sondern schon während der ersten Halbzeit auch diverse Pyros.
Bärenstarker Ezeh an zwei Toren beteiligt
Doch auf dem Feld zündete weiter nur der SVWW. Auch beim 2:0 war Ezeh wieder entscheidend beteiligt. Der direkte Freistoß aus halbrechter Position war wie gemalt für den starken Linksfuß. Ezeh zirkelte den Ball über die Zwei-Mann-Mauer(!), Fraisl konnte nur prallen lassen und Wurtz schaltete am schnellsten und versenkte per Abstauber zum 2:0 (50.). In der Folge hallten hämische „Absteiger“-Rufe aus dem SVWW-Block in Richtung Arminia. Nach einer Stunde war das Debakel für Bielefeld perfekt. Der schnelle Benedict Hollerbach lief per Solo wieder mal allen davon und vollendete mit einem satten Schuss an den Innenpfosten.
Die Bielefelder Fans zeigten sich weiter von ihrer ganz schlechten Seite und zündeten gleich mehrere Böller und Leuchtraketen, sodass dem Spiel sogar ein Abbruch drohte. Für die Bielefelder Spieler war es aber auch ein Weckruf. Auf einmal verzeichneten die Ostwestfalen auch Chancen. Doch die SVWW-Fußballer warfen alles rein und hielten nicht nur die Null. Der eingewechselte John Iredale setzte mit einem weiteren Traumsolo und überlegtem Abschluss noch das 4:0 drauf. Dann kam die 20-minütige Unterbrechung. Die restlichen Spielminuten gingen dann ohne weitere Knalleffekte zu Ende.
Rückspiel am Dienstag in der Schüco-Arena
Beim Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr, live auf SAT1 und Sky) in der Bielefelder Schüco-Arena wird sich dann endgültig entscheiden, ob der SVWW seinen Traum vom dritten Zweitliga-Aufstieg wahr machen kann, der gleichzeitig der Albtraum der Bielefelder wäre, die von der Bundesliga in die 3. Liga durchgereicht werden könnten.
SVWW: Stritzel; Fechner, Gürleyen, Mrowca - Mockenhaupt, Heußer (87. Taffertshofer), Jacobsen, Ezeh (78. Rieble) - Wurtz (72. Froese), Hollerbach (72. Iredale) - Prtajin (87. Carstens).
Arminia Bielefeld: Fraisl; Gebauer (73. Corbeanu), Jäkel, Oczipka (73. Bello) - Vasiladis, Prietl - Lasme (63. Klos), Rzatkowski (63. Lepinjica), Hack - Serra.
Tore: 1:0 Prtajin (6.), 2:0 Wurtz (50.), 3:0 Hollerbach (60.), 4:0 Iredale (82.)
Zuschauer: 11.008.
Schiedsrichter: Brand.